Kusel Altersarmut auch im Landkreis Kusel ein Problem

Mit ganz geringen Renten müssen bereits heute viele alte Leute auskommen – und das Problem wird sich noch verschärfen.
Mit ganz geringen Renten müssen bereits heute viele alte Leute auskommen – und das Problem wird sich noch verschärfen.

Altersarmut – ein Thema, das in Zukunft noch viel wichtiger wird. Und dessen sich niemand so richtig annehmen will. Davon ist der Kreisseniorenrat Kusel überzeugt. Er hat sich nicht nur mit dem Thema beschäftigt, sondern will auch gut vier Wochen vor der Bundestagswahl die Abgeordneten damit konfrontieren: Am Mittwoch, 23. August, 18 Uhr, im Horst-Eckel-Haus.

Werner Dick, der Vorsitzende des Kreisseniorenrats, erläutert im Gespräch mit der RHEINPFALZ, dass es statistische Erhebungen gibt, laut denen viele Rentner unter dem durchschnittlichen Monats-Netto-Einkommen von 1100 Euro liegen. Da jetzt schon 25 Prozent der Kreisbewohner 65 Jahre und älter seien, werde dies in Zukunft noch viel mehr Senioren treffen. Als fachkundigen Referenten hat der Kreisseniorenrat Wilhelm Zeiser gewonnen. Der studierte Jurist und Volkswirtschaftler war unter anderem bei der Kreisverwaltung in Kusel, dann Kämmerer und Bürgermeister in Ludwigshafen. Außerdem war er nebenamtlich im Städtetag und der Beratungskommission der Steuerreform und ist seit 20 Jahren stellvertretender Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Pfalz. Auch da merke er immer wieder: „Das Thema Altersarmut und Altersangst wird größer.“ Zeiser erläutert, dass die Renten im Landkreis Kusel statistisch gesehen noch auf Normalniveau lägen. Doch während die Auspendler eine durchschnittliche Rente bekämen, erhielten die, die im Kreis geblieben seien, unterdurchschnittliche Renten – einfach deswegen, weil es im Kreis keine große Industrie mit guten bis sehr guten Einkommen gibt. Außerdem seien viele in atypischen Beschäftigungen – hauptsächlich Frauen. „In 15 bis 25 Jahren schlägt sich das nieder“, betont Zeiser. Es gehe darum, die Politik zu warnen und aufzufordern, zu überprüfen, ob die früher getroffenen Entscheidungen richtig waren, sagt das SPD-Mitglied. Seit 1995 habe es acht große Reformen gegeben, die alle die Rente reduziert hätten. Das Rentenniveau werde bis 2030 auf 43 Prozent absinken. Werner Dick kritisiert auch das Drei-Klassen-System: gesetzliche Rente, betriebliche Altersversorgung und Beamten-Pension. „Die mit der gesetzlichen Rente fallen durch den Rost.“ Deswegen sei es Zeit, dass sich die Tarifpartner dem Thema widmeten: „Da müssen andere Lösungen gefunden werden.“ Wilhelm Zeiser weist darauf hin, dass viele Rentner unter der Grundsicherung liegen. Hier sei die Politik gefordert. Auch weist er nach, dass Frauen im Westen teils 500 Euro weniger Rente hätten als solche im Osten. Alfred Metzen, Geschäftsführer des Kreisseniorenrats, denkt auch an die Alleinerziehenden: „Sie leisten so viel und werden nicht gefördert.“ Auch weiß er aus seiner langjährigen Arbeit, dass es viel verdeckte Armut gibt, weil gerade auf dem Land viele den Weg zum Amt scheuen. Es sei schon sehr traurig, wenn in der Apotheke alte Menschen ein Medikament nicht abholen würden, weil sie sich die Zuzahlung nicht leisten könnten. Der Kreisseniorenrat will nun unter der Überschrift „Altersarmut – auch ein Problem im Landkreis Kusel“ den Versuch starten, sachlich aufzuzeigen, was passiert. Nach dem Referat von Wilhelm Zeiser sollen die beiden Bundestagsabgeordneten Gustav Herzog (SPD) und Xaver Jung (CDU) Fragen aus dem Publikum beantworten. Info Die Podiumsdiskussion findet am Mittwoch, 23. August, 18 Uhr, im Horst-Eckel-Haus statt. Der Eintritt ist frei.

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