Kreis Kusel Titelkämpfe erfolgreich gestemmt

Die besten 3D-Bogenschützen Deutschlands – hier Ulrich Brockgreiten (links) und Ulrich Löhken – fühlten sich pudelwohl auf dem P
Die besten 3D-Bogenschützen Deutschlands – hier Ulrich Brockgreiten (links) und Ulrich Löhken – fühlten sich pudelwohl auf dem Parcours in Hinzweiler.

«HINZWEILER.» Durch Wälder streifen und mit Pfeil und Bogen auf Tiere schießen – klingt zunächst nicht nach Sport? Ist es aber sehr wohl! Am Wochenende stand sogar ein richtig großes sportliches Kräftemessen auf dem Programm: Zum ersten Mal wurden die deutschen Meisterschaften im 3D-Bogenschießen ausgetragen. Als Veranstaltungsort hatte der Deutsche Schützenbund Hinzweiler ausgewählt. Dort machten sich 175 Schützen in 16 Kategorien auf die Jagd – natürlich auf Tiermodelle.

Seit gut 20 Jahren wird 3D-Bogenschießen in Deutschland betrieben. Doch erst jetzt fand die erste deutsche Meisterschaft des Deutschen Schützenbundes statt. Andere nationale Verbände wie der Feldbogenverband und der Deutsche Bogensportverband haben bereits Meisterschaften mit unterschiedlichen Regelwerken, erläutert Klaus Lindau, Bundessportleiter Bogensport. „Es wurde jahrelang wegen der mutmaßlichen Nähe zur Jagd abgelehnt“, schildert er. Die Premieren-Meisterschaft sei „über Umwege“ nach Hinzweiler gekommen, weil sich andere Bewerber zurückgezogen hatten. Allerdings habe sich der Pfälzische Sportschützenbund auch „stark interessiert“ an der Ausrichtung gezeigt. Ein Standort muss einige Anforderung erfüllen: So müssten der Verein leistungsfähig, die Sicherheit auf der Anlage gewährleistet und das Recht für die Nutzung des Waldes vorhanden sein. „Wir sind hier in guten Händen und dem Verein sehr dankbar“, lobte Lindau die Gastgeber. 175 Schützen aus ganz Deutschland kamen am Freitag ins beschauliche Hinzweiler, um Jagd auf die Tiermodelle zu machen. Sie alle hatten sich zuvor über Punktelisten qualifiziert – und so traten bei der Meisterschaft nur die deutsche Elite an. In 16 Kategorien, die sich je nach Bogen, Alter und Geschlecht unterschieden, ging es an den Start. Dabei variierten etwa Stärke der Bögen, die Flugeigenschaften, es konnte mit oder ohne Visier geschossen werden, die Entfernung zu den Zielen betrug zwischen 30 und 45 Metern. Zweimal durchliefen die Schützen in Sechser-Teams den aus 24 Stationen bestehenden Parcours – rund fünf Stunden waren sie dafür jeweils unterwegs. Für den zweiten Durchgang wurden die Abschusspositionen und die Stellung der Tiere verändert. Jeweils 90 Sekunden Zeit hatten die Schützen, um mit zwei Pfeilen die Ringe auf den Zielen zu treffen. Beim 3D-Bogenschießen geht’s fair zu: Bei Unklarheiten verständigen sich die Schützen untereinander. Nur in Ausnahmefällen muss ein Schiedsrichter zurate gezogen werden. Und dennoch: Bei den ersten nationalen Meisterschaften war der Ehrgeiz selbstverständlich vorhanden – schließlich handelte es sich bei den Teilnehmern um die besten Schützen der einzelnen Landesverbände. Holger Cassel aus Niedersachsen und Alois Moosmüller, die gemeinsam über den Parcours zogen, bildeten da keine Ausnahme. Cassel ist seit elf, Moosmüller seit sieben Jahren mit Pfeil und Bogen im Wald unterwegs. „Es geht darum, zurück zur Natur zu finden“, erläuterte Cassel, was ihn an der Sportart so begeistert, und Moosmüller ergänzte, 3D-Bogenschießen sei eine „Anpassung an die Natur“: „Man schießt mit ihr, statt in ihr.“ Dabei stelle 3D-Schießen etliche Herausforderungen an die Schützen: Es sei eine Kombination aus Ausdauer und Konzentration, aus Laufen und dem Kampf gegen den Kopf, sagte Moosmüller. „Der größte Gegner sind die eigenen Gedanken“, meinte Cassel. Ein Schütze müsse „gedankenfrei sein“, es sei wie Meditation. Eine weitere Schwierigkeit: Aus unterschiedliche Höhenlagen muss auf unterschiedlich große Objekte geschossen werden. So müsse jeder Schuss neu kalkuliert werden. Die beiden Langbogenschützen fanden nur lobende Worte für den Parcours in Hinzweiler, der vor allem mit einer schönen Natur und anspruchsvollen Stationen punkten konnte. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, zog auch der Vorstand des Schützenglide Königsberg Hinzweiler, Hans Frieder Dippi, stolz ein mehr als zufriedenes Fazit. Der Parcours sei bei den Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet „sehr gut angekommen“. Damit habe sich der hohe Arbeitsaufwand gelohnt – rund 60 Helfer waren beteiligt. Angesichts der zahlreichen positiven Rückmeldungen kann sich der Verein vorstellen, erneut eine solche Mammutveranstaltung auf die Beine zu stellen. Gut vorstellbar, laut Bundessportleiter Lindau – allerdings komme dies frühestens in zwei Jahren wieder in Betracht – „wir wollen einem Verein ja nicht zu viel zumuten“.

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