Kultur Südpfalz Die kirchlichen Jubiläen im Blick

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Wenn 2017 so weitergeht, wie es bei der Neujahrsmatinee im proppevoll besetzten Chawwerusch-Theatersaal begann, dann hat das professionelle Schauspielensemble aus Herxheim keinen Grund zur Sorge. Garantiert alle Gäste bekamen Lust auf die kommenden Produktionen, die häppchenweise serviert und mit Bob-Dylan-Musik von den „Grauen Stars“ garniert wurden.

„Das Jahr soll gut sein“, eröffnen Stephan Wriecz und Sieglinde Eberhard mit einem launigen Gedicht von Ernst Jandl die Matinee, um sogleich mit dem ganzen Chawwerusch-Ensemble festzustellen, dass gerade deshalb manches auch ganz genauso bleiben darf, wie es bisher war: „Wir sind wieder da, Ihr seid wieder da – Bob Dylan ist wieder nicht da.“ Aber was soll’s. Er wird kurzerhand vertreten durch nicht minder „Graue Stars“. Jürgen Bräutigam und Peter Lenz lassen die Lieder des Literaturnobelpreisträgers mit all ihrer poetischen Kraft im Duett und in mancher Übersetzung durch die Theaterleute wirken. „The Times They Are A-Changin“ – die Zeiten ändern sich – und das frische Chawwerusch-Programm hält dabei Schritt. Gleich zwei neue Stücke kreisen thematisch um wichtige Geschichtsjubiläen: „Der kleine Luther“ wird anlässlich des 500. Jahrestags des Thesenanschlags mit etwa 100 Mitwirkenden als Stationentheater in Landau aufgeführt. Premiere ist am 22. September. Bei der Produktion in Kooperation mit dem protestantischen Dekanat Landau und der Stadt steht Johannes Bader, der Reformator von Landau, im Mittelpunkt. Das Drama mit dem Arbeitstitel „Vom Fürstbischof zum Schäfersohn“ wird als Auftragsarbeit des Bistums Speyer dessen 200. (Wieder)Geburtstag nach der französischen Revolution und das Wirken des damaligen Bischof Nikolaus von Weis in den Fokus rücken. Premiere ist am 12. Mai im Edenkobener Kurpfalzsaal. Dieses Sommerstück wird in der Folge in der ganzen Diözese gespielt, allerdings nicht unter freiem Himmel. Dass dabei auch der Sprengel Pirmasens mit seiner zerstörten und verwaisten Kirche eine kernige Rolle spielt, verriet der Probeausschnitt mit Ben Hergl als Glockenschorsch und Stephan Wriecz als Priester, sowie Monika Kleebauer und Hanna Gandor als maulende Frauen. Aufmüpfig ist Monika Kleebauer auch im „Kleinen Luther“, der die Zeit noch 300 Jahre weiter zurückspult, als der Ablasshandel blühte, das Volk darbte und schließlich protestierte. In ersten Auszügen aus dem Großprojekt trieb Laienschauspieler Stefan Asam schon mal mit rabenhaftem Gekrächze die „Groooschen“ zur Sühne von Ehebruch bei. „Maria hilf“ kann man bei diesem Wucher nur sagen und schon ist man bei der dritten Neuproduktion 2017 gelandet. Darin mimt Felix S. Felix eine herrschsüchtige alte Dame, die auf Pflege angewiesen ist, aber weder ins Heim noch eine polnische Perle (Yaroslava Gorobey), sondern nur eine Rundumversorgung durch ihre Tochter (Miriam Grimm) will. Die hat mit ihrem Leben aber andere Pläne. Dass diese theatralische Steilvorlage für ein sehr aktuelles gesellschaftliches Problem bei aller Tragik auch heitere Züge hat, zeigte der begeistert beklatschte Szenenausschnitt, in dem die junge Polin nicht nur sich selbst, sondern zugleich auch die Sorgen und Nöte „aller Marias“ vorstellte. „Maria hilf“ wird schon am 4. März Premiere feiern. Wesentlich länger müssen Fans des jungen Chawwerusch auf das neue Expeditionsstück warten, das unter der Regie von Éva Adorján zwar schon einen Plot hat, aber an der Seite von Miriam Grimm noch nicht komplett besetzt ist. „demut vor deinen taten baby“ lautet der Titel dieser andernorts schon gespielten schrägen Komödie von Laura Naumann, in der sich drei junge Frauen während einer Bombendrohung auf dem Frankfurter Flughafen treffen und sich in dieser prekären Situation gegenseitig so viel Kraft geben, dass sie danach eine Wohngemeinschaft gründen. Wie sich ihr Enthusiasmus über die glückliche Fügung in Missionseifer für die Rettung anderer Seelen auswirkt, war bei einem kurzen Szeneneinblick, für den Éva Adorján und Yaroslava Gorobey die vakanten Protagonistinnen mimten, schon zu spüren. Ob es den Dreien tatsächlich gelingt, einen „Anschlagsimulator“ zu bauen, wird sich bei der Erstaufführung am 3. November zeigen. Es ist eine Kooperation mit der Uni Landau. Bis dahin ist das Jahr, das auch mit hochkarätigen Gastspielen aufwartet, schon fast zu Ende. Begonnen hat es übrigens ebenfalls mit einem Gastspiel, das noch den ganzen Januar Furore machen wird. Mit einem Einblick in Esther Steinbrechers „Dramödie“ mit dem Titel „Grundeis“ haben die Herxheimer Theaterleute die beste Werbung für sich selbst gemacht. Info Infos zu den Neuproduktionen, Repertoireaufführungen und Gastspielen im Theatersaal sowie Karten unter Telefon 07276 5991 oder www.chawwerusch.de. |ttg DOPPELTERZEILENUMBRUCH

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