Karlsruhe Die Dünen werden gehalten

Sicher: In der Verteidigungsstellung müssen die Soldaten Angriffe aus allen Richtungen abwehren können.
Sicher: In der Verteidigungsstellung müssen die Soldaten Angriffe aus allen Richtungen abwehren können.

Es kracht und knallt. Die Schüsse des Maschinengewehrs sind schon vor dem Übungsgelände in den Sanddünen, an der Straße von Speyer nach Böhl-Iggelheim, zu hören. Folgt man den Reifenspuren der Bundeswehrfahrzeuge auf den Übungsplatz, ist rechts des Wegs die erste Übungsstellung zu sehen. Dort sitzen zwei Beobachtungsposten, die einen heranpirschenden Scharfschützen erkennen sollen. „Die Scharfschützen gehören nicht zu den Fallschirmspringern, sind aber oft bei Übungen dabei“, sagt Zugführer Marc Scheele, dessen Infanteriezug aus Zweibrücken hier übt. An drei Stationen wird Verteidigung trainiert. An der ersten üben die frisch aus der Grundausbildung gekommenen Soldaten, wie man eine Stellung aushebt. Drei Varianten sind zu sehen, ein einfaches Loch, eines unter einem Tarnnetz und ein rund zwei Meter tiefes MG-Nest mit einem Dach aus Ästen sowie den Stämmen dünner Bäume drüber. Auf dem Weg zu den Stellungen bietet sich ein idyllischer Anblick: Zwei Bürger spazieren mit ihren Hunden über die Dünen. Hauptmann Robert Wiestler hat Verständnis. „Wir waren lange nicht hier, die Leute haben sich dran gewöhnt, dass das Gelände nicht genutzt wird.“ Die Zivilisten verließen das Gelände ohne Murren, wenn sie aufgefordert werden, ergänzt Scheele. Seit Ende 2015 ist die Bundeswehr aus der Domstadt abgezogen, die Übung der Zweibrücker ist die Erste seit vielen Jahren. Scheele will mit seiner Kompanie wieder kommen. Aber es sei noch in der Schwebe, ob der Platz im Besitz der Bundeswehr bleibe, berichtet er. Auch das rund 2,5 Kilometer entfernte Lager Reffenthal will er weiter nutzen. Ein paar hundert Meter weiter gibt es eine Nachbesprechung zur Panzerabwehr-Übung. Der Panzer sei der schlimmste Feind der Infanterie, sagt Wiestler. Es sei mustergültig gelaufen, fasst der Beobachter zusammen, der Panzer habe ohne Verluste außer Gefecht gesetzt werden können. „Arbeiten Sie an klarer Funksprache“, gibt er einem Teilnehmer mit auf den Weg. Die Stellung könnte ebenfalls schneller eingerichtet werden. Aber generell, wiederholt er, sei alles sehr gut gelaufen. „Lob ist wichtig“, betont Scheele. Die Leute sollten mit einem guten Gefühl die Übung beenden. Die Soldaten haben noch Zeit: Sie haben am Montag angefangen zu üben und sind noch knapp drei Wochen da. Zuerst stehen Verteidigungsgrundlagen auf dem Programm, es soll ab heute Abend ein 48-stündiges Manöver geben. In der zweiten Woche stehen Schießübungen auf dem Plan. Ein zweiter Zug ist anwesend, der dieses Programm in umgekehrter Reihenfolge durchläuft. In der dritten Woche üben die beiden Züge gemeinsam den Marsch mit Kraftfahrzeugen und die „Kampfmittelabwehr aller Truppen“, dazu gehören auch Granaten oder Munition. An der dritten Station übt eine Gruppe den defensiven Feuerkampf. „Dabei wird auch immer ein Sanitätseinsatz unter Beschuss simuliert“, sagt Scheele. In der Realität müssten die Verwundeten ebenfalls unter Druck behandelt werden. Vor allem bei den letzten beiden Stationen sei die Anwesenheit von Zivilpersonen sehr störend, sagt Scheele. Aber: Am Wochenende können die Speyerer wieder ungestört mit dem Hund über die Dünen spazieren. Dann macht der Krieg Pause und die Soldaten genießen ihre freien Tage. Info In Speyer übt zurzeit eine der elf Kompanien des Fallschirmjägerregiments 26, stationiert in Zweibrücken. Es gehört zur Luftlandebrigade 1. Ranghöchster Offizier vor Ort ist Hauptmann Robert Wiestler, er hat einen „Infanteriezug Plus“ dabei, statt 35 sind 44 Männer und eine Frau an der Übung beteiligt – darunter ist auch Hilfspersonal. Die Verteidigungsübung endet am 27. Oktober. An den Wochenenden wird nicht trainiert.

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