Kreis Südliche Weinstraße Eine königliche Knolle

Wenn Grumbeersupp neben dem Quetschekuche auf dem Teller dampft, der Geruch von Grillkartoffeln mit Rosmarin in die Nase steigt, die Herzoginkartoffel auf der Zunge zergeht, dann kann man sich kaum vorstellen, dass Europa einst ohne die Kartoffel auskam. Als die Knolle aus Peru eingeschifft wurde, hatte sie Freunde und Feinde. Feinde verschmähten sie, da sie – roh verzehrt – einen Blähbauch verursacht, Freunde priesen ihren Saft als potenzsteigernd an. Die Kartoffel hat inzwischen einen weitreichenden Siegeszug hinter sich. In Italien braucht man sie für Gnocchi, in Frankreich für das „Gratin dauphinois“, in Spanien werden Tortillas aus ihr gemacht und in Deutschland gibt es Bratkartoffeln. Weil sie so schmackhaft, so wertvoll und so vielfältig ist, hat sich die RHEINPFALZ anlässlich des heutigen Internationalen Kartoffelstags mit Experten und Liebhabern aus Südpfalz über die Königin der Knollen unterhalten. Eine, die sich in der Südpfalz ganz besonders mit der Kartoffel und ihrer Zubereitung auskennt, ist Natallia Renner: „Ich komme aus Weißrussland und dort essen die Leute Kartoffeln dreimal am Tag.“ Deshalb kennt Renner eine Menge ausgefallener und einfacher Kartoffelrezepte. Die kocht sie nicht nur zu Hause für ihre Familie, sondern auch bei verschiedenen Kursen der Volkshochschulen in Edenkoben, Landau, Annweiler und Kandel. „Die Kartoffel ist sehr gesund, sie enthält basische Minerale, die dem Körper guttun und hat dabei verhältnismäßig wenig Kalorien“, schwärmt sie vom Pfälzer Nationalgemüse. Sie selbst kocht am liebsten mit Knollen der Sorte Laura. „Die gibt es aber leider nur bei wenigen Bauern“, sagt die Köchin, die sich mit Vorliebe vegan ernährt. Sie kaufe ihre Kartoffeln nur beim Landwirt. Bei Discounter-Kartoffeln verweigerten ihre Kinder das Essen, berichtet die junge Mutter. Natürlich eigne sich auch nicht jede Kartoffel für jedes Gericht. Festkochende Sorten seien etwa bei Bratkartoffeln zu bevorzugen, vorwiegend festkochende für Pommes und mehlig kochende eher für Kartoffelpüree und Knödel. Renners Lieblingskartoffelgericht stammt wie sie aus Weißrussland und heißt Wareniki. „Das ist Nudelteig, der mit Kartoffelpüree gefüllt wird und dann beispielsweise mit Sauerrahmdip serviert wird.“ Wer jetzt Lust bekommen hat, sich mal wieder selbst mit einem Kartoffelgericht zu verwöhnen, der sollte mal bei Bio-Bauer Ralf Gensheimer in Offenbach vorbeischauen. Der hat dieses Jahr mehr als genug von der tollen Knolle im Angebot. Er baut auf acht Hektar Kartoffeln an, die er dann im Hofladen, auf dem Wochenmarkt und über verschiedene Bio-Anbieter vermarktet. Dieses Jahr ist er mit seiner Ernte mehr als zufrieden: „Die Kartoffel ist sowieso meine Lieblingskultur, und dieses Jahr liegen wir mit unserer Erntemenge gut ein Drittel über dem durchschnittlichen Wert“, sagt Gensheimer. Den Frost im April haben die Knollen gut verkraftet, und der trockene Vorsommer hat sein Übriges für die Gesundheit der Kartoffeln getan. Lediglich die Larve des Schnellkäfers, der Drahtwurm, kann Gensheimers Knollen jetzt noch gefährlich werden. Dieser Schädling befällt die erntereifen Kartoffeln unterirdisch. Aber Gensheimer ist optimistisch: „Wahrscheinlich hatten wir noch nie so viele Knollen in der Erde wie in diesem Jahr“, schwärmt er. Auch die Stärkewerte und damit die Qualität der Kartoffeln seien sehr positiv. Nur eines macht ihm etwas Sorge: Sein Kühllager könnte zu klein sein für diese Mengen. Letztes Jahr hätte er sich das nicht träumen lassen. Fast ein Drittel weniger als in normalen Jahren betrug seine Ernte, weil seine jungen Kartoffelpflanzen der Kraut-und Knollenfäule zum Opfer gefallen waren. „Diese Pilzkrankheit kann sich ausbreiten, wenn es eine langanhaltende Blattfeuchte gibt“, erklärt der Offenbacher. In diesem Jahr hat er darum gegengesteuert und die neuen Sorten Allians und Regina ausprobiert. „Wir als Direktvermarkter setzen auf Kartoffelsorten mit gutem Geschmack“, betont Gensheimer. „Bei diesen beiden Sorten scheint das gewährleistet zu sein, und sie haben außerdem eine hohe Resistenz gegen die Kraut- und Knollenseuche.“ Aber nicht nur neue Sorten wachsen auf Gensheimers Acker. Auch altbewährte Sorten wie Leila, Caprice und Agria pflanzt er an. „Der größte Faktor für die Gesundheit ist sowieso das Wetter“, meint Gensheimer.

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