Kreis Germersheim Anrufer aus USA meldet Storch in Not

Kreis Ger. Es gibt sie in fast allen Orten im Landkreis: Wirft man einen Blick auf die Online-Storchenkarte der Aktion Pfalzstorch, findet man zurzeit rund 65 besetzte Storchennester. Besonders beliebt bei den Tieren sind dabei Knittelsheim (15 Nester), Winden (neun Nester), Neupotz (sechs Nester), Jockgrim und Ottersheim (je vier Nester). Neben den Storchenkameras in Knittelsheim (die RHEINPFALZ berichtete) gibt es noch Kameras in Neupotz und Bornheim.

Es ist 12 Uhr. Ein Storch fliegt auf das Dach der Neupotzer Kirche zu, er kommt näher und näher, seine Flügel sind weit ausgebreitet. Das Bild erneuert sich, der Vogel setzt auf dem Nest auf. Bald sieht man, wie sich der Schnabel in Richtung Nest senkt. Szenen wie diese bringt die Nestkamera live ins Internet, 24 Stunden am Tag für jeden abrufbar. Nachts wird der Blick auf die Störche durch eine Lampe ermöglicht. „Das Videomaterial aus Bornheim und Neupotz ist auf der Website der Aktion Pfalzstorch zu sehen“, sagt Christian Reis, Storchen-Beringer des Gebiets Südpfalz. „Die Storchenkameras in Bornheim gibt es schon seit dem Jahr 2000 oder 2001, die Nestkamera auf der Kirche in Neupotz gibt es schon seit sieben oder acht Jahren“, erinnert sich Reis. Der Radius der Kameras sei sehr groß. „Wir bekommen Anrufe von Betrachtern aus Amerika, die auf einen Notfall aufmerksam geworden sind.“ Ein Notfall könne Vieles bedeuten, erzählt der Beringer: „Mal verfängt sich ein Jungstorch an einer Schnur, mal verletzt sich ein Storch bei einem Verkehrsunfall, mal fällt ein Storch aus dem Nest.“ Immer wieder bekomme der Verein auch Spenden, und zwar aus der ganzen Welt, erzählt Reis. Verantwortlich für die Kameras seien die jeweiligen Ortsgemeinden. Als Beringer versieht Reis die Störche mit einem Markierungsring, dieser wird an den Fuß der Tiere angebracht. Durch die Beringung werden wichtige Informationen über die Störche gewonnen, wie etwa das Zugverhalten oder die bevorzugten Lebensräume der Störche. Wichtig sind diese Infos gerade für die Ausweisung von Naturschutzgebieten. „Ich bin für die komplette Südpfalz zuständig, also für den Kreis Germersheim, Südliche Weinstraße und Landau“, erzählt Reis. Insgesamt gebe es in der Südpfalz etwa 150 Storchenpaare. „Jetzt, wo die Beringung ansteht, arbeite ich am Wochenende von acht Uhr morgens bis zehn Uhr abends.“ Auch unter der Woche arbeite er etwa zwei Stunden für die Störche. Ansonsten kümmert sich Reis vor allem um die Reparatur und Instandhaltung der Nester. „Wenn die Beringung abgeschlossen ist, wird die Arbeit natürlich weniger“, fügt er hinzu. (bxo)

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