Kreis Kusel „Ein Maßstab für die Baukultur“

Das in Kusel als „Haus Eifler“ bekannte Gebäude in der Trierer Straße wurde 1855 errichtet.
Das in Kusel als »Haus Eifler« bekannte Gebäude in der Trierer Straße wurde 1855 errichtet.

Architektonisch ist das Anwesen mit der aufwendig gestalteten Fassade zwischen Historismus und mittelalterlicher Bebauung anzusiedeln. Für Cappel stellt es exemplarisch Umbrüche in der Stadtbebauung dar. Der Epoche der Gründerzeit sei das Haus noch nicht zuzuordnen. Vielmehr wurde es noch mit Stilelementen des zurückliegenden Klassizismus ausgestattet. Als Beispiele nennt Cappel die Art und Weise der Sockelquaderung sowie den Zahnleistengurt in Höhe der Fensterbrüstung im Obergeschoss. „Diese Art der Gurtgestaltung ist ebenso ein Alleinstellungsmerkmal wie die Gestaltung des Drempels.“ Drempel nennen Architekten die Verlängerung der Außenwand nach oben unter das Dach. Hier ist er ausnahmsweise mit Stein verkleidet. Cappel: „Das habe ich so noch nicht gesehen.“ Dahinter sind – überraschend ähnlich wie bei Renaissancebauten – kleine Fenster versteckt. Wichtiges Gestaltungselement am Drempel sind Rauten. Diese wiederholen sich an den Eckpilastern sowie unter den Fenstern im Erdgeschoss. Während die Gewände der Fenster verspielte Elemente tragen, bildet das gesamte Gebäude mit seinen fünf Fensterachsen einen klaren Kubus. Das offenbar später angebrachte Schaufenster mit Säulen aus Gusseisen könnte laut Cappel auf einen Händler als Besitzer hinweisen. Möglich sei auch ein Großhändler, gehörten doch einige Remisen zu dem Anwesen. Der Besitzer habe sich womöglich damals auf der „grünen Wiese“ niedergelassen, jenseits des Kuselbachs, wo es noch keine Bebauung gab. Laut Cappel hat der Baumeister hier womöglich etwas Neues beginnen wollen – „aber er hat nicht gewusst, dass etwas Neues kommt“, sagt er mit Blick auf den Eisenbahnbau. „Sonst hätte er vermutlich in der Bahnhofstraße gebaut.“ Cappel ist überzeugt, dass dieses Haus nicht stehen würde, wäre die Eisenbahn zehn Jahre zuvor gekommen. So scheint das Haus in einem Viertel, wo später Beamten- und Bürgerhäuser entstanden, wirtschaftlich fast abgehängt. Immerhin: „Als freistehendes Anwesen konnte es ohne Probleme mit einem Walmdach versehen werden“, erläutert der Fachmann. Das Gebäude ist in Kusel unter dem Namen „Haus Eifler“ bekannt. Inzwischen finden sich darin Büros des Finanzamtes. Zu betreten ist es über ein zur Tür erweitertes, ehemaliges Fenster an der Westseite. Ursprünglich war es über die Ostseite erschlossen. Der Zustand des zweigeschossigen Baus aus heimischem, gelbem Sandstein ist laut Cappel sehr gut. „Das könnte auch ein schönes Wohnhaus sein“, findet er. Lediglich die Kunststofffenster gefallen dem Architekten nicht. Insgesamt setze das Gebäude dank seines individuellen Ausdrucks und Kraft seiner einfachen, kubischen Bauweise einen „Maßstab für die Baukultur“, betont Cappel. Das 1855 errichtete ehemalige Wohn- und Geschäftshaus gehörte zu den ersten Häusern in der Trierer Straße. Im Band über Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz ist der Kaufmann Friedrich Hoffmann als Eigentümer genannt. Nach mündlicher Überlieferung soll es vom Baugeschäft Bell geplant und ausgeführt worden sein, heißt es in dem Buch. Nach Angaben von Kreisheimatpfleger Dieter Zenglein befand sich darin um 1900 die erste Niederlassung der Kuseler Sparkasse. Später war eine Papier- und Buchhandlung dort untergebracht. Die Kreisverwaltung ist seit 1972 Eigentümer. Bis 1999 befand sich dort das Albert-Zink-Archiv, später war es Anlaufstelle für Touristen. Das Gebäude ist an das Finanzamt vermietet.

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