Kusel Redaktion vor Ort in Lauterecken: Anonyme und „Wiederholungstäter“

Bekannte Gesichter: Andreas und Gertrud Schrumpf aus Wiesweiler im Gespräch mit RHEINPFALZ-Redakteur Benjamin Ginkel (links).
Bekannte Gesichter: Andreas und Gertrud Schrumpf aus Wiesweiler im Gespräch mit RHEINPFALZ-Redakteur Benjamin Ginkel (links).

«Lauterecken.» Mittwoch ist Markttag in Lauterecken. An diesem Mittwoch gab’s zu den Blumen und zum Obst und Gemüse noch kostenlosen Kaffee: Am Pavillon der RHEINPFALZ-Aktion „Redaktion vor Ort“ war das schwarze Heißgetränk in den weißen Dubbetassen sehr begehrt. Themen waren unter anderem offenbar chaotische Baumaßnahmen auf Röth, die Sperrung des Glans für Kanufahrer und die Öffnungszeiten der Geschäfte in Lauterecken.

Nicht jeder „Redaktion vor Ort“-Besucher will namentlich in der Zeitung erwähnt werden, so wie ein älterer Herr, der sich fragt, wie es nach der Sperrung des Glans für Kanufahrer mit Anglern oder Spaziergängern aussieht: „Dürfen die nicht an den Glan? Wenn da jederzeit Bäume umfallen können, sollte das Verbot dann nicht für alle gelten?“ Und: „Die Bäume von Lauterecken glanaufwärts müssten doch ziemlich genau so alt sein wie die glanabwärts. Warum wird da nicht gesperrt?“ Zwischen St. Julian und Rathsweiler hänge seit Monaten eine umgestürzte Pappel im Glan: „Wieso wird die nicht weggemacht?“ Werner Bollenbacher nutzt am Mittwochvormittag die Gelegenheit, Kritik an der RHEINPFALZ zu äußern: „Mir ist aufgefallen, dass oft die Namen nicht stimmen oder Orte verwechselt werden.“ Seinen Hinweis untermauert er mit einem konkreten Beispiel. Klar, dass sowas auch die Redaktion sehr ärgert! Bollenbacher hat außerdem beobachtet, dass neue Straßen, er nennt als Beispiele Nerzweiler und Hinzweiler, schon nach wenigen Jahren ausgebessert werden müssten: „Neue Straßen müssten doch für Jahre in Ordnung sein. So sieht das nicht mehr schön aus.“ Mit einem gerade erworbenen Lavendel-Pflänzchen verschlägt es Annelie Hess an den RHEINPFALZ-Stand – zum lockeren Plausch und Kaffeetrinken. Einer, der mit ihr im Gespräch ist, ist Peter Fritz: „Seit 60 Jahren gibt’s bei uns im Haus die Zeitung.“ Mit der Westricher Rundschau zeigt sich Fritz sehr zufrieden. Schade findet er, dass bei der Dialyse, zu der er dreimal in der Woche nach Kusel muss, kein drahtloses Netzwerk angeboten wird: „Sonst würde ich dort gern die Zeitung auf dem Tablet-Computer lesen.“ Er findet es schade und erschreckend, dass nur wenige junge Menschen die Zeitung lesen: „Einem jungen Bekannten musste ich vor einigen Wochen erklären, wer Martin Schulz ist.“ Es entwickelt sich eine muntere Plauderrunde unter den Standbesuchern, die kurz diverse Themen streifen. Kopfschütteln beispielsweise darüber, dass der Umbau des Kuseler Schwimmbades teurer wird, auch flammt die Erinnerung an den Abtransport von Sprengstoff zu Anfang des Jahres wieder auf. Karl Fickeisen, der frühere Inhaber eines Bestattungsgeschäftes in Lauterecken, erzählt von seiner wertvollen Violine, die ihm ein Konservatorium schon einmal abkaufen wollte. Er sei sich aber des Wertes bewusst und habe sie daher nicht verkauft, sagt er schmunzelnd. Ein wenig Kritik übt Waldemar Graf aus Homberg an den Geschäftszeiten in der Innenstadt. Allerdings bedauere er, dass in der Mittagszeit außer der Apotheke die Läden geschlossen seien; lediglich die Märkte an der Peripherie seien durchgehend geöffnet, das wünsche er sich auch in der Stadt, denn „Lauterecken ist ja unsere Einkaufsstadt“, sagt er. In die Kategorie „Wiederholungstäter“ fallen Andreas und Gertrud Schrumpf aus Wiesweiler, die gern und regelmäßig zur „Redaktion vor Ort“ kommen – egal ob nach Lauterecken oder nach Wolfstein. Die beiden erneuern am Mittwoch ihren Wunsch nach mehr Berichterstattung aus dem Bereich Sien und Idar-Oberstein auf der Seite „Aus der Region“. Nur wenig druckreife Begriffe fallen zwei Frauen zum Thema Turnerheim ein: „Das hätte die Stadt damals kaufen sollen. Dann hätten wir eine Veranstaltungshalle.“ Jetzt sei – ihres Wissens nach – der große Veranstaltungsraum ungenutzt. „Das ist sehr schade, jetzt ist der Zug abgefahren.“ So ähnlich formuliert es auch FDP-Kreisvorsitzender Johann von Karpowitz beim Thema Breitbandversorgung. Dazu würden momentan überall in der Stadt Baustellen entstehen, und nirgends habe man den Eindruck, dass es vorangehe. Auf Röth, beim Schulzentrum, hätten sich wegen der Bauarbeiten teilweise chaotische Szenen abgespielt. „Und das nur für eine Investition in die Vergangenheit.“ Von Karpowitz moniert, dass 50-Megabit-Leitungen schon sehr bald nicht mehr ausreichen würden: „50-Mbit war gestern, wir kriegen’s morgen.“ Heinrich Schreck beklagt sich über die Parkplatzsituation in der Innenstadt, viele Angestellte würden potenziellen Besuchern die Parkplätze wegnehmen. Außerdem sei wildes Parken ebenso problematisch wie zu schnelles Fahren durch die Stadt. Schreck: „An die Rechts-vor-Links-Regelungen hält sich in Lauterecken auch so gut wie niemand.“ In Sachen Stadt- und Schlosssanierung gibt’s ein Lob: „Freunde von uns, die lang nicht mehr in Lauterecken waren, haben uns kürzlich attestiert, dass sich in den vergangenen 25 Jahren viel getan hat – zum Positiven hin“, berichtet eine Standbesucherin. Von Karpowitz stimmt zu, aber: „Ein Stadtmarketing fehlt. Wir haben das alles, jetzt müssen wir’s noch richtig verkaufen.“

An verschiedenen Ecken in Lauterecken wird gebaut: Leitungen fürs schnelle Internet werden verlegt.
An verschiedenen Ecken in Lauterecken wird gebaut: Leitungen fürs schnelle Internet werden verlegt.
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