Kusel Sogar Busse schwirren durch die Luft

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Unter der Woche finden sich in der Halle des Schulzentrums in Lauterecken hauptsächlich die Schüler zum Turnen oder Ballspielen ein. Am Sonntag sausten jedoch ganz andere Objekte durch die Lüfte: Modellflugzeuge.

Bereits zum 18. Mal in 16 Jahren fand das Hallenfliegen, das vom Modellflugsportverein Falke Medard organisiert wird, statt. „Alles was man im Supermarkt oder Baumarkt finden kann, nehmen wir und zweckentfremden es zum Bau selbst gemachter Modellflugzeuge“, meint der erste Vorsitzende des Vereins, Christoph Arndt. Modellflugzeugfans seien kreativ, erläutert er weiter. So könne jeder seinen Modellen eine ganz individuelle Note verleihen. Von Dämm- und Isoliermaterial über Schaschlikspieße bis hin zu bunten Bastelfolien – die Modellpiloten seien wirklich erfinderisch. Und das ist keine Untertreibung, denn nicht nur die Utensilien, die für den Bau der Flugobjekte verwendet werden, sind für den Beobachter ungewöhnlich, sondern auch die Form. Zwischen den handelsüblichen Miniaturflugzeugen der über 20 Gastpiloten schwirrten am Sonntag nämlich auch Busse, Flugsaurier, frei erfundene Fantasiegestalten, Mainzelmännchen und andere Comichelden durch die Lüfte. Eines der Mainzelmännchen gehört Gerd Rudolph von der Flieger-Modellbau-Gruppe Waldalgesheim, der seit Jahren regelmäßig mit Vereinsmitgliedern die Veranstaltung besucht. Eine besondere Herausforderung beim Fliegen in einer Halle sei die Enge, betont er. Da vergehe keine Sekunde, in der man nicht genau auf sein Flugzeug aufpassen und es steuern müsse. Früher hat der über 60-Jährige für ein selbst gebautes Flugzeug mehrere Wochen gebraucht, heute nur noch drei bis vier Tage. „Das macht die jahrelange Übung, und als Rentner habe ich jetzt natürlich auch viel mehr Zeit“, erklärt er. Auch Vereinskollege Werner Baumgartner erzählt: „Früher haben wir uns immer begeistert die Nase an den Ladenfenstern platt gedrückt und ich konnte es kaum erwarten, meinen eigenen Modellflieger zu besitzen.“ Heute baut auch er seine Modelle selbst und ist dabei sehr kreativ. Inspirationen hole er sich von überall her. So habe er zum Beispiel die Idee für einen Flugdinosaurier aus einem Buch. Aber auch aus der Natur hole er sich Ideen. Zu Hause arbeite er zurzeit an einer Schwalbe, aber auch einen Schmetterling habe er schon gebaut. Gerd Rudolph weiß ebenfalls noch genau, was ihn damals am Modellfliegen fasziniert hat. „Die Technik fand ich damals wie heute spannend und interessant, und mit 18 Jahren verdiente ich mein eigenes Geld und konnte mein eigenes Modellflugzeug kaufen.“ Es sei unglaublich, wie sehr sich die Technik seit damals weiterentwickelt habe, schwärmt der Rentner. Seit den 1970er Jahren, in denen die Fernsteuerung populär wurde und sich die ersten Vereine rund um das Modellfliegen gründeten, habe sich einiges verändert, ergänzt Christoph Arndt. Die Quadrocopter, die mit ihren vier Propellern einen stabilen Flug garantieren und auch in der Film- und Werbebranche für Flugaufnahmen genutzt werden, seien eine noch relativ neue Erfindung. Da stecke schon sehr viel Technik dahinter. Bei Aufnahmen aus der Luft mit einer Kamera müsse man als Modellflugzeugpilot sehr aufpassen, warnt der 43-jährige. Denn überall dürfe man seinen Flieger nicht starten. „Einige Zonen sind für uns zum Beispiel wegen der normal großen Passagierflugzeuge verboten.“ Auch die Flughöhe sei begrenzt, so Arndt weiter. Trotz und vielleicht auch gerade wegen der modernen Technik ließen sich auch immer häufiger Frauen und Jugendliche für Modellflugzeuge begeistern. Dies sei auch eines der Ziele der Veranstaltung, betont Arndt. „Wir wollen den Besuchern zeigen, dass Modellflugzeuge nicht nur der fertige Modellbausatz von der Tankstelle sind. Es ist weitaus vielfältiger, als die meisten denken.“

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