Rheinpfalz „Schnellster Saarländer der Welt“

Schnell mal ein Autogramm: Timo Bernhard nutzte die Fronthaube seines Boliden als Unterlage, um sich im Goldenen Buch zu verewig
Schnell mal ein Autogramm: Timo Bernhard nutzte die Fronthaube seines Boliden als Unterlage, um sich im Goldenen Buch zu verewigen.

Für den Homburger Michelin-Werksleiter Cyrille Beau ist er „der schnellste Saarländer der Welt“: Auf dem Gelände der Reifenfabrik trug sich Tourenwagen-Rennfahrer Timo Bernhard gestern Mittag in das Goldene Buch seiner Geburtsstadt ein – eine Ehre, die dem Sieger der 24 Stunden von Le Mans bereits zum zweiten Mal zuteil wurde. Als erstem Homburger überhaupt.

Inzwischen wohnt der 36-Jährige zwar seit einigen Jahren in Bruchmühlbach-Miesau in der nahen Westpfalz. Trotzdem machte Bernhard gestern kein Hehl daraus, dass er sich nach wie vor als Homburger begreift: „Zum Beispiel bin ich hier früher aufs Mannlich-Gymnasium gegangen. Ich sehe heute unter den Zuschauern auch meine ehemalige Sportlehrerin, Frau Schley. Die hat ja damals schon gewusst, dass ich im Unterricht mehr an Motor- als an anderen Sport gedacht habe.“ Mitte Juni hat der Porsche-Pilot Timo Bernhard mit seinen beiden Teamkollegen Earl Bamber und Brendon Hartley seinen Erfolg von 2010 wiederholt, als er als Sieger des legendären 24-Stunden-Rennens von Le Mans als Erster über die Ziellinie raste. „Und dabei hatte man unser Auto schon nach vier Stunden mit Schaden rückwärts in die Box geschoben“, erzählte er: „Normalerweise kann man da nichts mehr reißen. Aber unserem Team ist es gelungen, in einer Dreiviertelstunde den kompletten Vorderradantrieb zu wechseln.“ Was folgte, war eine spektakuläre Aufholjagd und am Ende der nicht mehr für möglich gehaltene Gesamtsieg. Dass die Stadt Homburg ihren Rennfahrer gestern auf dem Michelin-Werksgelände ehrte, ist kein Zufall: „Timo Bernhards Erfolg vom Juni ist der 20. Sieg hintereinander, der in Le Mans von Autos auf Michelin-Reifen ausgefahren wurde“, betonte Cyrille Beau. Zwar, so räumte der Firmenchef ein, würden am Standort Homburg keine Motorsport-Pneus, sondern Lkw-Reifen gefertigt. Dennoch sei man im gesamten Konzern stolz auf die Erfolge des rasenden Homburgers. Bernhard gab das Kompliment zurück und berichtete, dass an seinem Siegerauto in Le Mans trotz Spitzengeschwindigkeiten um die 330 Stundenkilometer ein einzelner Satz Reifen jeweils drei Stunden lang durchgehalten habe. Ein Wert, wie er etwa in der Formel 1 undenkbar sei. Mit einem bunten Timo-Bernhard-Poster im Gepäck – zum Autogrammschreiben – kam gestern der Neunkircher Ingo Lang zum Auftritt des Rennstars. Zusammen mit 99 weiteren Radiohörern hatte er Eintrittskarten für das Bernhard-Sondergastspiel auf dem abgesperrten Michelin-Gelände gewonnen. Zusammen mit 200 Werksmitarbeitern und einer umfangreichen Abordnung von Timo Bernhards Hausverein Homburger Automobil-Club (HAC) war Lang gestern einer von gut 400 geladenen Zuschauern. „In erster Linie bin ich ja Formel-1-Fan – und dort vor allem Mercedes-Anhänger“, gab der Neunkircher schmunzelnd zu, dass er sich dennoch den Besuch des berühmten Porsche-Werksfahrers auf keinen Fall entgehen lassen wollte.

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