Landau Kein Einsatz zu viel

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„Manche fragen mich: ,Mit 60 darfst du schon gehen?’“, erzählt Polizeihauptkommissar Gerald Bösherz, der nach 43 Jahren im Polizeidienst zum 30. April offiziell in den Ruhestand geht, also morgen. Was viele nicht wissen: Allein 37 Jahre lang arbeitete der Offenbacher im Schichtdienst, hat unzählige Einsätze hinter sich. Ob er schon mal seine Mütze oder seinen Dienstausweis zu Hause vergessen habe? „Das nicht, aber den Schlüssel zu meinem Spind“, erzählt Bösherz. Viele Einsätze sind im Gedächtnis geblieben. Gerne erinnert er sich an jenen, bei dem er und seine Kollegen von einer älteren Frau gerufen wurden, die ihr Auto in den Graben gesetzt hatte. Die Frau war nervlich am Ende, wusste sich nicht mehr zu helfen. Die Polizisten jedoch hatten leichtes Spiel: einsteigen, Rückwärtsgang rein und rausmanövrieren. „Nachmittags stand die Dame dann mit einem frisch gebackenen Kuchen auf der Wache und hat sich bedankt“, sagt Bösherz mit einem Lachen. Wie viele Einsätze er in all seinen Jahren hatte, kann er schlecht abschätzen. Allein bei einer 24-Stunden-Schicht konnten es rund 50 sein. Zu ruhmreichen Zeiten des 1. FC Kaiserslautern sorgte er auf dem Betzenberg für Ordnung, etwa bei den legendären Spielen gegen Real Madrid oder den FC Barcelona. Nicht immer ging es glimpflich aus oder gab es Kuchen am Ende: Bösherz erinnert sich an viele Faschingseinsätze, aber auch an Situationen auf dem Mai- oder dem Herbstmarkt in Landau, wenn es im Bierzelt mal wieder zu Krawallen auch mit den Kollegen von der Gendarmerie kam. „Das hat sich aber komplett gewandelt“, findet Bösherz, „die Feste sind ruhiger geworden.“ 1974 kam Bösherz zur Polizei und wurde 1975 in seinem zweiten Jahr der Grundausbildung gleich bei den RAF-Prozessen in Kaiserslautern eingesetzt. Bewachung und Objektsicherung zogen sich teils über Monate hin. Wer so lange dabei war, merkt auch, wie sich das Bild der Polizei in der Öffentlichkeit verändert. „Jede Zeit hat ihre Besonderheiten. Der Respekt fehlt, aber nicht nur von der Jugend, sondern auch von jungen Erwachsenen“, bedauert Bösherz, „Das ist aber nicht nur gegenüber der Polizei so.“ Ein Lehrer würde die gleiche Antwort geben, meint Bösherz. „Früher kannte noch jeder Landauer seinen Nachbarn. Das ist der Wandel der Zeit.“ Die Polizei sah er nie als Beruf, sondern immer als Berufung. „Da gehört viel Enthusiasmus dazu“, so Bösherz, „Es gab immer Höhen und Tiefen, aber am Ende bin ich allgemein zufrieden heimgegangen. Das wünscht man sich.“ Seine Eltern waren damals nicht so erfreut über seine Karriereplanung. Der Polizeidienst sei damals nichts Ungefährliches gewesen, meint er. Nach dem Dienst habe er immer abschalten können. In seiner Anfangszeit hat Bösherz noch in Offenbach Handball gespielt, die Trainingszeiten konnte er aber bald nicht mehr einhalten, brauchte nach anstrengenden Schichten auch mal seine Ruhe. „Da muss auch die eigene Frau mitspielen“, scherzt der Hobbygärtner und Heimwerker, der sich im Ruhestand wieder mehr um Haus, Hof und Wohnmobil kümmern möchte. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Offenbach und polizeilicher Fachberater Katastrophenschutz wird er seiner Berufung allerdings treu bleiben. Auch die Handballer will er wieder öfter besuchen.

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