Karlsruhe Der Mensch hinter dem Erfinder

Autorin Christine Beil und Drais-Darsteller Rolf Huber.
Autorin Christine Beil und Drais-Darsteller Rolf Huber.

Eine neue Publikation der Autorin und Kulturhistorikerin Christine Beil zeigt neue Facetten der Erfinderpersönlichkeit Karl Drais. Das Karlsruher Stadtarchiv hat zum 200-jährigen Jubiläum der Draischen Laufmaschine die Biografie über den in Karlsruhe geborenen Freiherrn veröffentlicht.

Ein Schlüsseldatum ist derzeit in aller Munde: der 12. Juni 1817, und damit der Tag der nachweislich ersten Fahrt von Karl Drais in der Öffentlichkeit mit seiner Laufmaschine. In Kürze jährt sich das Datum zum 200. Mal. Über den Erfinder Karl Drais als Mensch ist dagegen vergleichsweise wenig bekannt. Nach neuen Facetten sucht die aktuelle Publikation des Karlsruher Stadtarchivs. Es ist ein spannender und bunt bebilderter Bogen, den die Autorin Christine Beil auf rund 90 Seiten ausbreitet. Bis heute würden „viele Lebensjahre des Karl von Drais im Dunkeln liegen“, sagt die in Eppelheim beheimatete Kulturhistorikerin, Autorin und Ausstellungsmacherin. Es fehle vor allem an einem: an Quellen. Wer war dieser Karl Drais? Ein „verrückter Tüftler“, ein Sonderling, ein verkanntes Genie, ein politisches Opfer seiner Zeit? Autorin Beil räumt ein, dass darüber vielleicht am ehesten persönliche Aufzeichnungen Auskunft geben könnten – doch gerade daran fehlt es. Am meisten „Drais“ stecke sicherlich in den zahlreichen Druckschriften und Artikeln über seine Erfindungen, schreibt Beil. Die Kulturhistorikerin skizziert das Leben des Karl von Drais als das eines Menschen mit „einer gebrochenen Biografie“. Dabei habe er ideale Startbedingungen gehabt: adlig geboren, Sohn eines prominenten Richters. Doch schon die Ausbildung zum Forstinspektor ab dem Jahre 1800 werfe Fragen auf. Drais habe nie eine feste Anstellung bekommen, warum, das wisse man bis heute nicht. Schon 1810 – im Alter von 25 Jahren – sei er beurlaubt worden. 1818 sei „der Ruhestand gefolgt“. Das war bereits kurz nach seiner Erfindung der Laufmaschine. Autorin Beil zeigt sich beeindruckt wie „Drais stets an seiner Idee festhielt“, trotz schon früh einsetzender Anfeindungen. Ausführlich widmet sich die Biografin seinen ab 1812 entwickelten Erfindungen: von der „Fahrmaschine I“, mit vier Rädern – über das Folgemodell „Fahrmaschine II“, im Jahr 1814, bis zu einer Art Schreibmaschine – und der 1817 präsentierten Laufmaschine. Einige bis heute Kontroversen auslösenden Abschnitte seiner Biografie – etwa die These, dass Drais nach 1830 „zu einem Demokraten“ wurde – werden in dem Buch nur knapp angerissen. Christine Beil hat herausgefunden, Karl von Drais sei „eher ein Freigeist gewesen, denn ein explizit politischer Mensch“. Ein breites Feld nehmen die später einsetzenden Anfeindungen ein. Die Wahrnehmung „als Sonderling“ habe Drais teils selbst mit verursacht: durch Auftritte in der Öffentlichkeit mit der Uniform eines Forstinspektors oder etwa eines großherzoglichen Kammerherrn. Beides war Karl von Drais verboten. Wer einen schnellen Überblick zum Leben und Wirken des Erfinders Drais sucht, findet in dem 90 Textseiten umfassenden Buch einen präzise erarbeiteten Fundus. Mit den 20 Seiten Anhang mit Daten und Anmerkungen zur Person, den verwendeten Quellen und weiterführender Literatur, kann der Leser das Thema weiter vertiefen. Der Leiter des Karlsruher Stadtarchivs, Ernst Otto Bräunche, bezeichnete den Erfinder Karl von Drais bei Vorstellung des Buches als „einen der herausragenden Köpfe der Stadt“. Es gebe „noch einige Dinge aufzuklären“. Da lässt zweifelsohne auch das jetzt vorgelegte Werk von Christine Beil, mangels vorhandener einschlägiger Quellen, noch Fragen offen. Info —Christine Beil: Karl von Drais, 112 Seiten, 12,80 Euro - erschienen im Info-Verlag Karlsruhe-Bretten, in der Reihe Karlsruher Köpfe, Band 4, des Stadtarchivs Karlsruhe. —www.infoverlag.de/produkt.html/karl-von-drais —Ausstellung „Der wahre Drais“ im Gebäude des Regierungspräsidiums Karlsruhe (Rondellplatz, ehem. Landesgewerbeamt). Die Ausstellung mit rund 40 Schautafeln wurde bereits 2015 während des Karlsruher Stadtgeburtstags gezeigt. —https://www.200jahre-fahrrad.de/kalender/2017/mai/der-wahre-drais

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