Karlsruhe Faszination Rittnerthof

Wechselvolle Geschichte: Der Rittnerthof war einst ein markgräfliches Obstbaum-Gut.
Wechselvolle Geschichte: Der Rittnerthof war einst ein markgräfliches Obstbaum-Gut.

Der langjährige Pächter Helmuth Ristow hat ein Buch über die Geschichte des Rittnerthofs geschrieben. Den 120 Seiten starken Geschichtsband „Gut Rittnerthof – Von der markgräflichen Obstbaumkultur zum modernen Reiterhof“ mit zahlreichen historischen Abbildungen gibt es in der Durlacher Buchhandlung Mächtlinger sowie im Internet zu kaufen.

Als Helmuth Ristow vor 25 Jahren den Rittnerthof pachtete, brauchte er vor allem einen Platz für seine beiden Pferde. Im vergangenen Vierteljahrhundert hat der ehemalige Unternehmer aber nicht nur den Reiterhof auf dem Durlacher Turmberg aus der Taufe gehoben und durch die Pensionstierhaltung sukzessive weiterentwickelt, sondern auch zahlreiche bislang unbekannte historische Fakten und Anekdoten über das ehemalige Hofgut zutage gebracht. Nach Ende seiner Pachtzeit hat der 84-Jährige nun das Buch geschrieben. „Die Geschichte des Rittnerthofs hat mich von Anfang an fasziniert“, so Helmuth Ristow. Außerdem habe er nach der Veröffentlichung seines ersten Buches über die Geschichte seiner Firma Ristow-Alarmanlagen die Lust am Schreiben entdeckt und mit „Kindliche Zeitzeugen“ vor drei Jahren bereits sein zweites Buch über die Erlebnisse seines Bruders Klaus während des Zweiten Weltkriegs in Berlin veröffentlicht. Mit dem Verkauf seiner Sicherheitsfirma stellte Helmuth Ristow auch die Weichen für die Pacht des Rittnerthofes, denn seine zweite Ehefrau Hannelore war eine begeisterte Reiterin. „Als Ruheständler wollte ich mich verstärkt um die Pferde kümmern und da lag die Übernahme des Rittnerthofes quasi auf der Hand“, erinnert sich Helmuth Ristow. Neben den eigenen Tieren kamen bald gut zwei Dutzend Vierbeiner von Pferdehalten aus der ganzen Region hinzu. Für die kommenden Jahrzehnte sei die Zukunft des Reiterhofs gesichert. Sein Nachfolger als Pächter wurden Michael Lang, dessen Tochter Jenny Lang-Nobbe eine erfolgreiche Dressurreiterin ist. Die Geschichte des Rittnerthofes begann nach Ristows Recherchen vermutlich schon vor mehreren hundert Jahren. Im Jahr 1776 erwarb Markgräfin Karoline Luise das sogenannte „Caduc-Guth im Rittnertwald“ und betrieb dort bis zu ihrem überraschenden Tod im Jahr 1783 Obstanbau. Danach kam es zu mehreren Besitzerwechseln. Im Jahr 1902 wurde mit dem Verkauf des Hofes an Eduard Merton ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der jüdische Unternehmer steckte nämlich sehr viel Geld in den Hof, eröffnete den ersten Reiterhof und ließ sich von den bekannten Architekten Cujel und Moser eine markante Jugendstil-Villa bauen. Nach der Machtergreifung durch die Nazis emigrierte Merton in die Vereinigten Staaten und verkaufte den Rittnerthof an den Unternehmer Fritz Gebhardt, der 1935 in New York von seiner Geliebten ermordet wurde. Bis heute gehört der Hof der Erbengemeinschaft von Fritz Gebhardt. Dessen Enkel Michael Hansch wurde auf dem Gut geboren und wuchs dort auf. Hansch war auch die wichtigste Quelle bei den Recherchen. „Er hat viele alte Dokumente und nicht veröffentlichte Bilder und Schriften gesammelt“, erzählt Helmuth Ristow. Seinen Kindheitserinnerungen hat der Autor ebenso ein Kapitel gewidmet wie dem Brand der Feldscheune im Jahr 1983 und dem bis heute unbestätigten und nur wenig dementierten Gerücht, das der Rittnerthof in den 1980er Jahren als Kulisse für Sexfilme diente.

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