Kultur Südpfalz Eine Liebe in Zeiten des Krieges

Begegnen sich zunächst als Feinde: Swana Rode und Dario Neumann im Stück „Zwei im Dunkeln“, das derzeit beim Jungen Staatstheate
Begegnen sich zunächst als Feinde: Swana Rode und Dario Neumann im Stück »Zwei im Dunkeln«, das derzeit beim Jungen Staatstheater aufgeführt wird.

Eine Teenager-Liebe wider alle Wahrscheinlichkeit. Das Jugendstück „Zwei im Dunkeln“ von Michail Bartenjew und Alexej Slapowskij, das derzeit beim Jungen Staatstheater in Karlsruhe gezeigt wird, erzählt die Geschichte zweier Jugendlicher, die sich zunächst als Feinde begegnen und dann doch zueinander finden.

Da trifft ein 15-jähriges Mädchen im finsteren Keller eines zerbombten Haues auf einen jungen Soldaten, der selbst erst 17 Jahre alt ist und doch schon gezeichnet ist durch die Erfahrungen von Schrecken und Gewalt. Ängstlich stehen sie einander gegenüber und kommen nur langsam, immer wieder unterbrochen von Drohung und Panik, ins Gespräch. Es wird klar, dass draußen ein Krieg tobt – offenbar ein Bruderkrieg zwischen einst verbundenen, jetzt entzweiten und hasserfüllten Staaten. Zwar sprechen die beiden noch annähernd dieselbe Sprache, aber sie verstehen sich doch nicht ganz, weil die Entfremdung der „Gegner“ so weit fortgeschritten ist, dass die Kommunikation versagt. Immer wieder führen Missverständnisse, Vorurteile und Blockaden zu Ausbrüchen von Misstrauen und Eskalation, ja sogar zu einer versuchten Vergewaltigung. Dem Mädchen geht es vordringlich um Entspannung und friedliche Einigung; der Junge dagegen, der im Krieg seine Familie an die „Anderen“ verloren hat, drängt empört auf Rache und will nach dem Urgesetz „Aug` um Auge“ genau 23 Feinde umlegen. Ein quälender, schmerzlicher Prozess der Annäherung setzt ein, bis beide merken, dass sie Opfer des sinnlosen Krieges und auf einander angewiesen sind. Im Hin und Her dramatischer Umschwünge entwickeln sie Gefühle der Fürsorge und menschlicher Hinwendung, bis dann tatsächlich ein zarte Liebe zwischen ihnen entsteht, während draußen das Morden weitergeht und sie schließlich gar in ihrem Kellerversteck verschüttet werden. Glücklich ist der Ausgang des Geschehens nicht, denn der Junge stirbt an seinen Verwundungen, und das Mädchen harrt an seiner Seite und verzichtet auf mögliche Rettung. Die beiden russischen Autoren, die in ihrer Heimat Kindertheater machen, vermeiden klare Angaben von Ort und Zeit. Ist es ein Krieg verwandter Völker wie in Tschtschenien oder der Ukraine? Verweist das Stück auf den Nahen Osten oder Afrika? Nicht einmal die Namen der beiden jungen Leute werden genannt. Diese bewusste Anonymisierung und Neutralisierung von Situation und Personen verleiht dem Stück einen beispielhaften Charakter und damit eine Botschaft: Das beklemmende Schicksal dieses unglücklichen Paares kann sich immerzu und überall wiederholen – in einer Welt, in der Kriege und Gewalt, Not und Tod leider zur Alltäglichkeit gehören und in der 50 Prozent aller Geflüchteten noch Kinder sind. Die Inszenierung von „Zwei im Dunkeln“ im Karlsruher Insel-Theater besorgte der neue Leiter des Jungen Staatstheaters, Otto A. Thoß, der mit diesem engagierten Antikriegsstück gleich zu Beginn seiner Amtszeit ein Zeichen setzt für ein realitätsnahes Theater, das auf die großen, drängenden Themen der Gegenwart zugreift und dabei durchaus auch an die Grenzen der Zumutung geht. Im schroffen, ruinösen Bühnenbild von Philip Rubner spielen Swana Rode und Dario Neumann das junge Paar mit zunächst glaubwürdiger Verzagtheit und dann wachsendem Vertrauen in die Tragfähigkeit ihrer erwachenden Gefühle – bis hin zum bewegenden Schlussbild der verlöschenden Kerze, die das melancholische Ende dieser ungleichen Romanze unter dem alles vernichtenden Vorzeichen des Krieges bezeichnet. Tickets und Termine Die nächsten Vorstellungen von „Zwei im Dunkeln“ sind im Karlsruher Insel-Theater für den 17./18. Oktober sowie den 8./9. November vorgesehen. Karten und weitere Termine unter Tel. 0721 933333 sowie im Internet: www.staatstheater.karlsruhe.de.

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