Kusel Ein neues Kapitel in Sachen Sauvage

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«KUSEL.» Gut zwei Monate nach dem Bürgerentscheid für den Erhalt des Hauses Sauvage in Kusel herrscht Unsicherheit, wie es dort weitergeht. Nach Informationen der RHEINPFALZ erhob die Tochter der Eigentümerin Einspruch gegen die Rücknahme des Vorkaufsrechtes der Stadt. „Es ist ein Widerspruch eingegangen“, bestätigte Uwe Stoll von der Verbandsgemeindeverwaltung in Kusel. Derweil rechnet Käufer Tanvir Abdullah damit, das Haus in Bälde entrümpeln zu können, um die Sanierung zu starten.

Wie berichtet, hatte die Verbandsgemeindeverwaltung nach Ablauf der Widerspruchsfrist zum Bürgerentscheid dem Käufer einen Aufhebungsbescheid des ausgeübten Vorkaufsrechts zugestellt. Dieser war am 12. Juli bei dem Kaufmann in Bann eingetroffen. Am 31. Juli erreichte die Verwaltung dann ein Widerspruch gegen diesen Abhilfebescheid, wie Büroleiter Stoll auf Nachfrage der RHEINPFALZ bestätigt. Von wem dieser Widerspruch stammt und welche Konsequenzen dieser womöglich hat, dazu wollte sich Stoll unter Hinweis auf das „laufende Verfahren“ nicht äußern. Allerdings sei es möglich, dass sich der Kreisrechtsausschuss mit dem Widerspruch befassen müsse. Nach Informationen der RHEIN-PFALZ stammt der Widerspruch von Valerie Nietzer. Die in Heilbronn lebende Frau ist die Tochter der bisherigen Haus-Eigentümerin Gabriele Fischer. Die Tochter – damals noch mit anderem Namen – wird aktuell noch neben ihrer Mutter im Grundbuch als Eigentümerin geführt. Die Tatsache, dass ihre Tochter noch Miteigentümerin ist, überraschte Gabriele Fischer vor wenigen Tagen im Gespräch mit der RHEINPFALZ sehr. Zwar hatte Fischers Vater das Anwesen zu gleichen Teilen Tochter und Enkelin vermacht. Der Erbverzicht der Enkelin sei allerdings beim Tod ihres Vaters im Jahr 2000 beim Amtsgericht Lahnstein angezeigt worden, sagt Fischer. Sie mutmaßt: „Da ist offenbar die Änderung im Grundbuch versäumt worden.“ Fischer hat seit vielen Jahren keinen Kontakt zu ihrer Tochter. Ein Kontakt zu Valerie Nietzer war auch der RHEINPFALZ verwehrt. Auf mehrere Anfragen dieser Zeitung äußerte sich die in Heilbronn lebende Frau nicht. Dafür habe sie am Mittwoch ihre Mutter kontaktiert, wie diese einigermaßen überrascht gestern der RHEINPFALZ berichtete. Laut Gabriele Fischer stammt der Einspruch tatsächlich von ihrer Tochter – „mit der originellen Begründung, man sei nicht sicher, ob der Käufer noch Interesse an der Immobilie hätte“. Fischer sieht in dem Einspruch lediglich eine Art Querschlag an ihre Adresse. Gleichzeitig berichtet sie, ihre Tochter habe ihr gegenüber angekündigt, den Einspruch zurückzunehmen. Fischer hatte sich noch vor wenigen Tagen im Gespräch mit der RHEINPFALZ völlig überrascht über Gerüchte geäußert, es gebe einen Widerspruch gegen die Rücknahme des Vorkaufsrechtes. Zumal sie vergangene Woche den Kaufpreis von Abdullah erhalten habe und die vertraglichen Angelegenheiten für sie damit abgeschlossen seien. Abdullah selbst hatte ebenfalls gerüchteweise von einem Widerspruch gehört. „Ich kann mir nicht vorstellen, was das bringen soll“, sagte er gestern der RHEINPFALZ. Die Umschreibung sei inzwischen vollzogen. Als nächstes habe er vor, das Haus zu entrümpeln. Weil er dazu mit einem Transporter in die Fußgängerzone fahren müsse, benötige er jedoch eine Genehmigung der Stadt. Die als Mieter vorgesehene Flüchtlingsfamilie sei zwar inzwischen in der Nähe von Ramstein untergekommen, räumt Abdullah ein. „Sie haben aber immer noch Interesse an dem Haus in Kusel.“ Für die geplante Sanierung entwickelt Abdullah, der sich vor kurzem auch mit Vertretern der Initiative für den Erhalt des Hauses getroffen hatte, aktuell neue Ideen: Dem neuen Eigentümer schwebt vor, mehr Licht in das Anwesen zu bringen. So sollen Wände von kleinen Zimmern fallen und das Dachgeschoss nach oben geöffnet werden. Am Erker zur Straße soll ein zugemauertes Fenster geöffnet werden. Statt vieler kleiner Zimmer solle das Haus auf diese Art etwas mehr Großzügigkeit erhalten. Wie die Verbandsgemeindeverwaltung mit dem Widerspruch umgeht, ist erst nach der kommenden Woche zu erfahren.

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