Kreis Germersheim Grünes Licht für Biogutvergärungsanlage

Eine Biomüllvergärungsanlage wie sie in Westheim geplant ist, besichtigten Kreistagmitglieder vor einigen Tagen in Backnang (Fot
Eine Biomüllvergärungsanlage wie sie in Westheim geplant ist, besichtigten Kreistagmitglieder vor einigen Tagen in Backnang (Foto).

Das Kompostwerk Westheim soll um eine Gas produzierende Biomüllvergärungsanlage erweitert werden. Kosten: rund 20 Millionen Euro.

Für rund 20 Millionen Euro will die Entsorgungsfirma Suez mit ihrem Partner, der Biogutvergärung Bietigheim GmbH (BVB), auf dem Gelände des Kompostwerks Westheim eine Biovergärungsanlage bauen. Dem Vorhaben (wir berichteten mehrfach) hat der Kreis-Abfallwirtschaftsausschuss am Dienstag zugestimmt; der Kreistag wird am 26. September abschließend über das Thema befinden. Nach einem etwa neunmonatigen Verfahren bei der Genehmigungsbehörde SGD und einem Jahr Bauzeit soll die Anlage Mitte/Ende 2019 in Betrieb gehen, sagte BVB-Geschäftsführer Reiner Glock, der das Projekt zusammen mit Suez-Geschäftsführer Oliver Grimm vorstellte. Landrat Fritz Brechtel (CDU) bezeichnete das Vorhaben als „Schritt nach vorn in Sachen Umwelt- und Klimaschutz“. Die zu erwartende Geruchs- und Verkehrsentwicklung ließen sich in den Griff bekommen. Die Energieproduktion entspreche der von sechs, sieben Windrädern oder drei Millionen Litern Heizöl. Die Anlage werde bis 2022 für stabile Müllgebühren sorgen. So lange laufe der Vertrag, danach müsse neu ausgeschrieben werden. Ferner soll der jährliche Erbbauzins angepasst werden, so dass statt 17.700 künftig 36.700 Euro in die Kreiskasse fließen, so Brechtel. Produziert werden sollen pro Jahr 30.500 Megawattstunden Biogas, das zu Erdgasqualität aufbereitet und ins Netz eingespeist werden soll, sagte Grimm. Nach seinen Angaben wird Suez zwar Partner des Landkreises bleiben, die Vergärungsanlage aber an BVB unterverpachten. Geplant sei die Schaffung neuer Arbeitsplätze, „wenn auch nicht viele“, so Grimm. Laut Glock steht Bioabfall in ausreichender Menge zur Verfügung, um das Kraftwerk mit einer voraussichtlichen Lebensdauer von 20 Jahren langfristig auszulasten. Die Kapazität liege bei 48.000 Tonnen Biogut und 10.000 Tonnen Grüngut pro Jahr. Aus dem Kreis Germersheim sollen 12.000 Tonnen Bio- und 10.000 Tonnen Grüngut kommen. Das übrige Biogut werde aus Karlsruhe (8000 Tonnen) und dem Kreis Ludwigsburg (28.000 Tonnen) angeliefert. Sollte im Kreis Germersheim mehr Bioabfall anfallen, so könne der verwertet und die Mengen aus dem Kreis Ludwigsburg könnten anderweitig verwendet werden. Reststoffe aus der Vergärung sollen zu Kompost (pro Jahr etwa 17.000 Tonnen) und Flüssigdünger etwa 18.000 Tonnen) verarbeitet werden. Hinzu kämen etwa 5000 Tonnen Siebreste und Störstoffe wie Plastik, die der Müllverbrennung zugeführt werden sollen. Die Kompostqualität sei davon abhängig, wie gewissenhaft die Bürger ihre Bioabfälle sortierten. Pro Werktag würden zwischen 7 und 17 Uhr derzeit 15 An- und Abfahrten von Lastwagen verzeichnet; deren Zahl soll auf 23 pro Tag steigen. Damit es nicht noch mehr Transporte werden, soll von den teils landwirtschaftlichen Fahrzeugen mit etwa acht Tonnen auf 20-Tonner umgestellt werden. Die Zufahrt soll von der B 9 über die Ölstraße und die L 538 von Bellheim nach Westheim erfolgen. Laut Brechtel sollen die Ortsdurchfahrten der beiden Dörfer für diese Lastwagen tabu sein. Das gelte es mit Suez noch zu regeln. Sigrid Weiler (SPD, Bellheim) sprach sich als einzige gegen das Vergärungswerk aus, gegen das sie am Ende auch als einzige stimmte. Sie argumentierte, dass die Gemeinde Bellheim an der L 538 nach Westheim ein Neubaugebiet und ein Ärztehaus plant. Da sei der zusätzliche Verkehr störend. Zudem fordere Bellheim eine Entlastungsstraße zwischen Öl- und Westheimer Straße (L 538) entlang des Waldrands, woran sich die Gemeinde geringfügig beteiligen könne. Brechtel erwiderte, dass Bellheim im Norden bereits sein Gewerbegebiet erweitert und damit die Weichen auf mehr Verkehr gestellt habe. Zudem würde wegen der Vergärungsanlage nur ein Lkw mehr pro Stunde auf den entsprechend gewidmeten Straßen fahren, und das sei verkraftbar. Die Entlastungsstraße könne er sich zwar prinzipiell vorstellen, aber das sage er allen Gemeinden mit einem solchen Ansinnen. Außerdem müsse man berücksichtigen, dass auf absehbare Zeit möglicherweise der Lkw-Verkehr zur Westheimer Mühle entfällt, weil dort eventuell die Produktion umgestellt werde. Joachim Burger (CDU, Neupotz) lobte das Vorhaben, zeigte aber angesichts des geringen zusätzlichen Verkehrsaufkommens kein Verständnis für den Bellheimer Einwand. Was das geplante dezentrale Aufstellen von Bioabfall-Silos bei Landwirten anbetrifft, müssten noch die Auswirkungen einer Gesetzesänderung abgewartet werden. Interessierte Landwirte können sich laut Glock aber jetzt schon an die BVB wenden.

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