Kusel Kusel: Der neue Landrat im Interview

Szenen eines Interviews: Landrat in spe Otto Rubly mal engagiert, mal nachdenklich.
Szenen eines Interviews: Landrat in spe Otto Rubly mal engagiert, mal nachdenklich.

Interview: Otto Rubly tritt heute sein Amt als Landrat an und betont, wie wichtig ihm Kooperation und Engagement sind.

Am heutigen Mittwoch ab 16 Uhr wird Otto Rubly in einer öffentlichen Kreistagssitzung im Sitzungssaal der Kreissparkasse als Landrat vereidigt. Dass er ein schweres Erbe übernimmt – nicht nur wegen der aktuellen Probleme mit dem Kuseler Hallenbad –, das weiß er. Im Vorfeld hat sich RHEINPFALZ-Redakteur Wolfgang Pfeiffer mit dem 60-jährigen CDU-Politiker aus Schönenberg-Kübelberg über die Amtseinführung, über Führungsstile und über Krawatten unterhalten. Herr Rubly, wie gut haben Sie in den letzten Tagen noch schlafen können? (lacht) Sehr gut. Ich hatte keine schlaflosen Nächte wegen der Aufgabe, die auf mich wartet. Die letzte schlaflose Nacht hatte ich, als ich für meine Partei keinen Landratskandidaten gefunden habe – bis ich dann selbst kandidierte. Ich gehe das Amt ganz gelassen an, aber mit dem nötigen Respekt vor der Verantwortung. Wie haben Sie sich denn nach dem Wahlsieg auf das Amt vorbereiten können, das Sie jetzt übernehmen? Ich hatte da nicht sehr viele Möglichkeiten. Ich konnte ja nicht vorher schon in die Verwaltung gehen, mir alle Akten anschauen und mit den Mitarbeitern reden. Aber ich habe außerhalb eine ganze Reihe von Gesprächen mit Personen und Persönlichkeiten aus dem Landkreis geführt. Es gab eine Menge Leute, die den Wunsch hatten, schon vor der Amtsübernahme mit mir zu reden. Man hat viele neue Freunde, wenn man Landrat wird, oder? (lacht) Ja, man ist ganz überrascht. Hatten Sie in den vergangenen Wochen überhaupt noch Freizeit? Sie waren ja auch bei vielen Veranstaltungen. Nein, viel Freizeit gab es nicht. Aber mir hat alles Freude bereitet, was ich in den letzten Wochen getan habe. Hat Ihnen Ihr Vorgänger bei der Amtsübergabe geholfen? Die Amtsübergabe ist, wie sie ist. Das klingt nicht nach Unterstützung und reibungslosem Übergang ... Man hat sich im Leben mit Realitäten abzufinden. Wie wird die Amtseinführung ablaufen? Und welche Möglichkeit haben die Bürger, daran teilzunehmen? Es gibt um 16 Uhr eine öffentliche Kreistagssitzung, zu der jeder kommen kann und bei der mich der Erste Kreisbeigeordnete Jürgen Conrad vereidigt. Außerdem haben wir ein paar Nachwahlen, da ich ja als Kreistagsmitglied ausscheide. Jürgen Conrad und ich werden jeweils ein paar Minuten reden. Die Sitzung wird nicht lange gehen. Und danach gibt es einen Umtrunk und ein paar Häppchen für alle, die da sind. Da ist dann Zeit für Gespräche und um sich kennenzulernen. Das Wort „Empfang“ gefällt mir nicht so, weil das klingt, als würde ich Hof halten. Sowas passt nicht zu mir. Werden auch auswärtige Honoratioren kommen? Die Landräte der umliegenden Landkreise, auch aus dem Saarland, sind eingeladen. Und die Behördenleiter der hier in Kusel ansässigen Behörden. Keine Minister? Keine Reden? Nein. Das ist nicht vorgesehen. Es soll ja Zeit zur Begegnung geben. Was werden Sie denn in Ihrer Antrittsrede ansprechen? Ich überlege noch. Ich werde mich zu einigen brennenden Problemen äußern und auch einige Worte an die Verwaltung richten. Die Verwaltung war sehr stark und hierarchisch auf Ihren Vorgänger ausgerichtet und Sie brauchen künftig deren Unterstützung. Was wollen Sie sagen? Ich werde auf die Verwaltung zugehen; nicht weil ich das muss, sondern weil ich das will. Ich möchte mitteilen, dass ich den Begriff Mitarbeiter wörtlich nehme – und dass wir miteinander für den Landkreis Kusel und seine Bürger arbeiten. Dabei ist mir egal, wer aus welcher parteipolitischen Ecke stammt. Es geht um die Bürger. Und natürlich weiß ich, dass es in der Verwaltung einen ganz bestimmten Führungsstil gegeben hat. Das wird sich ändern, denn ich habe einen eigenen. Der wie aussieht? Ein kooperativer Führungsstil mit gleichen Chancen für alle, die bereit sind, sich voll und ganz für die Belange der Bürger im Kreis Kusel stark zu machen. Sie sprachen von brennenden Problemen, die auch Thema sein sollen. Das aktuellste ist die Hallenbadsanierung, die finanziell und zeitlich aus den Fugen ist. Ich will mir bis spätestens Mitte nächster Woche alle Unterlagen zur Sanierung vorlegen lassen – einschließlich der Wirtschaftlichkeitsprüfung, die den Sanierungsplänen zugrunde liegt. Und dann müssen wir alles prüfen und analysieren. Vorher will ich aber zu diesem Thema nicht mehr sagen. Ein ganz anderes Thema: Sie sind ein eher hemdsärmeliger Typ. Haben Sie überhaupt genug Jacketts und Krawatten für das Amt des Landrats? (lacht) Ja, das Thema ist geklärt. Ich hab’ alles. Ich halte es mit dem Spruch, dass man eine Krawatte nicht länger tragen sollte als unbedingt notwendig, sonst steigt die Gefahr, dass man an ihr aufgehängt wird. Aber ich weiß natürlich auch, dass es viele Menschen gibt, die sagen: Ohne Krawatte ist man kein Landrat. Ich kann jetzt schon sagen: Da, wo ich den Landkreis offiziell repräsentiere, da werde ich Krawatte tragen. Wissen Sie denn schon, welche weiteren Vorstandsämter Ihnen als Landrat zufallen? Das müssen so fünf bis acht sein, glaube ich. Fremdenverkehrszweckverband, Westpfalz-Klinikum, Kreissparkasse, Kulinarisches Haus, Verein Zukunftsregion Westpfalz, Kreis-Tourismusverein. Ich muss mir das mal alles genauer anschauen. Ich glaube, auch beim Kreisverband des Roten Kreuzes wird der Landrat Vorsitzender; aber ich bin mir nicht sicher. Das muss ich noch abklären. Apropos Ämter: Sie sind nicht nur CDU-Kreisvorsitzender, sondern Sie waren die ganze Zeit auch Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Wer folgt Ihnen da nach? Christoph Lothschütz. Nicht Xaver Jung, der früher schon Fraktionsvorsitzender war und nun wieder Zeit hätte, da es mit dem Mandat in Berlin nicht mehr geklappt hat? Wir hatten uns schon vor der Bundestagswahl auf Christoph Lothschütz festgelegt. Wird sich bei den Beigeordneten etwas verändern? Jürgen Conrad ist jetzt Vizepräsident der SGD und hat damit weniger Zeit, um Sie zu vertreten. Egbert Jung ist schon seit längerem krank. Vertreten kann Sie im Moment eigentlich nur Oliver Kusch, der aber auch noch seine Arztpraxis hat ... Die Frage nach Veränderungen bei den Beigeordneten stellt sich hier im Moment für mich nicht. Dazu gibt es derzeit nichts zu sagen. Sie sind 60 Jahre alt. Sie könnten in fünf Jahren bereits in Ruhestand gehen. Werden Sie die acht Jahre Amtszeit vollmachen, wenn der Kreis Kusel so lange besteht? Klar! Wieso sollte ich denn nicht? Solange meine Gesundheit mitmacht, werde ich die acht Jahre vollmachen, für die ich gewählt bin.

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