Donnersbergkreis Wirklich schöne Zeitreise

Sogar aus Luxemburg kamen einige Gäste nach Münchweiler, um beim Museumsfest und dem Radio- und Rundfunkflohmarkt gemeinsam mit
Sogar aus Luxemburg kamen einige Gäste nach Münchweiler, um beim Museumsfest und dem Radio- und Rundfunkflohmarkt gemeinsam mit anderen Radioliebhabern ein wenig herumzustöbern.

„Design in der Radiowelt“ – so lautet die derzeitige Sonderausstellung im Rundfunkmuseum in Münchweiler. Beim Museumsfest mit Radio- und Rundfunkflohmarkt konnten sich die Gäste von einigen teils ungewöhnlichen Designs überzeugen, die auch den Stil der jeweiligen Epoche zeigen. Museumsgründer und Vorsitzender Manfred Heidrich entführte die Besucher in eine fast schon vergessene Zeit. Nicht nur der Flohmarkt, sondern auch die Führungen im Museum lockten zahlreiche Leute an – sogar aus Luxemburg.

Für die meisten ist eine Welt ohne Radio oder Fernsehen wohl kaum vorstellbar. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielten Radios eine wichtige Rolle. Vielen ist der sogenannte „Volksempfänger“ ein Begriff. Die Ladenhüter „Herr im Frack“ oder etwa der „Beichtstuhl“ sind dagegen weniger bekannt. Oft bekamen die Radios im Volksmund einen passenden Namen verpasst – unabhängig von der eigentlichen Bezeichnung des Modells. So hatte der Hersteller des „Beichtstuhls“ diesen eigentlich „Sanssouci“ getauft. Als wirklich lustige Variante präsentierte sich das „Laberradio“ von 1968: Hier bewegt sich der Plastikmund auf der Vorderseite passend zu der Tonfrequenz. In Sachen Design sind der Kreativität wirklich keine Grenzen gesetzt, das wird bei der Münchweielrer Ausstellung schnell deutlich. Es ist fast unmöglich, nicht jedem Hobby entsprechend das passende Radio zu finden: Ob in Gestalt einer Flasche oder eines Pferdes – das Radio hat viele Gesichter. Museumsgründer Manfred Heidrich erzählt: „Wir nehmen unsere pädagogische Aufgabe in diesem Museum sehr wichtig!“ Sehr viele Klassen und auch Universitäten kämen zu Besuch. Zu Beginn jeder Führung lernen die Besucher die einfachsten und ersten Radios vom Anfang des 20. Jahrhunderts kennen. Damals war der Empfang noch mit etwas Arbeit verbunden: Mit einem kleinen Draht musste man über einen Kristall (Bleiglanz) reiben, bis man einen relativ guten Empfang fand. Die Sender ließen sich über eine Spule finden. Das Museum verfügt über viele beeindruckende Ausstellungsstücke. Interessant ist etwa das „Eimer-Radio“, welches im Zweiten Weltkrieg von Häftlingen der Konzentrationslager gebaut wurde: Der Eimer sah wie ein gewöhnlicher Schmierfett-Eimer aus. Auch der erste „Beamer“ ist im Museum zu bewundern. Damals benötigte man für diesen noch eine spezielle Leinwand. Der damalige Preis eines „Saba Telerama“ aus dem Jahr 1959 lag bei 3198 Deutschen Mark – für diese Zeit ein enorm kostspieliges Vergnügen, schließlich verdiente ein Arbeiter zu jener Zeit etwa 200 Mark im Monat. Ein günstiges Radio kostete da um die 40 Mark. Das günstigste Fernsehmodell lag bei 1000 Mark. Klar, dass Haushalte mit Fernseher damals gerne besucht wurden – nicht zuletzt während des berühmten Fußball-WM-Finalspiels Deutschland gegen Ungarn (1954), das den übrigens den Fernseher-Verkauf seinerzeit kräftig ankurbelte. Für ihre Zuhörer hatten die Radiosender früher übrigens einen wichtigen Rat parat: „Bitte vergessen sie nicht, die Antenne zu erden!“ – um bei Gewitter das anschließende Donnerwetter nicht erleben zu müssen. Eine wirklich schöne Zeitreise, die man im Münchweilerer Museum erleben kann.

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