Kreis Germersheim An der „Hauptschlagader“ den Puls gefühlt

Passende Kulisse zur Verkehrsdebatte: Tobias Lindner (links), Simone Peter und Jutta Paulus (rechts) am Kandeler Bahnhof.
Passende Kulisse zur Verkehrsdebatte: Tobias Lindner (links), Simone Peter und Jutta Paulus (rechts) am Kandeler Bahnhof.

«Kandel». Recht kurzfristig legte Simone Peter, Spitzenkandidatin der Grünen für den Bundestag, gestern einen Stopp am Kandeler Bahnhof ein. Mit ihr im Zug angereist waren Jutta Paulus, Landesvorstandssprecherin, und der Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner. Passend zum Treffpunkt wurde vor allem über Verkehrspolitik diskutiert.

Die Bahnlinie von Landau nach Karlsruhe sei eine „Hauptschlagader“, sagte Tobias Lindner zur Begrüßung vor etwa 15 Zuhörern. Doch die eingleisige Strecke zwischen Winden und Wörth sei ein Engpass. Da die Wohnbebauung nahe an die Gleise reiche, müsse man „sensibel und undogmatisch“ über den zweigleisigen Ausbau sprechen. Eine Elektrifizierung der Strecke würde zwar den Lärm reduzieren. Allerdings würden sich dann viele Anwohner Sorgen wegen des Güterverkehrs machen. Das müsse man ernst nehmen und darüber reden „wie viel ist sinnvoll, wie viel ist verträglich“, so Lindner. „Ich schaue mir gerne die Herausforderungen vor Ort an“, sagte Simone Peter. Angesichts der demografischen Entwicklung sei es wichtig, dass ländliche Regionen gut angebunden sind. Im Bundesverkehrswegeplan dürfe es „nicht nur um mehr und größere Straßen“ gehen. Angesichts der Zuwachsraten im Güterverkehr müsse mehr auf die Schiene, man sollte aber auch den Sinn von Lastwagen als fahrenden Warenlagern hinterfragen, so Peter. Immer wieder wird das Geräusch vom Lärm der an- und abfahrenden dieselbetriebenen Züge unterbrochen. „Das untermauert die Argumente“, sagt Peter lachend. Dann tragen die grünen Aktivisten vor Ort ihre Sorgen vor: Gerd Müller, Herxheim, breitet eine große Karte auf der Bierbank aus, darauf sind aktive und stillgelegte Trassen markiert. Die Verbindung Landau-Herxheim müsse wieder aktiviert werden, fordert er. Man müsse ehrlich sagen, dass die höchste Priorität in den nächsten vier Jahren die Hauptstrecke sei, sagt Lindner. Aber natürlich sei ein gutes Verkehrskonzept gefragt. Kommunen würden manchmal am liebsten die Gleise herausreißen und die Trassen als Baugebiete nutzen, so Lindner. Daher müsse man ein Auge darauf haben, dass die Trassen erhalten bleiben. Kurz schweift die Diskussion ab zur großen Politik und den Problemen Deutschlands, die im Klimaschutzabkommen von Paris festgehaltenen Ziele einzuhalten. „Berlin ist zweimal abgesoffen und der Klimawandel kein Thema“, sagt Jutta Paulus. Alternative Antriebe werden diskutiert. Lothar Sator, Herxheim, bringt die Brennstoffzellenzüge ins Gespräch, Gerhard Lausterer, Kandel, den Antrieb mit Wasserstoff. Doch das ist alles Zukunftsmusik. Schon heute habe Verkehr auf dem Land viel mit Lebensqualität zu tun, sagt der Herxheimer Gerd Müller. Dank der guten Stadtbahnanbindung habe zum Beispiel Rülzheim ein florierendes Gewerbegebiet. „Gemeinden, die das nicht haben, haben das Nachsehen.“ Peter plädiert hier für Landesentwicklungspläne. Dann ist die Stunde auch schon um und der Dieselzug fährt zurück nach Landau.

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