Donnersbergkreis Zu weit weg, im Sommer zu kalt

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KIRCHHEIMBOLANDEN. Immer weniger Kinder können richtig schwimmen – das sagt eine Statistik der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Eine Ursache: das sogenannte „Bädersterben“. Immer mehr Kommunen schließen ihre Bäder wegen zu hoher Kosten. Auch im Donnersbergkreis gibt es nur noch ein Hallenbad, das Kibobad in Kirchheimbolanden. Schwierige Voraussetzungen für Grundschulen, die laut Lehrplan nach Möglichkeit Schwimmunterricht anbieten sollten. Die RHEINPFALZ hat sich bei Schulen im Kreis einmal umgehört.

Drei Vormittage werden im Kibobad für den Schulunterricht freigehalten: dienstags und donnerstags von 8.45 bis 13 Uhr sowie mittwochs von 8 bis 13 Uhr. „Dienstags und donnerstags von 8.45 bis 9.50 Uhr sind nicht umsetzbare Zeiten“, beklagt sich Jörg Oeynhausen, Direktor der Georg-von-Neumayer-Schule und Verwalter der Schwimmbadbelegungen für die Schulen. „Effektiv stehen uns lediglich sieben Nutzungszeiten zur Verfügung“, sagt er. Werkleiter Ulrich Kurz sieht das anders: „Die Zeiten waren schon immer so und werden auch so bleiben. Wie dies die Schulen untereinander regeln, ist deren Sache. Nahegelegene Schulen könnten durchaus die beiden 50-minütigen Einheiten nutzen.“ Früher, so Kurz, seien die Frühschwimmer-Zeiten ab 7 Uhr angeboten worden. Nun sei man wegen der erhöhten Nachfrage auf 6 Uhr vorgerückt. Den Frühschwimmern die Zeit zu kürzen, wäre problematisch. Zwar gibt es auch Schwimmkurse für Kinder. Diese finden jedoch nachmittags zu Zeiten statt, an denen viele Eltern aus beruflichen Gründen passen müssen. Der späteste Kurs beginnt um 15.15 Uhr. Zudem müsse man beim Losverfahren Glück haben, beklagen sich einige Eltern. „Die Verlierer sind hier die sozial schwachen Familien“, findet Helena Wünschmann, Leiterin der Marnheimer Grundschule. Sie bietet Schwimmunterricht in den vierten Klassen an. Allerdings gerate auch sie immer mehr in Schwierigkeiten, weil kaum noch Lehrer sich zutrauten, die nötigen Fortbildungen zu machen. Wünschmann ist eigentlich die „Ersatzfrau“ für den Schwimmunterricht. Im nächsten Jahr wird sie in Pension gehen. Eine von drei Lehrerinnen in Marnheim mit der Zusatzausbildung ist Mareike Steib. Dass die voll belegten Badzeiten ein Problem seien, bekommt sie auf Sportfachkonferenzen häufig zu hören. Oft hätten Schulen nicht die Möglichkeit, ein nahegelegenes Bad zu nutzen, da keine freien Zeiten zur Verfügung stünden. An der Maria-Montessori Grundschule in Winnweiler gibt es keinen Schwimmunterricht, berichtet Schulleiterin Edith Knötzsch. Bei einem Fußweg von mindestens 30 Minuten könne dies nicht im regulären Unterricht angeboten werden. Ähnlich sieht es in der Astrid-Lindgren-Grundschule Münchweiler und in Sippersfeld aus. Beide Schulen müssten ins nahegelegene Freibad nach Winnweiler fahren – und wären damit stets vom Wetter abhängig. Die Grundschule in Waldgrehweiler ist ganz außen vor. Die Schüler der kleinen Dorfschule mit gerade einmal drei Lehrern für vier Klassen fuhren bis vor kurzem nach Meisenheim. Doch momentan sei die Lehrerin, die den Rettungsschwimmer hat, in Mutterschaftsurlaub, erzählt die stellvertretende Schulleiterin Carmen Antes-Rahn. Erst zum 1. Februar gebe es neues Personal. Dann könne die Schule wieder nach Meisenheim fahren. Dannenfels teilt sich mit Bolanden den Schwimmunterricht – mit Unterstützung aus Marnheim, wie Schulleiterin Elisabeth Fichter erklärt. Im 14-tägigen Turnus teilen diese beiden Schulen sich eine Einheit im Kibobad mit Marnheim und Stetten. Der organisatorische Aufwand sei enorm, beklagt Schulleiterin Anette Voll von der Anne-Frank-Grundschule in Rockenhausen, deren Schule das nahegelegene Naturbad nutzen kann. Hinzu komme, dass es oft auch im Sommer vormittags zu kalt für Schwimmunterricht sei. Allerdings versuche ihre Schule, Schwimmen so oft wie möglich in den Schulalltag einzubauen. Sehr große Hilfe erhalte sie dabei vormittags von der Rockenhausener DLRG-Ortsgruppe. Die Problematik ist in der Verbandsgemeinde Rockenhausen bekannt. Die VG hat sich im vergangenen Sommer daher eine Alternative überlegt. Kindern der dritten und vierten Klassen ermöglichte sie kostenlosen Schwimmunterricht. Auch im Rahmen der Ganztagsschulen wurde der Unterricht angeboten – und gut angenommen. Zweimal pro Woche bot die DLRG den Kurs im Naturbad an. Zwar nutzten „nur“ 13 Kinder das Angebot, trotzdem soll das Projekt weiterhin bestehen bleiben, verspricht Friederike Laukemper, Mitarbeiterin der VG Rockenhausen. Selbstverständlich ist Schwimmunterricht an den Förderschulen. Dort ist Schwimmen als therapeutische Maßnahme bei Kindern vorgeschrieben. Die Schulen haben eigene Busse und auch ein eigenes Therapiebad, erklärt Harald Dechent, Schulleiter der Schule am Donnersberg. „Als damals das Hallenbad in Rockenhausen geschlossen wurde, waren viele sauer darüber, dass wir ein Therapiebad gebaut bekamen“, erinnert sich der Schulleiter. Dabei sei ein Besuch im Hallenbad wichtig, um beispielsweise Spastiken zu lösen. Alles andere, so Dechent, wäre für die Kinder aus therapeutischer Sicht bedenklich.

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