Donnersbergkreis Publikum im Sturm erobert

Geballte Frauenpower: die drei Sängerinnen von „Ladies Nyght“ in der Wartenberger Mühle.
Geballte Frauenpower: die drei Sängerinnen von »Ladies Nyght« in der Wartenberger Mühle.

«WARTENBERG-ROHRBACH.» Eine geballte Ladung Frauenpower in Gestalt dreier Frontsängerinnen eroberte am Sonntag im pittoresken Innenhof der Mühle am Schlossberg das Publikum im Sturm. Die Rechnung des Veranstalters „Kunstgriff“ ging fast auf, das Engagement des Vokaltrios namens „Ladies Nyght“ und der Begleitband schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe. Nur fast perfekt, weil bei vorgerückter Stunde die Besucher fröstelten – obwohl die förmlich vor gestalterischer Intensität explodierenden Sängerinnen mit brasilianischer Samba die Stimmung anheizten.

Die drei Stimmungskanonen aus dem Rhein-Main-Gebiet – Nanni Byl, Elke Diepenbeck und Annika Klar – arrangieren die musikalischen Steilvorlagen aus Swing, Blues, Bebop, Pop und Soul selbst: dabei nicht streng stilpuristisch dem Original nur folgend, sondern kreativ und inspirativ auch mal Neues kreierend. Die eigenen Bearbeitungen waren ideenreich, harmonisch abwechslungsreich in erweiterten Akkordfolgen und rhythmisch aufgelockerter, als man die Stücke kennt. Zudem steuert vor allem Elke Diepenbeck auch eigene Kompositionen bei. Zu der immensen Vielfalt an stilistischen Strömungen kommt noch die kosmopolitische Offenheit hinsichtlich verschiedener Sprachen, so dass auch italienische und brasilianische Erfolgstitel in der Originalsprache ebenso sicher gestaltet, wie andererseits auch mal in Vokalisen, im virtuosen Scatgesang eigene Akzente gesetzt werden. Dabei werden sogar Tierlaute imitiert und eingebaut. Es verwischen – bewusst und unterhaltend – die Grenzen zwischen Kunst und Klamauk, und das Ganze avanciert zu einem köstlichen musikalischen Spaß. Auch die humoristische Moderation macht Laune und führt gekonnt zu den Vorträgen hin. Stimmlich sind die drei eine Wucht, haben nicht nur ein großes Spektrum an Stilen, Gattungen und Genres im Repertoire, sondern auch einen großen Stimmumfang. Dabei wechseln alle drei souverän zwischen solistischen und füllenden Aufgaben – mit der dreiköpfigen Bandmitgliedern als kongenialen Spielpartnern. Auch für die Allrounder wie E-Gitarrist Gulf Schmid mit solistischem Potenzial und auch mal begleitend-percussiven Aufgaben gilt, dass sie weit über dem stehen, was sonst als Standard regional angeboten wird. So beherrscht etwa Bassist Rolf Breyer Bassgitarre und Kontrabass gleichermaßen gut, sorgt für den nötigen Impuls und das tragende Fundament – und dies in perfekter Synchronisation mit dem exzellenten Schlagzeuger Rainer Dettling. Der steht nicht nur für den üblichen, stereotypen rhythmischen Einheitsbrei ein, sondern auch für viele kreative Auflockerungen in Form von Breaks und Takt- sowie Tempowechsel, die alle synchron mitgehen. Eine Klasse also für sich! Mit dieser geballten und explosiven Ladung an stimmlichem und spielerischem Potenzial, an blindem Verständnis einer seit mehr als 20 Jahren bestehenden Formation mit unterschiedlichen Programmen konnte auch der Veranstalter eine glückliche Hand beweisen: die Agentur Kunstgriff landete einen Glücksgriff. Übrigens ist eine der Sängerinnen, Elke Diepenbeck, in ihrem „Kultur-Gut“ genannten Kleinkunstzentrum in Bechtolsheim auch selbst Veranstalterin und weiß, dass sich letztlich nur Qualität durchsetzt. Mit dieser in Wartenberg gastierenden Formation hat sie mittlerweile bereits die fünfte CD produziert mit dem Titel „Summer Calling“; dementsprechend nannten die Verantwortlichen das Wartenberger Projekt analog „Sommersause“, während schon jetzt Pläne für ein Winter- und Weihnachtsprogramm in den Köpfen herumspuken. Man darf gespannt sein!

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