Donnersbergkreis Venezianisches Flair am Weiher

Lauschiger Abend an idyllischer Konzertstätte: Beim Auftritt der Stuttgarter Saloniker am Sippersfelder Retzbergweiher stimmte e
Lauschiger Abend an idyllischer Konzertstätte: Beim Auftritt der Stuttgarter Saloniker am Sippersfelder Retzbergweiher stimmte einfach alles.

«SIPPERSFELD.» Zu einem See-Konzert an einem herrlichen Sommerabend im Pfälzer Wald hatte der Kulturverein Sippersfeld für Samstag eingeladen. Über 280 Besucher kamen zum Retzbergweiher und ließen sich von Patrick Siben und seinen Stuttgarter Salonikern im Stile großer Klassik-Open-Airs unterhalten.

Das Publikum lauscht fast andächtig den Klängen, die das Salonorchester vom Weiherufer her wehen ließ. Das wusste nur eine nicht recht zu schätzen: Von den allermeisten Besuchern wohl gar nicht wahrgenommen, brachte eine Entenmutter am gegenüberliegenden Ufer ihre Entlein zwischen den Seerosen in Sicherheit. Die große Menschenansammlung in der Abenddämmerung schien ihr nicht ganz geheuer. Die Besucher allerdings erfreuten sich am Musikgenuss. Mit dem napolitanischen Volkslied „Funicolare del Versuvio“, 1880 eigens für die Eröffnung der Standseilbahn am Vesuv von Luigi Denza komponiert und von Peppino Tureo mit Text versehen, eröffneten die Stuttgarter Saloniker ihr Programm. „Gestern Abend, mein Mädchen, bin ich hinaufgefahren, dorthin wo das Feuer heiß wie die Liebe brennt. Komm und heirate mich“, lautet eine Passage des Texts in der Übersetzung. Das besungene Feuer hat wahrlich gelodert: Die Seilbahn wurde 1944 bei einem Ausbruch des Vulkans völlig zerstört. In der ersten Hälfte spielten die Saloniker venezianische Gondoliere- Lieder von Mendelssohn, Leoncavallo und Amadei, verwandelten so den Retzbergweiher in eine kleine adriatische Lagune. Keine Übertragungsgeräusche störten, eine Lautsprecheranlage war nicht nötig. Ein gefiederter Sänger, wohl eine Nachtigall, war deutlich zu hören. Und trug mit einer Solopassage zur Belustigung bei. Auf „Funicoli-Funicola“ folgte Emile Waldteufels mondän-melancholischer „Sur-la-Plage“-Walzer. Vom Klavier aus dirigierte Patrick Siben das kleine Salonorchester in der Besetzung Violine, Cello, Kontrabass, Klarinette und Trompete. Sibens Titel-Ansagen waren nicht nur launig, sondern sehr informativ dazu. Da wurde auch spürbar: der Maestro schwelgt bei seinem Weiherkonzert-Engagement in Erinnerungen, hat er doch in jungen Jahren die Ferien als Gast der Ärztin Margarethe Krolow in Sippersfeld verbracht. Aufregender Höhepunkt: die Ouvertüre zur romantischen Oper „Die Matrosen“. Darin fängt Friedrich von Flotow in naturalistisch inspirierter Manier Stimmungen des Ozeans ein und setzt sie musikalisch zum Tagwerk der Seefahrer in Beziehung. In der zweiten Konzerthälfte ließen die Saloniker zu Klängen der „Wassermusik“ sich und ihr Publikum nur so treiben. Die Zuhörer gaben sich der Verführung von „Dolce vita“ und „far niente“ (süßes Leben und Nichtstun) hin. Das einzigartige Werk barocker Unterhaltungsmusik aus der Feder Georg Friedrich Händels erhielt im Saloniker-Sound seine ursprüngliche Bedeutung wieder. Es erwies sich, so wie es einst Zweck der Auftragskomposition war, als wahrhaft königliches Vergnügen. Mit einem ausgedehnten Finale endete ein wunderschöner Abend. Unerhört intim wirkten die Klänge der anspruchsvollen sinfonischen Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. „Eine Nacht in Venedig“, Juwel italienischer Opernkunst des Walzerkönigs Johann Strauß, ließ träumen. Da konnte ja nur noch Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Schwanensee“ die Stimmung steigern. Und genau so kam es. Den Erfolg des Abends machte Kulturvereins-Vorsitzender Ulrich Dittrich an drei Komponenten fest: Hochqualifizierte Musiker, ideales Wetter in lauschiger Sommernacht und ein begeisterungsfähiges Publikum hätten ideal zusammengewirkt. Da war eines schon klar: Das soll sich im kommenden Jahr wiederholen.

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