Kreis Germersheim Ein Pionier des Städtetourismus und Chronist der Stadt

Verleihung der Rudolf von Habsburg-Plakette an Josef Sellinger während einer festlichen Sitzung des Germersheimer Stadtrates am
Verleihung der Rudolf von Habsburg-Plakette an Josef Sellinger während einer festlichen Sitzung des Germersheimer Stadtrates am 15. Juli 1967 im Souterrain der Berufsschulaula.

Die „Rudolf von Habsburg-Plakette“ ist die höchste kommunale Auszeichnung, die die Stadt Germersheim zu vergeben hat. Im Jahr 1963 geschaffen, um dem Repräsentationsbedürfnis der aufstrebenden Kleinstadt zu entsprechen, wurde die Plakette in den 1960er Jahren an eine Reihe von Personen vergeben, die sich um Germersheim und dessen Entwicklung verdient gemacht hatten.

Das waren zum Beispiel Landrat Georg Weiß (1963), MdB Albert Leicht, der Tournuser Bürgermeister Raymond Gauthier (beide 1964) und Schwester Frontina (1966). Im folgenden Jahr – im Sommer vor 50 Jahren – war es Josef Sellinger, der aufgrund eines Stadtratsbeschlusses vom 14. Juni 1967 mit der Auszeichnung bedacht wurde, die sein langjähriges Engagement für Germersheim würdigen sollte: Sellinger hatte unter anderem bereits seit 1932 geschichtsinteressierte Besucher durch die damals noch baulich vernachlässigten Festungsanlagen, hauptsächlich der ehemaligen „Fronte Beckers“, geführt und ihnen dabei Einblicke in die Germersheimer Stadt- und Militärgeschichte gegeben. So war Josef Sellinger geradezu ein „Pionier“, der - lange bevor der Wert dieses städtebaulichen Erbes überhaupt erkannt wurde – eine frühe und bescheidene Form dessen anlegte, was heute in Form von Gästeführungen zum touristischen Angebot der Stadt zählt. Darüber hinaus verstand sich Josef Sellinger stets auch als örtlicher Chronist, der wichtige Ereignisse aus der Stadtgeschichte und Selbsterlebtes aus vergangenen Tagen für die Nachwelt festhielt. Als das erste Heimatmuseum im Jahr 1936 seine Türen öffnete, zählte er zu den Initiatoren und Kustoden, die lange Zeit auf die Schaffung dieser Einrichtung hingearbeitet hatten. Dementsprechend waren es auch zwei Wünsche, die der frischgebackene Träger der Rudolf von Habsburg-Plakette im Rahmen der festlichen Stadtratssitzung am 15. Juli 1967 im Souterrain der Berufsschulaula vortrug: Einerseits bat er darum, die „Fronte Beckers“ als besondere Sehenswürdigkeit Germersheims zu pflegen, zu unterhalten und damit für die Nachwelt zu erhalten. Darüber hinaus lag ihm die Wiedereröffnung des Heimatmuseums, dessen Bestände 1945 herbe Kriegsverluste verzeichnet hatten und das seitdem über keine geeigneten Räume mehr verfügte, sehr am Herzen. Uneigennützige Wünsche, die Sellinger mit seinem persönlichen Dank für die ihm zu Teil gewordene Auszeichnung bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck brachte.

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