Kusel Visionen trotz des straffen Pflichtprogramms

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SCHÖNENBERG-KÜBELBERG. „Erst die Pflicht, dann die Kür“, sagt Christoph Lothschütz. Und die Pflicht, die sei nun wirklich richtig umfangreich: Schließlich müssen drei ehemalige Verwaltungen, unterschiedliche Strukturen unter einen Hut gebracht und – nicht zuletzt – ein komplett neuer Haushalt erstellt werden. Dennoch hofft der Bürgermeister der neuen Verbandsgemeinde Oberes Glantal auf Raum für erste Projekte. Bürgerbus und Fremdenverkehr stehen auf der Agenda weit oben.

Ungeachtet der Organisation, der Umstrukturierung in der Verwaltung „gibt es viele Dinge, die wir umsetzen müssen, um handlungsfähig zu blieben“, blickt Christoph Lothschütz voraus auf die kommenden Monate. Die Hauptaufgabe fürs Jahr 2017 ergibt sich quasi von selbst: Die VG Oberes Glantal, zum Jahreswechsel als Zusammenschluss von Schönenberg-Kübelberg, Waldmohr und Glan-Münchweiler entstanden, muss sich nun erstmal zusammenfinden. Am 7. Februar werden die vier Beigeordneten gewählt. Aus Kostengründen sei die Entscheidung darauf gefallen, dass diese allesamt ehrenamtlich tätig sein werden. Überhaupt ist der Blick auf die Finanzen ständiger Begleiter: „Das ist jetzt ja kein Tagesgeschäft, in dem wir auf dem Haushalt aus dem Vorjahr aufbauen können“, macht Lothschütz klar. An den wenigsten Stellen sei es möglich, einfach die Positionen der drei früheren Haushaltspläne zusammenzufassen. Und schließlich „müssen wir laut Fusionsgesetz mittel- bis langfristig 20 Prozent einsparen“. Daher lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt kaum seriös eine Aussage treffen, „wie viel Spielraum wir haben für zusätzliche Leistungen“. Dennoch wehrt sich Lothschütz bei seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister natürlich nicht gegen Visionen. Wie schon vor seiner Wahl angekündigt, will er so schnell wie möglich das Thema Bürgerbus angehen. Der Bus – von Ehrenamtlichen gesteuert – soll „alle Leute mobil halten und den Zusammenschluss der 23 Ortsgemeinden stärken“. Er könnte zu festen Zeiten beispielsweise Fahrten zum Arzt oder in Apotheken anbieten. Das Angebot solle sich aber keineswegs nur an Senioren richten, auch bei Veranstaltungen in Jugendzentren könne der Bus zum Einsatz kommen, sagt Lothschütz. Mit einem halben Jahr Vorlaufzeit rechnet der Bürgermeister mindestens. Gespräche mit Kooperationspartnern, etwa den Ärzten, müssten geführt, ehrenamtliche Fahrer gewonnen, eine Koordinationsstelle eingerichtet und nicht zuletzt ein Bus angeschafft werden. Auf etwa 10.000 Euro pro Jahr schätzt Lothschütz die Kosten für Benzin, Wartung und Abschreibung. Auf Unterstützung hofft der Schmittweilerer nicht nur durch Fahrer, sondern auch durch Spenden und Sponsoren. „Vielleicht ja sogar schon für den Bus?“ Geld könnte auch aus der Lokalen Aktionsgruppe Westrich-Glantal stammen. Dieses Projekt, ein Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Schönenberg-Kübelberg, Waldmohr, Glan-Münchweiler, Ramstein-Miesenbach, Bruchmühlbach-Miesau und Landstuhl, läuft nach der Fusion im Südkreis übergangslos weiter. Die Leader-Region hat sich vor anderthalb Jahren die Möglichkeit auf EU- und Landesmittel von insgesamt fast 2,5 Millionen Euro für bestimmte kommunale und private Vorhaben gesichert. „Bis jetzt gab’s noch wenig Konkretes, da sollte in diesem Jahr etwas passieren“, verweist Lothschütz auf den begrenzten Förderzeitraum. Der Bürgerbus würde gut ins Förderkonzept passen. Ein weiteres wichtiges Thema sei der Fremdenverkehr, befindet der 47-Jährige. Es sei sinnvoll, übergreifende Pakete für bestimmte Zielgruppen auf VG-Ebene zu schnüren. Da sei es eine grundsätzliche Überlegung wert, das Thema Tourismus in der Verwaltung der Verbandsgemeinde zu konzentrieren – ebenso wie die Wirtschaftsförderung. Aber Lothschütz vergisst nicht, darauf zu verweisen, dass dies eher Kür denn Pflicht sei; und damit kein Thema für die Startphase. Überhaupt will der Schmittweilerer keine Alleingänge machen: „Ich hatte bisher noch keine Gespräche mit den Ratsfraktionen. Daher fällt es schwer, jetzt schon all zu weit vorauszuschauen.“ |tmü

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