Kreis Südliche Weinstraße Ins gemachte Nest

Rund zehn Jahre lebten der ehemalige Landwirt Franz Doll und Weißstorch Xavier samt Familie Tür an Tür in Offenbach. Doch auf einmal stand diese Nachbarschaft vor dem Aus. Im Spätsommer 2016, kurz nachdem die Jungvögel des Storchenpaares flügge geworden waren, fiel das Nest auf Dolls Grundstück aus ungeklärter Ursache herunter. Um den Störchen ein neues Zuhause zu bauen, setzte der 74-Jährige alles in Bewegung – und bekam große Unterstützung.

Nachdem das Nest heruntergefallen war, rief Franz Doll beim Storchenzentrum in Bornheim an. Er wollte Unterstützung für den Wiederaufbau des Storchennests anfordern. Der Offenbacher erhielt jedoch keine Rückmeldung, erzählt er. Und so packte Doll das Problem selbst an. Den morschen und zwölf Meter hohen Stamm einer alten Pappel auf seinem Grundstück – darauf befand sich das Nest – wollte er durch einen stabilen, etwa gleich langen Mast ersetzen, um den Störchen wieder ein Zuhause zu geben. Deshalb kontaktierte er Offenbachs Bürgermeister Axel Wassyl. Der wiederum bat die Firma Objektbetreuung Schuster aus Offenbach , einen 15 Meter langen Stahlmast kostenlos für Dolls Vorhaben zur Verfügung zu stellen. Es klappte. Dann begann die Arbeit. Am 11. Februar 2017 errichtete Doll das neue Storchennest. Den auf sein Anraten auf 13 Meter gekürzten Mast transportierte der örtliche Zimmerer Rolf Pfeuti zu seinem Grundstück. Andreas Koch vom Unternehmen Bäder-Koch in Offenbach baggerte die Grube für das Betonfundament aus. Ganze 2,3 Kubikmeter Beton wurden darin versenkt. Diesen stellte die Firma Südpfalzbeton aus Bornheim zu einem Sonderpreis zur Verfügung und lieferte ihn im Betonmischer an. Gemeinsam richteten Landwirt Wolfgang Roth und Doll den Mast mit den Frontladern ihrer Traktoren auf und hielten ihn in Position, während das Fundament gegossen wurde. Dann setzte Christian Reis, der Jungstorche beringt, das trotz Sturz gut erhaltene Nest auf den Lichtmast – mithilfe eines Hubsteigers, eine höhenverstellbare Plattform, den die Spenglerei Kern aus Billigheim-Ingenheim bereitgestellt hatte. Die neue Unterkonstruktion aus Metall für das Nest hatte die Firma Metallbau Hilsendegen aus Offenbach eigens dafür kostenlos gefertigt. Nach rund zwei Stunden waren die Männer fertig. Begeistert ist Doll von der großen Unterstützung, die er bei seinem Projekt erfahren hat. „Alle, die ich angesprochen habe, haben spontan ja gesagt“, erzählt der Hobbybrieftaubenzüchter. Das liegt seiner Meinung nach auch an der großen Beliebtheit der Störche in der Südpfalz. Doll fasziniert vor allem, der Flug und das Aussehen des Weißstorchs. Außerdem beobachtet er die Störche gerne bei der Aufzucht ihrer Jungen. Um das neue Zuhause für die Störche besonders heimelig zu gestalten, hatte Doll noch etwas Schilf an die Seite gelegt. Gerade rechtzeitig war das Nest einzugsfertig. Denn bereits am 14. Februar, drei Tage nach dem Aufbau, kehrte Weißstorch Xavier in sein Zuhause zurück, erzählt Doll. Am vergangenen Montag ließ Doll den alten und morschen Stamm der Pappel von seinem Bekannten Gerhard Dörr fällen. „Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die mir geholfen haben“, sagt Doll. Wie wurde Doll zum Storchenpapa? Die Geschichte beginnt vor etwa zehn Jahren. Damals musste der ehemalige Pferdezüchter mehrere Baumkronen von Pappeln neben dem Reitplatz auf seinem Grundstück absägen, weil einige Äste morsch waren und deshalb abzubrechen drohten. Einige Monate später beobachtete Doll, wie zwei Weißstörche versuchten, auf einem der gekappten Bäume ein Nest zu bauen. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern und mehr Platz für das Nest zu bieten, fertigte er eine Plattform aus Paletten an und beförderte sie mit dem Hubsteiger in zwölf Meter Höhe. Dort befestigte er das Konstrukt auf einem der abgesägten Bäume. Den Störchen schien das offenbar zu gefallen. Seither sind sie jedes Jahr wiedergekommen. Daraufhin ließ Doll ein Originalnest nachbauen und dieses auf dem Baumstamm platzieren. Franz Doll sind die Störche auf seinem Grundstück ans Herz gewachsen. Im Namen des bis 2008 in Offenbach tätigen katholischen Pfarrers Xavier Albizuri übernahm Doll sogar eine Patenschaft für das männliche Exemplar. Daher auch der Name: „Xavier“.

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