Kreis Kusel Rennleiter mit strengem Auge

Aus dem Rennleiterturm oberhalb Start und Ziel hat Rennleiter Christian Rübel die Rennfahrer im Griff. Und wenn es sein muss, br
Aus dem Rennleiterturm oberhalb Start und Ziel hat Rennleiter Christian Rübel die Rennfahrer im Griff. Und wenn es sein muss, bricht er einen ungeordneten Startvorgang auch mal ab.

«NÜRBURG.» Einer der Hauptprotagonisten bei der deutschen Amateurmotorsport-Meisterschaft des NAVC hat seinen Sitz in Hüffler: Der MSC Westpfalz veranstaltet vier der sieben Saisonrennen. Einer der Höhepunkte des Jahres war am Montag der Rennsporttag auf dem Nürburgring. Vereins-Sportwart und Rennleiter Christian Rübel ist trotz des Organisationsstresses meist die Ruhe selbst – bis die wilden Reiter es in ihren Touren- und GT-Sportwagen zu wild treiben.

Die Arbeit eines Rennleiters fordert viel vom jeweils Verantwortlichen. Beim Motorsportclub Westpfalz ist das Christian Rübel. Am Montag wurde auf der kleinen Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings der dritte Meisterschaftslauf zur deutschen Amateurmotorsport-Meisterschaft im Automobilverband NAVC ausgetragen. Da kann es schon mal vorkommen, dass der 41-Jährige aus Hüffler von drei Seiten gleichzeitig angesprochen wird: persönlich, am Funkgerät und per Telefon. Rübel arbeitet die Anfragen dann meist gelassen, entsprechend der Wichtigkeit, ab – fast immer bleibt er ruhig und freundlich. Getreu seiner Leitlinie: „Wir machen – fast – alles möglich.“ Möglich macht er dann auch den Wunsch einer jungen Besucherin. Nina Roth (21) ist begeisterte Motorradfahrerin und möchte im kommenden Jahr sogar Motocrossrennen fahren. Bei den Rennen in ihrem Heimatort durfte sie schon Starterin sein. Die Fischbacherin will deshalb aber nicht „als Pistenmaus missverstanden werden“. Sie stellt klar: „Ich habe zwei Jahre eine Mechanikerlehre in einem Autohaus von VW und Audi gemacht. Die musste ich leider aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Trotzdem begeistere ich mich für Autos und deren Technik. Und man kann mir kein X für ein U vormachen.“ Und auch am legendären Nürburgring würde Roth nur zu gerne mal ein Feld auf die Reise schicken. Das sei kein Problem, befindet Christian Rübel. Bei gleich zwei Rennen darf die angehende Rennfahrerin die Startflagge schwenken. Doch beim zweiten Lauf, mit den fahrzeugstärksten Teilnehmern, läuft etwas anders: Blitzschnell entreißt der Rennleiter der jungen Frau die Flagge. Er reckt seinen Daumen nach oben. Das ist in diesem Falles alles andere, als ein Lob. „Nina hat alles richtig gemacht. Nur das Feld hat in der Kurve vor Start und Ziel schon Gas gegeben. Obwohl das Rennen noch nicht freigegeben war. So geht das nicht. Es geht erst los, wenn die Flagge gefallen ist.“ Und nun? „Jetzt hole ich die Autos rein und erkläre den Fahrern, wie man sich beim Start zu verhalten hat.“ Rübel verlässt seinen Rennleiterturm und kehrt nach etwa zehn Minuten zurück. Gelassen, wie meist. „Ich bin sicher, dass jetzt alle brav sind“, sagt er, bevor er Nina Roth den Start erneut anvertraut. Die Mischung aus Professionalität und familiärer Atmosphäre ist es, was die Rennfahrer an der deutschen Amateurmotorsport-Meisterschaft begeistert. Die würde es ohne den MSC Westpfalz in der Form übrigens nicht geben: Vor zehn Jahren wurde dieser als kleiner, regionaler Klub gegründet. Damals veranstaltete er noch Vergleichsfahrten auf dem Bitburger Flughafen. Heute trägt er mehr als die Hälfte der Rennen für den Motorsportverband NAVC aus. „Ohne uns geht hier nicht mehr so viel“, betont Rübel deshalb. Sorgenfrei sind die Westpfälzer dennoch nicht. Um den Rennmontag auf dem Nürburgring mit der berühmten schwarzen Null abzuschließen, fehlen diesmal Teilnehmer. Es sind zwar 71 da. Um die Kosten des Rennens aufzufangen, war aber mit 80 Autos kalkuliert worden. „Es gibt Schlimmeres. Wir lassen später noch einmal den Hut für Spenden rumgehen“, sagt der Sportwart. Dennoch will Rübel nun darüber nachdenken, ob sein Verein für 2018 wieder ein Montagsrennen auf dem kleinen Kurs des Nürburgrings anbietet. Bei aller Atmosphäre dort, mit echtem Fahrerlager und den Tribünen, ist das eben auch teurer. Nun muss aus anderen Rennen ein Plus erwirtschaftet werden. Das ist nicht unmöglich. Denn das Interesse am Klub steigt, er zählt schon 199 Mitglieder. Flugplatzrennen, wie das in Schlotheim, sind aber halt günstiger. Deshalb arbeiten sämtliche Verantwortliche des MSC seit geraumer Zeit an der Genehmigung eines Rennens auf dem Triwo-Fahrsicherheitszentrum in Zweibrücken (wir berichteten). Das könnte 2018 stattfinden. Wer nimmt an solchen Rennen überhaupt teil? Junge Männer, wie der Bottroper Christian Simon. Der 25-jährige Schlosser steuert einen VW Polo, den er selbst vorbereitet. Er fährt jährlich etwa 30 Rennen, zum Beispiel in einer Youngtimer-Trophy oder Autospeedway im Oval. „Seit 2014 bin ich beim MSC Westpfalz dabei. Das ist bezahlbar, das Drumherum stimmt. Und die Leute sind in Ordnung. Hier fühlt man sich wohl.“ Jörg Wiedenkofer (54) aus Saarbrücken betreibt schon seit etwa 20 Jahren Motorsport, „zuerst im Kart und seit 2010 im Auto.“ Er fährt die Rennen beim MSC Westpfalz, „weil das eben regional ist“.

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