Donnersbergkreis Von Bombern und Bierbrauern

91-95946110.jpg

ROCKENHAUSEN. Abgelegene Höfe, ehemalige Brauereien, ein abgeschossener Bomber: Die Themen des neuen Heftes der Nordpfälzer Geschichtsblätter, das gerade erschienen ist, sind vielgestaltig.

Willi Schattauer schildert in seinem Beitrag zu diesem Heft die Geschichte von Oberem und Unterem Tierwasen, die anfangs des 18. Jahrhunderts in dem Gebiet entstanden sind, das bereits 1688 Thierwasen genannt wurde, was nach Meinung des früheren Ruppertsecker Pfarrers und Ortschronisten A. Hoffmann so viel wie Wildpark bedeutete. Der sogenannten Namensecke können wir entnehmen, wer hier im Laufe der Jahrhunderte beheimatet war, hier Arbeit und Lohn fand. Viele Einzelheiten aus der Vergangenheit des Oberen Tierwasen konnte der Autor von einer Gerbacherin erfahren, deren Vorfahren dort gelebt haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Stammbaum der Familie Schalli, der hier überliefert wird, weil diese Familie von 1715-1837 durchgehend hier ansässig war. Aufgezeigt werden auch die Verbindungen zwischen den Bewohnern dieser Höfe und denen vom Ernsthäuserhof, der heute nicht mehr existiert. Schriftleiter Egon Busch berichtet in seinem Aufsatz „Die Eichenbach- Mühle, Woog und Klosterwald“ über die Vergangenheit des heutigen Ortsteils von Neuhemsbach und früheren Einzelhofs. Er bezieht sich dabei zunächst auf die ersten Erwähnungen der Eichenbacher Mühle im 13. Jahrhundert im „Otterberger Urkundenbuch“. Bedingt durch die Grenzlage zwischen mehreren Herrschaften im oberen Alsenztal kam es immer wieder zu Streitigkeiten um die Mühle, den Woog und auch den Wald des Enkenbacher Klosters – und gelegentlich sogar zu tätlichen Auseinandersetzungen. Dass es hier im 16. Jahrhundert einmal eine Eisenschmiede gegeben hat, wo aus Eisenerz – wohl aus dem Donnersberg – in einem Schmelzofen zunächst Roheisen gewonnen wurde und dieses vielleicht sogar weiter bearbeitet wurde, ist auch längst in Vergessenheit geraten. In einem weiteren kleinen Beitrag berichtet Busch „Von der Münchweilerer Dorfkerwe in früheren Zeiten.“ Dabei bezieht er sich auf Aufzeichnungen aus dem Jahre 1922, die schildern, wie damals dieses Fest abgelaufen ist, und auf eigene Erlebnisse und Erfahrungen in den 1950er Jahren. In seinem recht umfangreichen Bericht zum Thema „Handwerk und Migration: Die Bierbrauer Eberle aus Katzenbach und Knobloch aus Breslau“ schildert Timo Scherne die Entwicklung des Brauwesens in der Pfalz und in China, in Afrika sowie in den USA. Wer dort heute ein Bier von Anheuser/Busch trinkt, das in jedem Restaurant zu haben ist, denkt wohl nicht mehr daran, dass Eberhard Anheuser, der Begründer dieses Brauhauses, aus Bad Kreuznach stammte und sein Schwiegersohn Adolphus Busch in Kastel bei Mainz geboren war. „Die schlesischen Bierbrauer Knobloch und ihr Weg in die Pfalz“ ist ein weiteres Kapitel überschrieben und es zeigt in Wort und Bild die Bierbrauerei Julius Vetter, Obermoschel, deren Eigentümer ein Schwiegersohn von Adolf Knobloch war. Neben einer Gastwirtschaft gehörte damals noch eine Mälzerei, eine Gartenwirtschaft und ein Eiskeller zu dieser Brauerei. Auch die Geschichte des ehemaligen Gasthauses Knobloch in Rockenhausen und deren Besitzer wird hier dargestellt. Inge Huber schildert in ihrem Beitrag den „Absturz eines amerikanischen Bombers am 24. April 1944 in der Nähe von Reichsthal“ , nennt die Ursachen für dieses Ereignis und die Zeugen des Geschehens im Dorf. Sogar die Namen der Besatzungsmitglieder, denen es gelungen war, rechtzeitig aus dem brennenden Flugzeug auszusteigen, und ihre Dienstgrade erfahren wir hier. Heute noch sucht die US-Luftwaffe nach solchen im 2. Weltkrieg abgestürzten Maschinen, um etwas über das Schicksal der Besatzungen zu erfahren. „Die Gedenktafel in der Rosenthaler Klosterruine“ lautet das Thema des Beitrags von Berthold Schnabel, Deidesheim, in diesem Heft. „Wohl auf Anregung des 1863 gegründeten ,Vereins zur Erhaltung und Verschönerung der Rosenthaler Ruinen’ hatte sich der ,Verein für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung’ bereit erklärt, eine Tafel in der Ruine der Klosterkirche von Rosenthal anbringen zu lassen, die sowohl über das Kloster als auch den dort für elf Jahre bestatteten deutschen König Adolph von Nassau Auskunft gab“, lesen wir am Anfang dieses Beitrags, um dann zu erfahren, dass dieses Vorhaben gar nicht so einfach umzusetzen war, weil von verschiedenen Seiten aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Textänderungen oder -ergänzungen gewünscht wurden und auch die Gestaltung der Gedenktafel selbst gelegentlich Anlass zu Auseinandersetzungen gab. Dass diese Tafel und ein darüber in der „Pfälzer Zeitung“ erschienener Bericht letztendlich der Anlass zur Gründung des „Historischen Vereins der Pfalz“ gewesen ist, wird hier ebenfalls nachgewiesen. Norbert Beisiegel berichtet in seinem Aufsatz „Pfalz–Zweibrücken unter schwedischer Herrschaft“ wie es dazu kam, dass diese Verbindung zustande kam, wie sie sich in der Pfalz ausgewirkt hat und was hier heute noch an diese Epoche erinnert. Karl Heil, Hochstätten, verweist abschließend auf das von ihm verfasste Bändchen „Hochstätten früher und heute -Ein Gang durch die Geschichte“, und Eckhard Venske erinnert an die Frühjahrsexkursion des Nordpfälzer Geschichtsvereins am 6. Mai nach Bruchsal im Kraichgau. Kurz-Info Das Heft ist bei Timo Scherne in der Rog-nacalle 10 in Rockenhausen zu beziehen. |bus

x