Donnersbergkreis „Zoar gehört zu Rockenhausen“

Eine wunderbare bunte, fröhliche Einlage: Zoar-Mitarbeiter führten eine Zeitreise von den 60ern bis zur Gegenwart auf.
Eine wunderbare bunte, fröhliche Einlage: Zoar-Mitarbeiter führten eine Zeitreise von den 60ern bis zur Gegenwart auf.

„Wir sind bunt in unseren Gedanken, bunt in dem, was wir tun und wie wir handeln.“ Die Worte von Vorstand Peter Kaiser gestern beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Zoar-Werkstätten hätten sich leicht auch noch ergänzen lassen: „Bunt, wie wir feiern.“ Denn genau so, wie sich das Evangelische Diakoniewerk präsentieren möchte, war auch der erste Tag der Feierlichkeiten in der Rockenhausener Industriestraße: farbenfroh und fröhlich. Wobei auch ernstere Töne nicht fehlten.

Kaiser erläuterte, dass man bei Zoar die Trennung zwischen Mitarbeitern mit und ohne Beeinträchtigung aufgehoben habe. „Wir sind alle Mitarbeiter“, so der Vorstand. Er wagte einen Blick in die Zukunft. „Die Digitalisierung kommt. Es wird neue Arbeitswege geben, digitale Roboter werden uns unterstützen.“ Kaiser dankte den Gästen für deren Freundschaft und Förderung der Werkstätten sowie den Mitarbeitern. „Etwa 380 arbeiten hier. Das ist ein nicht ganz unerheblicher Wirtschaftsfaktor für Rockenhausen und Umgebung.“ Derzeit sei man dabei, die Werkstätten für die nächsten 50 Jahre fit zu machen. „Es wird etwas sehr Gutes werden“, so der Direktor. Das wiederum freut den Rockenhausener Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald. Er erinnerte an den Ursprung von Zoar vor mehr als 160 Jahren in Rockenhausen, an die Entwicklung von Zoar, aber auch an die Entwicklung des Umgangs mit Menschen mit Beeinträchtigung in der Stadt. Dieser sei selbstverständlicher geworden, wozu beispielsweise auch die Außenwohngruppen beigetragen hätten. Seebald zeigte sich dankbar – für ein solches Miteinander, aber auch dafür, dass es die Werkstätten in Rockenhausen gibt. Und dankbar für das Bekenntnis des Vorstandes zum Standort Rockenhausen. „Sie haben mit uns einen verlässlichen Partner. Zoar gehört zu Rockenhausen!“ Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr ging in seinem Grußwort auf die Klage des Landes gegen die Behindertenwerkstätten in Rheinland-Pfalz ein. Wie berichtet, hat das Landesamt für Soziales alle 36 Behindertenwerkstätten verklagt, weil es den wirtschaftlichen Betrieb der Einrichtungen auch ohne konkreten Anlass überprüfen will. „Es lohnt sich nicht, die Werkstätten zum politischen Spiel zu machen.“ Es stehe außer Frage, dass in den Werkstätten gute Arbeit geleistet werde. Die Zoar-Werkstätten hätten über 50 Jahre hinweg ihre Arbeit auch immer wieder reformiert. Teilhabe werde hier gelebt. Die Arbeit in den Zoar-Werkstätten ist für Landrat Winfried Werner mit den Begriffen fördern und fordern verbunden. „In den Werkstätten erfahren Menschen die Anerkennung, die sie außerhalb kaum erfahren können“, so der Landrat. Seit 50 Jahren reiche Zoar die helfende Hand. Das Evangelische Diakoniewerk sei eine Einrichtung, die belege, „dass wir eine reiche Gesellschaft sind“. Michael Cullmann, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen, sprach die unter seinem Vorgänger Karl-Heinz Seebald eingeführte Schilderprägestelle in der Verbandsgemeindeverwaltung an. „Hier ist die tägliche Zusammenarbeit konkret erkennbar.“ Wichtig seien zudem die gemeinsamen Gespräche über die Zukunft von Zoar. Dieser sieht Harald Diehl vom Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie in Mainz positiv entgegen. „Wir wissen, was wir an unseren 36 Werkstätten haben. Dort arbeiten in Rheinland-Pfalz etwa 15.000 Menschen. Was wäre, wenn es keine Werkstätten gäbe? Wir müssten sie erfinden“, so Diehl. Zudem seien die Werkstätten viel mehr als nur Arbeit. Hier werde den Menschen eine Tagesstruktur geboten, auch gebe es Freizeitgestaltung. „Für Menschen mit Beeinträchtigung ist es extrem wichtig, eine Tagesstruktur zu haben, das Gefühl, gebraucht zu werden, im Wirtschaftskreislauf zu sein, Freunde zu haben“, betonte Marco Dobrani, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen. Er betonte auch, wie wichtig ein vernünftiger Personalschlüssel ist. Gebe es diesen nicht, sei das mit einem Qualitätsverlust verbunden. „In unserer Region leisten die Werkstätten des Evangelischen Diakoniewerkes Zoar mit ihren zahlreichen Bildungsangeboten und dem angebotenen Integrationsmanagement einen ganz entscheidenden Beitrag zur aktiven Teilhabe von Menschen mit Behinderungen“, sagte Christian Littek, Leiter des Referats Soziales der Stadtverwaltung Kaiserslautern. Kurt Philipp, der Leiter Eingliederungshilfe, Christian Walch, Vorsitzender des Werkstattrates Rockenhausen, sowie Direktorin Martina Leib-Herr bedankten sich bei allen Helfern, die am Jubiläum beteiligt sind. „Der Nachmittag ist bunt“, meinte Moderator Michael Lueg. Daran hatte er genauso einen Anteil wie verschiedene Zoar-Gruppen. Sie steckten die Besucher im voll besetzten Festzelt in der Industriestraße mit ihrer Begeisterung an. Da wurde bei den Tanzgruppen „Fit for dance“ aus Alzey oder „Elwetritsche“ aus Rockenhausen fröhlich mitgeklatscht, da war die von Mitarbeiter Thomas Wilhelmy und seiner Gruppe toll aufgeführte Zeitreise von den 60ern bis zur Gegenwart. Und da war das „Musikalische Duo“ Ralf Bommes (Keyboard) und Thomas Draws (Gesang). Zwei Gesichter der Zoar-Werkstätten. Sie alle machten den Nachmittag wunderbar bunt. Wie auch der ehemalige Vorsitzende des Werkstattrates, Jürgen Mahler. „Ich hatte hier einen guten Job. Es hat trotz anstrengender Zeit auch Spaß gemacht.“ Und die Chefs, die habe er manchmal genervt. „Ich sehe der weiteren Zukunft der Werkstätten mit Freude entgegen“, sagte Direktorin Leib-Herr strahlend. Die gute Laune wird anhalten. Denn die Feierlichkeiten gehen heute und morgen weiter.

Steckte mit ihrer Freude am Tanzen an: die Zoar-Tanzgruppe „Fit for dance“ aus Alzey.
Steckte mit ihrer Freude am Tanzen an: die Zoar-Tanzgruppe »Fit for dance« aus Alzey.
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