Kreis Kusel Wohlklang zwischen Samt und Seide

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Wie immer mit Auswannererknepp und Überraschungsfrontfrau in der Band von Rolf-Dieter Schnapka stieg am Sonntagvormittag der Jazzfrühschoppen im Oberalber Auswanderermuseum. Für die Musik zeichnet der ortsansässige Bassist verantwortlich, den Rest stemmen Ehrenamtliche.

„Immer wenn der letzte Oktobersonntag naht, rückt Schnapka vor.“ So bringt Heidrun Werner, Vorsitzende des Fördervereins, die Geschichte des jährlichen Jazz-Frühschoppens im Auswanderermuseum Oberalben auf den Punkt. Wobei Rolf-Dieter Schnapka nicht der ganze Ruhm gebührt. Der im Dorf lebende Bassist und Produzent kümmert sich zwar um den musikalischen Teil des Jour fixe. Die Organisation der Veranstaltung zugunsten des Museums samt Küche (ab 12 Uhr werden deftige „Auswannererknepp“ serviert), Service und Bestuhlung tragen freiwillige Helfer. „20 oder 22 Jahre geht der Frühschoppen hier jetzt schon ehrenamtlich. Applaus für all diese Leute!“, fordert der „Mann mit dem Zopf“ („Ja, noch ist der dran“) das Publikum denn auch zu einem Dankeschön auf. Musikalisch ist angerichtet, was den Brunch seit Jahren ausmacht: Jazz und Pop und Rock und Soul. Schnapka am Bass und sein Bruder im Ton, der Gitarrist Wesley G., sowie Alberto Menendez am Saxofon bilden das unerschütterliche Gerüst der Connection, Keyboarder Alex Fontera und, zum ersten Mal in Oberalben dabei, Frederic Sparks am Schlagzeug die passende Ergänzung. Ebenso typisch: Die Stimme ist jedes Jahr eine neue. 2015 gebührt Sunay B., auch als Sunay Balkan Haynes auftretende Sängerin aus dem Mannheimer „Delta“, die Ehre. Bevor die mit warmen Timbre ihre Qualitäten als Jazz- und Soulinterpretin unter Beweis stellen darf, stimmt die Connection das Publikum instrumental ein. Der Standard „Mercy, mercy, mercy“: ein satter Bass, ein Saxofon zwischen flauschigem Samt und knisternder Seide, das Keyboard macht auf fette Orgel und gleich drauf auf Konzertflügel, Wesley G. übernimmt das letzte der Soli und gleitet dabei nie ins Wiederholen der Ideen seiner Vorgänger ab. Schließlich ein kurzer Blick zu den Kollegen, zurück geht es zum Thema und Schluss ist mit dem ersten Stück. „War schön, gell?“, sagt Schnapka lächelnd. Nach 15 Minuten leitet Stevie Wonders „Isn`t she lovely“ über zum ersten Vokalteil des Konzerts: „Jetzt wird`s noch schöner“, moderiert der Chef den Auftritt von Sunay B. – lange schwarze Haare, goldene Ohrhänger, Bluejeans, Ethnoponcho und Hut – an. Schön heißt zunächst ruhig: Billie Holidays „God bless the child“, dann „My funny Valentine“ in Anlehnung an Chaka Khan. „What`s going on“ – ein erster Mitsing-Ausflug ins Soulgenre. Der Evergreen „Summertime“, nicht sentimental wie von den berühmten „First Ladys of Song“ meistens interpretiert, sondern à la Marcus Miller mit funky Bass und viel Schmackes von der Band. Nicht immer dringt die Stimme anfangs ganz durch, die Regler müssen nachjustiert werden – auch, aber nicht nur, weil Drummer Frederic Sparks nicht wirklich ein Freund des zärtlichen Spiels mit den Besen ist; dafür aber ein veritabler Sänger, auch das zeigt sich bei „Summertime“. Wieder geht Schnapka lächelnd zum Mikro: „Das kennt jeder“, sagt er und die Band stimmt das wohlbekannte „Stand by me“ an. „Ihr dürft tanzen, schnippen, mitsingen“, ruft Sunay B.. Das lässt sich das Publikum nicht zweimal sagen – und spätestens in dem Moment hat der Jazzfrühschoppen so richtig begonnen.

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