Kultur Südpfalz „Eine wahre Schatztruhe“

Pfälzische Panoramen: Fotografien von Karlheinz Schmeckenbecher im Weingut Dr. Wehrheim.
Pfälzische Panoramen: Fotografien von Karlheinz Schmeckenbecher im Weingut Dr. Wehrheim.

„Er war verbindlich, aber bestimmt, humorvoll und sehr verletzlich. In seinen Bildern kann man die Pfalz immer wieder neu entdecken.“ So treffend, wie Landrätin Theresia Riedmaier das Bild von Karlheinz Schmeckenbecher bei der Eröffnung der Retrospektive im Weingut Dr. Wehrheim zeichnete, so treffend hat der 1952 in Hockenheim geborene und 2012 verstorbene Fotograf das Leben in der Pfalz, den Charme der Landschaft und der Dörfer und den Charakter der Menschen eingefangen und für immer festgehalten. Ohne Worte beschreiben seine stimmungsvollen und dennoch authentischen Fotografien die Poesie der Pfalz zu allen Tages- und Jahreszeiten. Wer ihn kannte, bestätigt Riedmaiers Beschreibung seiner angenehm zurückhaltend ruhigen Art bei Presseterminen, im Hintergrund den richtigen Moment abwartend, um den vorgesehenen Text in der RHEINPFALZ mit einem passenden Bild zu unterstreichen. Von 1976 bis 2001 war der Mann an der Seite von RHEINPFALZ-Redakteurin Monika Lauer für die Tageszeitung unterwegs, künstlerisch ausleben konnte er sich unter anderem bei den Kampagnen für die Weinwerbung an der Südlichen Weinstraße, für die Schmeckenbecher mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Daran erinnern zum Beispiel die großformatigen Sonnenblumen, die eine Wand im Weingut zieren, und Landschaftsbilder mit Spalieren blühender Obst- und Mandelbäume oder akkurate Wingertzeilen zu allen Jahreszeiten, die aus der Ferne betrachtet Ölbildern gleichen. Die eindrücklichen Aufnahmen Schmeckenbechers sind in mehreren Bildbänden in der Pfälzer Verlagsanstalt verewigt, 1992 hat er einen Kunstreiseführer im großen Kölner Dumont-Verlag bebildert. Die Aufnahmen, die der Landkreis angekauft hat, nannte die Landrätin in ihrer Laudatio „eine wahre Schatztruhe“. Zur Passion des begnadeten Fotografen, der sein Handwerk so perfekt beherrschte, dass die Ergebnisse getrost in die Kategorie Kunst eingeordnet werden können, gehörte auch die Schwarz-Weiß-Fotografie. Leider sind in Birkweiler nur wenige jener kleinformatigen Stimmungen ausgestellt, die vor allem die Menschen an der Südlichen Weinstraße so trefflich charakterisieren. Feldarbeiter im Weinberg ebenso wie runzelige Marktweiber und Kinder mit staunenden Augen. Im Gespräch mit Monika Lauer, die kürzlich verstarb, sei die Idee zur Retrospektive des Werks von Karlheinz Schmeckenbecher im Weingut geboren worden, berichtete Ulrike Wehrheim in der Begrüßung am Mittwochabend. Nun hat ein Bruder, Peter Lauer, die Nachlassverwaltung übernommen und mit Familie Wehrheim die Ausstellung während des alljährlichen Gutsausschanks organisiert. Rund 120 Gäste lauschten ergriffen der sehr emotionalen Einführung, viele kannten Karlheinz Schmeckenbecher persönlich und tauschten Erinnerungen aus. Und alle waren sich einig, dass es kaum einen geeigneteren Ort geben kann, „Pfälzer Impressionen“ zu zeigen, als an dem Arbeitsplatz von Winzern. Die sehr bedachte und gelungene Hängung verstärkt wechselseitig Kunst und Raum, dazu unterstreicht die passende Dekoration die Wirkung der Bilder. Und weil ein Weingut eben keine Galerie ist, werden die Betrachter der „Pfälzer Impressionen“ in der kommenden Woche die Bilder im Alltag des Weinguts erleben. Zwar hat die Lese für die Weine, die Karl-Heinz und Franz Wehrheim herstellen, noch nicht begonnen, aber ein Weingut lebt vom Verkauf seiner Produkte und von Alltagstätigkeiten wie Etikettieren und Verpacken. Während der Arbeiten werden Kunst und Raum noch einmal miteinander verschmelzen. Info Die Ausstellung in der Weinstraße 8 in Birkweiler ist diese Woche während der Öffnungszeiten des Weinguts Dr. Wehrheim zu sehen: Montag bis Freitag von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr sowie Samstag 9 bis 16 Uhr.

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