Landau Der Kumpel am Pult

Sigmar Gabriel wird der Kanzlerkandidat der SPD, und im Ostpark am Landauer Schwanenweiher wird es keine Videoüberwachung geben. Das war zumindest das Ergebnis des dritten Rhetorik-Slams am Dienstagabend im Festsaal der Uni Landau. Es ging darum, das Publikum mit Argumenten zu überzeugen.

Lukas Hartmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft der Uni sowie Stadtratsmitglied der Grünen, und sein Fraktionskollege Udo Lichtenthäler waren die beiden Männer, die sich bei den Frau-gegen-Mann-Duellen durchsetzten. Aber es gab auch eine Frau auf dem Siegertreppchen: Sophia Kuhs, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Studium und Beruf an der Uni (KSB), redete mit Vehemenz der Beibehaltung von Schulnoten das Wort. Sieger waren sie alle, die drei Frauen und Männer, weil sie den Mut hatten, sich zu stellen, wie Francesca Vidal, wissenschaftliche Leiterin des KSB, und Evi Julier, Frauenbeauftragte der Stadt Landau, in ihrer Begrüßung betonten. Den meisten Applaus bekam zu Beginn Christine Altstötter-Gleich, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Psychologie, weil sie als Besucherin auftauchte und sich spontan als Rednerin verpflichten ließ, nachdem Irene Lamberz kurzfristig ausgefallen war. Altstötter-Gleich und Hartmann argumentierten zu der Frage, ob Sigmar Gabriel oder Martin Schulz der Kanzlerkandidat der SPD werden sollte. Hartmann machte beim Publikum den besseren Eindruck, dank seines „großen stilistischen Repertoires“, wie Gert Ueding, ehemaliger Leiter des Instituts für Rhetorik der Uni Tübingen, in seiner Manöverkritik anmerkte. Auch Dorothea Müller, CDU-Kreisvorsitzende und Ortsvorsteherin von Mörzheim, konnte sich nicht durchsetzen. Lichtenthäler habe – so Ueding – ein gutes, kumpelhaftes Verhältnis zum Publikum gepflegt. Wolfgang König, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft, überzeugte gegen Kuhs nicht, weil er zu viel Zeit auf eine Geschichte verwendet und weniger argumentiert hatte. Ueding benannte schonungsloser als noch im Vorjahr die Schwächen der Redner und gab allgemeine Verhaltensweisen für einen überzeugenden Vortrag. Das Kompetenzzentrum reagiere mit seinem Slam darauf, dass die spielerische Form der Debatte immer beliebter werde, sagte Vidal. Sie werbe für das Fach Rhetorik, auch Lehrer müssten Gesprächskompetenz haben. Das gelte im Übrigen für viele Berufe. |sas

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