Donnersbergkreis Rockenhausen: Die Zeit steht im Zentrum

Der Begriff Zeit spielt in Rockenhausen eine wesentliche Rolle. Nicht nur im pfälzischen Turmuhrenmuseum, sondern auch in der ne
Der Begriff Zeit spielt in Rockenhausen eine wesentliche Rolle. Nicht nur im pfälzischen Turmuhrenmuseum, sondern auch in der neuen Imagebroschüre der Stadt.

„Mit der Zeit“: Drei Worte, die die Titelseite einer neuen Imagebroschüre der Stadt zieren.

Der Begriff Zeit spielt in Rockenhausen schon länger eine Rolle. Kein Wunder, gibt es doch in der Nordpfälzer Kleinstadt auch ein Museum für Zeit. Seit 1979 zeigt das Pfälzische Turmuhrenmuseum die kulturgeschichtliche Entwicklung der Zeitmessung. Apropos Entwicklung: Wenn der Rockenhausener Stadtbürgermeister Karl-Heinz Seebald über diese hin zu einem Standort mit viel Kultur spricht, dann fängt er auch genau bei diesem Museum an. Für ihn ein Paradebeispiel dessen, was sich in Rockenhausen getan hat. In diesem Fall verbunden mit der Person Knut Deutschle. „Wenn einer wie Knut Deutschle nicht vor Ort wäre, gäbe es ein solches Museum nicht“, sagt Seebald über den Gründer, der sich mit großer Hingabe dieser Einrichtung widmet. Beginnend mit einer kleinen Uhrenstube – „die der Vorgänger von mir, Walter Werner, ermöglicht hat“, so Seebald – hin zu einem hochinteressanten Museum, das sich längst einen Namen über die Kreisgrenzen hinweg gemacht hat. „Wenn man so etwas vor Ort hat und das nicht einsetzt, verpasst man eine Chance, sich in Zeiten des demografischen Wandels ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen zu verschaffen“, erzählt Seebald. Und schon ist er bei einem weiteren von vier Museen in Rockenhausen. „Wir waren in der glücklichen Situation, dass ein in der Kunstgeschichte einzigartiger Mensch wie Daniel-Henry Kahnweiler eine familiäre Vergangenheit hier hatte und sich dieser erinnerte“, so Seebald. Dann habe es noch einen „genialen Beschluss des Stadtrates“ gegeben – Kahnweiler zum Ehrenbürger zu ernennen. Als dieser in seinem Testament die Stadt mit seiner deutschsprachigen Bibliothek, Plakaten und zwei Picasso-Lithografien bedachte, war der Grundstein gelegt für die Kahnweiler-Stiftung, die 1979 gegründet wurde und 1981 erstmals den Kahnweiler-Preis ausgelobt hat. „Die Stadt hatte in der Vergangenheit jeweils zum richtigen Zeitpunkt wegweisende Entscheidungen getroffen“, betont Seebald. Er könnte hier weiter erzählen – etwa von der kühnen Idee der Kunstsammler Pachen, in Rockenhausen ein Museum zu eröffnen und der Einweihung dieser Einrichtung im Jahr 1997. Genau dort könnten in Zukunft weitere für die Stadt und die Pfalz wichtige Dinge geschehen. Seebald spricht von der Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Pfälzer Künstler (apk), über die er sehr dankbar ist. „Pachen ist das Ausstellungshaus der apk. Da merken wir, dass Leute nach Rockenhausen in Ausstellungen kommen, die normal nicht hierher kommen würden.“ Laut Seebald gibt es Überlegungen diese Kooperation noch auszudehnen – hin zu einem Zentrum für pfälzische Kunst. „Ein Museum, in dem über den Tod hinaus Ausstellungen stattfinden von denjenigen, die Kunst erstellen und denen, die sie sammeln.“ Für den Stadtbürgermeister könnte dies ein nächster großer Schritt werden. Den soll es aber nicht nur in Sachen Kunst geben. Und hier sind wir wieder beim Begriff Zeit. „Dieser Begriff ist etwas, mit dem wir uns in Rockenhausen gut identifizieren“, sagt Seebald – und ergänzt: „Wir denken auch über Veranstaltungen zu zeitgenössischer Musik nach.“ Keine einfache Aufgabe. „Zeitgenössische Musik ist so schwer an den Mann zu bringen wie zeitgenössische Kunst. Es bedarf hier noch genauerer Überlegungen.“ Hier ist auch Lydia Thorn Wickert eingebunden – in Kirchheimbolanden längst für ihr kulturelles Engagement bekannt. Den westlichen Donnersbergkreis hat sie nun ebenfalls lieben gelernt. Sie hatte jüngst den Internationalen Meisterkurs Improvisation nach Rockenhausen geholt und war auch maßgeblich an der neuen Broschüre beteiligt. „Diese Broschüre kann sicher ein positives Image vermitteln, dass wir keine hinterwäldlerische Kleinstadt sind, sondern ein interessantes, kleines Städtchen“, erzählt Seebald. Mit dem Meisterkurs war er übrigens sehr zufrieden – insbesondere der Besucherresonanz beim Abschlusskonzert. „Man kann schließlich nicht nur Kunst um der Kunst Willen machen.“ Im nächsten Jahr soll es einen solchen Kurs wieder geben. Auch kündigt er einen Austausch mit der Partnerstadt Krk in Kroatien an – eine Ausstellung von drei Künstlern im Museum Pachen unter dem Titel „Die Bewahrung des Erbes“. Nicht vergessen will Seebald bei all der Entwicklung das derzeit laufende Festival „Sommerzeit“ im Schlosspark, das auch durch die Unterstützung von Rockenhausener Unternehmen möglich sei – oder die Carillonkonzerte. Oder die Teams der Stadtentwicklung, die mit ihren Veranstaltungen ebenfalls das kulturelle Leben in der Stadt bereichern. „Wenn etwas so funktioniert, dann sollte man es funktionieren lassen“, betont der Stadtbürgermeister. Und möchte hier auch diejenigen nennen, die sich schon länger auf kultureller Ebene engagieren – die Menschen, die sich um das Heimatmuseum kümmern, die Arbeitskreise Kahnweilerhaus oder Uhrenstubenmuseum oder das Team der Stadtbücherei. „Die muss man sich selbst verwirklichen lassen, soweit es geht.“ Dennoch sagt der Stadtbürgermeister auch: „Ich würde mir wünschen, dass alle, die sich so in Rockenhausen engagieren, auch über den Tellerrand hinausschauen.“ Dass Mitglieder eines Sportvereins beispielsweise auch zu einer Kulturveranstaltung kommen. „Die Rede ist von einem Gemeinschaftsgefühl. Dass wir da hinkommen, dass es für Rockenhausener interessant ist, egal, wer was macht.“ Denn das kulturelle Leben bereichere die Stadt. „Es ist ein Standortfaktor für Rockenhausen. Das soll er auch noch stärker sein, ohne dass wir dabei die klassischen Standortfaktoren vernachlässigen. Es ist essenziell, dass wir Industrie- und Gewerbestandort bleiben“, betont Seebald. Wenn sich da zusammen etwas entwickele, könne das ein guter Weg sein. Auf dem der Begriff Zeit eben eine wichtige Rolle spielt. kultur

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