Kultur Südpfalz Drei Frauen und ein Neandertaler

In der Kunstausstellung „Grundformen“ lud der Verein Villa Streccius zur Matinée „Ach gibt es etwas Schöneres…“. Sopranistin Ruth Eberhard und Mezzosopranistin Malika Reyad präsentierten ironische Lieder, lustige Chansons und tiefgründige Gedichte. Melania Inés Kluge begleitete sie am Klavier.

Das von den drei Musikerinnen aus Karlsruhe eigens für die Matinée zusammengestellte Programm entzückte die Gäste. Die Pianistin Melania Inés Kluge stimmte die Zuhörer mit dem locker gespielten Stück „Irgendwo auf der Welt“ vom Werner Richard Heymann das Publikum ein. Ruth Eberhard kam bei dem „Klagelied der Schönen“ von Friedhelm Kändler richtig in Fahrt und begeisterte mit spöttischen Sätzen wie „Ich bin so schön, da muss ich immer wegsehen“. „Can you hear me“ von Bob Chilcott sangen Ruth Eberhard und Malika Reyad gemeinsam. Der bewegende, lebensbejahende Titel handelt von einem taubstummen Menschen, der von seiner Welt erzählt. Dann bot Melania Inés Kluge die Siciliana der Flötensonate Es-Dur von Bach. Voller Enthusiasmus präsentierte Malika Reyad das Lied „Zärtlich allein“, ebenfalls ein Werk des Dichters und Bühnenautors Friedhelm Kändler. Mit beschwingten Bewegungen unterstrich sie den Inhalt, das von einer Verabredung mit sich selbst handelt: „Ich koch schwarzen Tee und biet ihn mir an, ich sag, dass ich auch Kaffee kochen kann. Dann sag ich Danke und nehm Kaffee, trink ihn gemeinsam mit mir und dem Tee.“ Eberhard trug hingebungsvoll das französische Gedicht „Néère“ von Charles Leconte de Lisle vor. Ihre hohe Sopranstimme kam voll zur Geltung. „Ach gibt es etwas Schöneres als die Vergesslichkeit…“. Auf zwei roten Stühlen sitzend, reisten die beiden Sängerinnen nach Ägypten. Das amüsante Lied „Senil am Nil“ von Friedhelm Kändler verlockte zum Lachen. „Ich hab einen Lebenstraum, Kairo heißt mein Ziel. Dort setz ich in ’nen Klappstuhl mich und werd senil“. Malika Reyad lief beim „Engel der Liebe“, einem weiteren humorvollen Stück von Kändler, zu Hochtouren auf. Der Engel der Liebe ist sehr großzügig mit seinem Gut, jedoch nicht auf eine dauerhafte Beziehung aus. „Ich verwöhn mit Liebe, da wo sie hinfällt – ich bin caritativ“. Dann folgte das ruhigere, tiefsinnige Gedicht „Die Meere“ von Wilhelm Müller. Das melancholische Stück „Ich suche ein neues Gesicht“ von Friedhalm Kändler, vorgetragen von Malika Reyad, handelt von einer unerwiderten Liebe. In „Verführung“ geht es um die überall lauernden, verlockenden Desserts und Süßigkeiten – Sahneschnitten, Himbeergelee, Schokolade, Tiramisu –, die jede Diät gefährden und den Menschen in einen nie endenden inneren Konflikt stürzen. „Eine Praline? Ein kleines Küchlein? – Nein, nein es darf nicht sein.“ Mit „Sure“ von James Agee rundeten die Sängerinnen, stets begleitet von Melania Inés Kluge am Piano, ihr Programm ab. Während die Werke in der Ausstellung auf abstrakten Grundformen basieren, thematisierte die Matinée die Grundformen der menschlichen Gefühle. Die Zugabe war köstlich. In „Ein Neandertaler“ von Günter Neumann sangen Ruth Eberhard und Malika Reyad charmant von ihrem Traummann: „Ein Neandertaler, ein Neandertaler. Gegen den wär`n mir die ander`n Männer schnurz! Die sind niedlich, die sind schwächlich. Ne, so’n strammen Tarzan möcht` ich.“ |inaz

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