Rheinpfalz Nur die AfD findet den Brexit gut

Podiumsdiskussion im Gymnasium mit (von links): Moderator Florian Langguth, Stefan Scheil (AfD), Alexander Ulrich (Die Linke), X
Podiumsdiskussion im Gymnasium mit (von links): Moderator Florian Langguth, Stefan Scheil (AfD), Alexander Ulrich (Die Linke), Xaver Jung (CDU), Gustav Herzog (SPD), Micha Frey (Grüne), Philipp Liebold (FDP).

Nach dem Brexit – wohin steuert Europa? Dieser Frage stellten sich am Dienstag bei der Podiumsdiskussion des Siebenpfeiffer-Gymnasiums in Kusel Xaver Jung (CDU), Gustav Herzog (SPD), Alexander Ulrich (Die Linke), Micha Frey (Grüne), Philipp Liebold (FDP) und Stefan Scheil (AfD). Geleitet wurde die Debatte von den beiden Schülern Florian Langguth und Jil Biedinger.

Eine der ersten Fragen des Moderatorenduos zielte auf die Folgen des Brexits für Deutschland. Bis auf den Vertreter der AfD waren sich alle Teilnehmer einig, dass dies ein schwerer Schlag für ganz Europa sei. Jung hob die besondere Mentalität der Briten hervor, die sich vom Rest Europas, nicht zuletzt wegen der Insellage und der kolonialen Vergangenheit, deutlich unterscheide: „Dennoch war die Entscheidung demokratisch, jetzt müssen wir da durch.“ Jung verwies aber auch auf die Einhaltung der britischen Vertragsverpflichtungen, bis der Brexit vollzogen sei. Herzog sah vor allem die Gefahr, dass die EU zukünftig an Macht verlieren könnte, da in den Briten ein starker Partner wegfallen werde. Aber Europa sei durch die Entscheidung aufgewacht, und das biete auch Chancen, den eigenen Wert noch einmal zu überdenken. Liebold sah in dem Austritt der Briten hingegen auch Möglichkeiten, Start-up-Unternehmen aus Großbritannien auf das Festland zu locken: „Warum sollen wir den Austritt nicht nutzen, um unseren Standort zu stärken?“ Die Vertreter von Grünen und Linken stellten vor allem den Reformbedarf der EU in den Mittelpunkt: „Die EU braucht mehr demokratische Elemente“, sagte Micha Frey. Auch brauche es eine stärkere Sozial- und Wirtschaftspolitik in der EU. Alexander Ulrich gab zu bedenken, dass die Beziehung zu den Briten auch künftig eine wichtige sein wird: „Es gibt keine Blaupause für einen Austritt, wir müssen klar machen, dass Austritt auch Austritt heißt, aber wir müssen auch zukünftig zu guten Beziehungen finden.“ Befürwortet wurde der Brexit lediglich vom Vertreter der AfD: „Ich finde es gut und auch demokratisch, dass es diese Volksabstimmung gab. Andere Länder sollten diesem Vorbild folgen“, betonte Stephan Scheil. Seine Partei sei aber keineswegs europafeindlich, lediglich gegen die fehlerhafte Konstruktion der EU. Man müsse wieder mehr Verantwortung in die Hände der Staaten legen, die EU sei schlicht nicht reformierbar. In der Fragerunde, die auf die rund 60-minütige Diskussion folgte, hatten die Besucher die Möglichkeit, noch einmal nachzuhaken. Es ging beispielsweise darum, wie die Zukunft der EU aussehen könnte, was Europa den jüngeren Menschen zu bieten habe, oder ob es sinnvoll wäre, wenn Deutschland aus der Europäischen Union austreten würde. Nach der Podiumsdiskussion waren die Eindrücke weitgehend positiv: „Ich fand es eine interessante und ansprechende Runde, abgesehen von der AfD fand ich auch alle Positionen überzeugend. Ich hätte mir allerdings etwas mehr Zoff unter den Teilnehmern gewünscht“, resümierte Michelle Rheinheimer. Was sie besonders gefreut habe, sei, dass sich in Frey auch ein sehr junger Politiker einer solch anspruchsvollen Diskussion gestellt habe. Nicole Cordier und Lara Rinder waren positiv überrascht von der Veranstaltung: „Es war sehr informativ, man konnte die Standpunkte der einzelnen Parteien deutlich erkennen. Jung und Herzog haben am meisten überzeugen können, die AfD stand mal wieder auf verlorenem Posten.“

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