Rheinpfalz Die Kerwe-Tradition erhalten

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In vielen Orten des Landkreises hegt die „Kerb“ eine lange Tradition. Der Zuspruch von Schaustellern und Engagierten ist aber vielerorts rückläufig. So auch bei der „Brädebacher Kerb“. In jüngster Vergangenheit ist es ruhiger geworden auf dem Kerweplatz an der Grundschule – immer weniger Schausteller verirren sich nach Breitenbach. Um die Kerwe zu retten, haben sich Bürger aus Breitenbach zu einer Projektgruppe zusammengetan. Die RHEINPFALZ hat mit Steffen Thul gesprochen, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Gruppe zuständig ist.

„Im vergangenen Jahr gab es zwar noch eine Kerwe, aber man merkte schnell, dass sie auf einen Tiefpunkt zusteuert. Soweit ich mich erinnern kann, gab es im vergangenen Jahr erstmals keine Boxbahn oder Schießbude mehr und auch die kulinarischen Angebote wurden weniger“, erinnert sich Steffen Thul. Scheinbar sei Breitenbach für die Schausteller nicht mehr lukrativ. Zudem fehlte auch ein musikalisches Programm. Eine Straußjugend mit Kerweredd und anderen Kerwebräuchen gibt es schon seit 2012 nicht mehr. Zwar treffen sich die Einheimischen nach wie vor samstags zum Kerwespiel oder sonntags auf dem Kerweplatz auf einen Schoppen Bier oder Wein, eine Kerwedisco, Tanzmusik oder Kerwe-Atmosphäre in einer Gaststätte sucht die Breitenbacher Bevölkerung aber vergebens. Dabei war die Kerwe in Breitenbach oder in anderen Orten immer ein gesellschaftlicher Treffpunkt für Jung und Alt, ein Sozialraum für die Dorfgemeinschaft und ein Fest, um neue Kontakte zu knüpfen und alte zu pflegen: „Früher war es in vielen Familien Tradition, nach dem Kerweessen mit der gesamten Familie zur Kerweredd zu gehen und anschließend auf den Kerweplatz – in den vergangenen Jahren blieben aber viele Leute lieber ganz zu Hause“, bedauert Thul. Diese Meinung vertrete auch der größte Teil der Breitenbacher Bevölkerung. Deshalb hat sich eine Projektgruppe aus ehemaligen Straußbuben und -mädchen sowie interessierten Bürgern gebildet, um die „Brädebacher Kerb“ wieder aufleben zu lassen. Die Projektgruppe trifft sich schon seit Oktober 2016 mit dem Ziel, eine neue Straußjugend ins Leben zu rufen und die Kerwe mit einem neuen Programm wiederzubeleben. Mittelfristig soll aber die Dorfjugend wieder die Kerwe-Regie übernehmen: „Das wäre wünschenswert, so war es zumindest früher immer. Wir, die ,Projektgruppe Kerb 2017’, möchten in den nächsten Jahren auch nicht die ,Vorturner’ jüngerer Generationen sein, sondern nur der ganzen Geschichte 2017 einen Anstoß geben“, bekräftigt Thul. Eventuell sei auch eine Art Verein denkbar, in dem Interessierte und ehemalige „Straußbuwe“ zukünftig im Hintergrund mitwirken, um die Jüngeren zu unterstützen und bei Problemen beratend zur Seite zu stehen. Für die „Brädebacher Kerb“, die von Samstag, 23. September, bis Montag, 25. September stattfinden soll, wurde bereits ein großes Rahmenprogramm erstellt. Dieses sieht für den Kerwesamstag das Kerwespiel auf dem Sportplatz und eine anschließende Musikveranstaltung mit Eichung der Straußjugend im Sportheim vor. Am Kerwesonntag soll es wieder die traditionelle Kerweredd mit dem Tanz der „drei Erschde“ geben, gefolgt von buntem Kerwetreiben auf dem Kerweplatz, bevor für den Abend wieder eine Musikveranstaltung geplant ist. Für den Kerwemontag ist ein zünftiger Frühschoppen mit Live-Musik vorgesehen, ehe am späten Abend die Kerwe beerdigt wird. Auf die Frage, ob er die Zukunft der Brädebacher Kerb durch die Projektgruppe gesichert sehe, hat auch Thul keine Antwort: „Ich bin mir nicht sicher, das ist einfach noch nicht abzusehen. Ich hoffe, es wird noch mal ein fester Termin im Veranstaltungskalender der Gemeinde Breitenbach“, bekräftigt Thul. Die Brädebacher Kerb sei über Jahrzehnte ein Fest für das ganze Dorf gewesen und dort wolle man wieder hinkommen. Die Projektgruppe wolle die Bürger animieren, wieder im eigenen Dorf auszugehen und Spaß zu haben. Außerdem solle die Attraktivität der Kerb so gesteigert werden, dass auch Menschen aus den benachbarten Orten gerne kommen. „Ob die Kerb über 2017 hinaus gesichert ist, weiß ich nicht, da gibt es noch keine konkreten Planungen - allerdings gibt es Gedankenspiele, wir engagieren uns ja nicht so stark, um dann nach einem Jahr wieder alles über den Haufen zu werfen und aufzuhören“, bekräftigt Thul. Allerdings sei bis dato natürlich noch ungewiss, ob die Bemühungen des Planungsteams erfolgreich sein werden. Das hänge von einer Reihe von Faktoren ab – vor allem aber davon, ob sich viele Jugendliche aus Breitenbach beteiligten. |bone

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