Karlsruhe Bei Verspätung gibt es Geld

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Wenn nach einem Ausflug in die Südpfalz die letzte Bahn nicht kommt, ist der Ärger bei den wartenden Fahrgästen auf dem Bahnsteig verständlicherweise sehr groß. Denn zunächst einmal muss nach einem alternativen Beförderungsmittel gesucht werden und anschließend führt der Weg für die Rückerstattung der Kosten über das Beschwerdemanagement der Eisenbahngesellschaften. Für Kunden des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) gibt es ab Montag bei Zugausfällen und mehr als halbstündigen Verspätungen eine garantierte Entschädigung. Dann tritt nämlich die neue Mobilitäts- und Pünktlichkeitsgarantie in Kraft und selbst Taxirechnungen von bis zu 80 Euro sollen dann relativ unbürokratisch erstattet werden (siehe Infokasten). „Wir werden bei der Bearbeitung der einzelnen Anfragen sicherlich viel Kulanz an den Tag legen“, verspricht KVV-Geschäftsführer Alexander Pischon. Bisher mussten die Fahrgäste ihre Beschwerde wegen der Mehrkosten nach einem Zugausfall nämlich ausführlich begründen und es wurden auch maximal 50 Euro für eine Taxifahrt erstattet. Beim Ausarbeiten der neuen Regelungen habe man sich an den „branchenüblichen Sätzen“ orientiert, so Pischon, und auch die Pauschale in Höhe von 1,50 Euro für über 30-minütige Verspätungen solle vor allem ein Angebot für mehr Zufriedenheit bei den Monats- und Jahreskarteninhabern darstellen. In den vergangenen drei Jahren führten vor allem die personellen Engpässe bei den Straßenbahnfahrern zu zahlreichen Ausfällen. Inzwischen hat sich die Situation im Fahrerlager des KVV laut Pischon aber weitgehend entspannt und derzeit sind nur noch 25 von 400 Straßenbahnfahrerstellen unbesetzt. Für den KVV sei die Pünktlichkeitsgarantie zudem ein Ansporn, um die Verspätungszeiten und Ausfallzahlen auch künftig zu minimieren, so Pischon, „und allzu viel Geld wollen wir für die Entschädigungszahlungen natürlich nicht in die Hand nehmen“. Bisher musste der KVV jährlich rund 7 000 Euro für Entschädigungszahlungen wegen Verspätungen und Zugausfällen ausgeben, durch die Neuregelung rechnet Pischon mit „knapp 100 000 Euro“ pro Jahr. Aufgefangen werden soll diese Kostensteigerung durch einen Bürokratieabbau im Beschwerdemanagement und eine bessere Bindung der Monats- und Jahreskarteninhaber. „Ohne solche Angebote werden wir auf Dauer viele Kunden verlieren“, betont Pischon. Denn die Kunden seien heute anspruchsvoller als früher und würden sich auch nach Alternativen zum öffentlichen Nahverkehr wie Mitfahrzentralen, Pedelecs oder Car-Sharing umschauen. Etwa 70 Prozent aller Zugausfälle wurden in den vergangenen Jahren übrigens durch Fahrermangel verursacht, für den Rest waren Unfälle, Wetter oder technische Probleme verantwortlich. „Dagegen können wir auch künftig nichts machen und es ist natürlich immer ärgerlich, wenn die letzte Bahn nicht kommt“, so Pischon, „aber zumindest bleiben die Fahrgäste nun nicht mehr auf den Taxikosten sitzen“.

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