Landau Eine Karte, zwei Meinungen

Stolz zeigte Günther Klebes der RHEINPFALZ seine historische Postkarte, die Landau um 1920 zeigen soll (wir berichteten am 11. Juli). Leser Walter Bechtold meinte aber, die Postkarte müsse eine Fälschung sein (Ausgabe vom 12. Juli). Der Besitzer wehrt sich. Er hat dabei die Unterstützung eines weiteren passionierten Sammlers: Manfred Hofer aus Gleishorbach.

Die Karte, um die es geht, zeigt die Weißenburger Straße – damals noch Wissembourgerstraße – in Landau. Auf ihr außerdem zu sehen ist die Queichtalbahn, das Vinzentius-Krankenhaus und die Marienkirche. Walter Bechthold aus Landau meint, dass die Karte ein falsches Motiv abbilde. Er geht davon aus, dass es „digital aus Einzelbildern willkürlich zusammengestellt“ worden sei. Wie berichtet, war er bis 1973 im Besitz des Hauses, das oberhalb der Queichtalbahn zu sehen ist. Sein Haus habe nicht frei gestanden, unmittelbar dahinter stehe auch heute noch ein älteres Stadthaus. Das Krankenhaus habe so nicht ausgesehen, und ein anderes Haus habe es niemals gegeben, auch habe die Weißenburger Straße niemals einen so schönen Ockerton gehabt. Die „Dimensionen der Eisenbahn“ sind ihm nicht geheuer. Günther Klebes, Besitzer der Postkarte, will den Vorwurf einer Fälschung nicht hinnehmen. Genauso wenig wie Manfred Hofer, der sich an unsere Redaktion gewandt hat. Die beiden sind sich einig: Die Karte ist echt. Sie stamme etwa aus dem Jahr 1920. Bewegliche Gegenstände haben, der langen Belichtungszeit wegen, damals noch nachträglich eingearbeitet werden müssen, sagt Klebes. Also doch aufgehübscht. Nur eben nicht digital. Um 1920 sei es Usus gewesen, das Abbild mit der Hand zu kolorieren. Hofer bestätigt: „Das einzig nicht Echte an dieser Ansichtskarte ist die damals oft übliche Unart, dass eine Eisenbahn hineinretuschiert wurde.“ Für den Ockerton hat er auch eine Erklärung: „Bei der Farbgebung hat man schon in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg gerne nachgeholfen, um die Karte farbintensiver zu gestalten.“ Günther Klebes’ Unterstützer ist selbst auch im Besitz sehr ähnlicher Karten und schickte der RHEINPFALZ vier Kopien seiner Exemplare. Sie stammen nach Hofers Aussage aus den Jahren 1899 bis 1910. Anhand derer lasse sich die bauliche Entwicklung nachvollziehen. Und auch, dass das Stadthaus und das Krankenhaus kurz vor 1910 erbaut wurden. Den Vorwurf, ein Haus habe es nie gegeben, widerlegten diese Karten. „Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg waren diese Karten von französischen Militärangehörigen verschickt worden“, gibt Hofer an, „außerdem befanden sich auf solchen Postkarten keine gestempelten Briefmarken.“ Klebes’ Karte hat tatsächlich keine Briefmarke anheften. Klebes hat seine Sammlung zwischenzeitlich übrigens um eine weitere Karte, mit dem gleichen Motiv, ergänzt. Sie wurde 1929 versendet, von einem französischen Soldaten. Wie auch schon seine erste Karte.

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