Kreis Germersheim Entlaufene Rinder sorgen für Chaos und schweren Verkehrsunfall

Mit Spezialanhängern wird versucht, die Rinder einzufangen.
Mit Spezialanhängern wird versucht, die Rinder einzufangen.

Tragische Folgen hat der Ausbruch einer Rinderherde, die sich von Samstagabend bis Sonntagnachmittag zwischen Speyer und Lingenfeld herumtrieb.

Von Sonntagsruhe konnte gestern in Dudenhofen keine Rede sein. Ein Polizeihubschrauber kreiste in dem Gebiet über der B9. Und weil die Bundesstraße in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt war, wichen die Autofahrer in die umliegenden Dörfer aus und verstopften auch dort die Straßen. Die Ursache: eine Herde Rinder, die gegen 18.40 Uhr am Samstag ausgebüxt war, auf der Bundesstraße hin- und herlief und erst am Sonntag gegen 14 Uhr wieder eingefangen werden konnte. „Wir hatten viel Glück, dass nicht mehr passiert ist“, sagt Stefan Zöller, Leiter der Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Römberg-Dudenhofen. „Die Rinder standen mitten auf der Straße.“ Laut Polizei sollen sie von einer Koppel im Römerberger Ortsteil Heiligenstein ausgebrochen sein. Warum, war noch unklar. Wie eine Augenzeugin gegenüber der RHEINPFALZ berichtete, habe jemand den Zaun, hinter dem sich die Rinder befanden, entfernt. Auch über die Zahl der Rinder wurde Unterschiedliches bekannt. Erst von 20, dann von 15 flüchtigen Tieren war die Rede. Schließlich haben die Rettungskräfte aus Polizei und Feuerwehr zwölf Rinder einfangen können. „Vermutlich sind keine mehr frei“, sagte der Dienstgruppenleiter der Polizei Germersheim, Patrick Schnell, gestern auf Nachfrage. Bis dahin hatten die Rettungskräfte alle Hände voll zu tun. Die Polizei mit 15 Leuten kümmerte sich um den Verkehr, damit die Autos, die sich wegen der Vollsperrung stauten, abfahren konnten. Die rund 40 Feuerwehrleute aus Dudenhofen, Römerberg und Harthausen versuchten bis 2.30 Uhr nachts die Tiere unter Kontrolle zu bringen. Der Besitzer der Herde organisierte laut Polizei mobile Fangzäune, die unter Strom gesetzt werden konnten. Damit wurden die Tiere umstellt. Doch das Einkreisen stellte sich als schwierig heraus, weil die Rinder unter Stress standen, aggressiv waren und aufgeregt umherliefen. „Sobald wir uns näherten, bewegten sie sich weg“, erzählt Feuerwehrmann Stefan Zöller. „Sie haben eine ganz schöne Strecke zurückgelegt.“ Nur vier konnten bis zum Einbruch der Dunkelheit am Samstagabend auf diese Weise in Gatter und Hänger getrieben und somit „festgesetzt“ werden. Sie wurden über Nacht bei Landwirten in Römerberg und Weingarten untergebracht, die ihre Hilfe dafür angeboten hatten. Bis in späte Nacht verfolgten die Einsatzkräfte die Herde weiter, die sich meist östlich der B9 aufhielt, teils kreuz und quer über die Fahrbahn lief und sich nach Süden Richtung Germersheim bewegte. In der Dunkelheit verlor man die restlichen acht Tiere aber aus dem Blick. Die Bundesstraße blieb sicherheitshalber bis auf Weiteres gesperrt. Auch Jagdpächter und Sachverständige wurden hinzugezogen. Denn man rechnete damit, dass man im Notfall Tiere töten müsste. Auch für das Vieh war die Nacht stressig. „Es kam nicht zur Ruhe und war extrem lauffreudig“, sagt Polizeihauptkommissar Patrick Schnell. Am Sonntagmorgen um 9 Uhr ging die Suche weiter. Pferdehalter boten an, dass sie das Vieh mit Leitpferden zusammentreiben könnten. „Wie Cowboys“, beschreibt das der Polizeihauptkommissar. Aber bevor sie zum Einsatz kamen, konnten sieben Tiere mit den Fangzäunen eingegrenzt werden. Eins war jedoch nicht auffindbar. Deshalb der Hubschrauber, der die Umgebung mit einer Wärmebildkamera absuchte. Das Tier hatte sich im Dickicht bei der Dudenhofener Auffahrt auf die B9 versteckt. Ein Tierarzt aus Landau betäubte es, damit es in einen Transporter gebracht werden konnte. Um 14 Uhr wurde am Sonntag Entwarnung gegeben. Bis dahin war es allerdings schon bei Lingenfeld am Stauende auf der B9 in Fahrtrichtung Speyer zu einem Auffahrunfall mit zwei Schwerverletzten gekommen, wie Dienstgruppenleiter Schnell berichtete. Nun muss ermittelt werden, wie es zu dem Wirbel mit den Rindern kommen konnte. „Erst einmal ist allerdings der Tierhalter verantwortlich und muss für die Kosten aufkommen“, sagt Schnell. „Und da wird einiges zusammen kommen. Hoffentlich hat er eine Haftpflichtversicherung.“ (jel/dit/jsb/tol)

Auf der B9 und auch noch gegen die Fahrtrichtung...
Auf der B9 und auch noch gegen die Fahrtrichtung...
Der Tierarzt muss mit dem Betäubungsgewehr helfen.
Der Tierarzt muss mit dem Betäubungsgewehr helfen.
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