Landau Der Chef sagt Tschüss

Schuldirektor Klaus Neubecker wird heute offiziell von der Maria-Ward-Schule verabschiedet.
Schuldirektor Klaus Neubecker wird heute offiziell von der Maria-Ward-Schule verabschiedet.

Er hat ungezählte Mädchen an deren ersten Schultag an der Maria-Ward-Schule (MWS) begrüßt und Hunderte junge Frauen nach ihrem Schulabschluss ins Leben entlassen. Nach 14 Jahren wird Klaus Neubecker sein Büro im ersten Stock der privaten Mädchenschule räumen – mitsamt den meisten Kunstwerken, die die Wände schmücken. Auch das große Abbild der von Martin Schöneich gestalteten Bronze-Figuren, die im Original im Schulhof stehen, wird ein Plätzchen im Neubecker’schen Zuhause finden. „In 14 Jahren sammelt sich doch etwas an“, räumt der Oberstudiendirektor ein. Was er zurücklässt oder vielmehr hinterlässt, sind einige Spuren. So hat der 64-Jährige, der in Kaiserslautern und Mainz Mathematik und Physik auf Lehramt studierte, vor allem den Umbau der Schulbibliothek zu verantworten. Auch dass die Kapelle renoviert und der komplette Außenbereich hergerichtet wurde, bleibt Neubecker in Erinnerung. An die Anfangszeit an der MWS erinnert sich Neubecker noch gut. Er kam in den letzten Wochen des Schuljahres 2002/2003. Da war die Schule ein halbes Jahr ohne offizielle Leitung gewesen. Also kein Vorgänger da, der Neubecker während der Einarbeitungsphase hätte helfen können. Dafür aber die Kollegen und Schülerinnen, die ihm dabei halfen, die Schule besser kennen zu lernen, sodass „relativ bald“ Normalität einkehrte. Stärkere Nerven als Schulleiter anderer Schulen brauche er an einer Mädchenschule nicht. „Die Schule ist seit Jahrzehnten von Männern geleitet worden. Ich finde eher, dass man hier als Mann einen Bonus, eine Sonderstellung hat, denn die Schule ist ja schon sehr frauenlastig“, sagt Neubecker mit einem Schmunzeln. Guten Gewissens kann Neubecker die Schule verlassen. Es gebe kaum Unterrichtsausfall. Aufs und Abs dafür schon. So tue es schon weh, 30, 40 oder auch 50 Eltern zu sagen, dass die Schule keinen Platz für ihr Kind habe. Andererseits sei es auch nie schön, wegen zu weniger Schülerinnen eine Klasse weniger zu haben. Aber das halte sich in etwa die Waage. Auch Querelen gab es mal in den vergangenen Jahren. Etwa mit dem Schulträger, dem Bistum Speyer, wenn es zu Renovierungsstaus kam. „Aber nichts, was mich hätte aus der Bahn werfen können“, sagt Neubecker. Auch die strukturelle Veränderung der Schullandschaft sei immer wieder eine Herausforderung. Obwohl es in Landau mittlerweile überall anders sei, halte er die Kombination aus Gymnasium und Realschule nach wie vor für sehr gut. Zur offiziellen Verabschiedung heute, 11.30 Uhr, wird neben den beiden Landauer Dekanen, dem Leiter der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Neustadt und Landaus Bürgermeister Maximilian Ingenthron auch Neubeckers „oberster Chef“, der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, kommen. Auch der Schulleiter der Partnerschule im französischen Haguenau ist eingeladen worden. „Für den Leiter unserer Partnerschule in Großbritannien ist der Weg aber leider zu weit“, sagt Neubecker. Ihm ist wichtig, dass seine Schülerinnen schon früh in Kontakt zu französischen und britischen Schülern kommen – mit Letzteren vor allem vor dem Hintergrund des Brexit. Er wünscht sich, dass ihnen frühzeitig ans Herz gelegt werde, „diese Grenze von alleine überwinden zu wollen.“ Grenzen überwinden wird Neubecker auch im Herbst – und zwar mit dem Fahrrad. Dann erfüllt er sich einen lange gehegten Wunsch und radelt bis zur Donauquelle und dann an dem Fluss entlang, 350 Kilometer weit. Dabei denkt er dann bestimmt das eine oder andere Mal an seine Jahre an der Maria-Ward-Schule zurück. Und an den Mathematikunterricht, den er am meisten vermissen wird. „Das ist schon immer mein Lieblingsfach gewesen und bleibt es auch.“ Und danach? Will er sich verstärkt um seine sieben Enkel kümmern, die ihm seine drei Kinder geschenkt haben.

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