Donnersbergkreis Odyssee durch die Londoner City

Dörthe Weichmeier stand vor der U-Bahn-Station Piccadilly Circus und versuchte, ihren mehrfach gefalteten Stadtplan unter Kontrolle zu bekommen. Den ganzen Vormittag hatte sie damit verbracht, kreuz und quer unter der Londoner City herumzufahren. Irgendwie kam sie mit diesem verflixten Streckennetz und seinen verschiedenen Linien nicht zurecht. Und dann dieses Gewirr der Rolltreppen! Gerade wenn man dachte, man hätte endlich den tiefsten Punkt erreicht, ging es noch mal mehrere Stockwerke hinunter. Regelrechte Beklemmungen konnte man da bekommen, außerdem wusste Dörthe nicht, ob sie dem Belüftungssystem so ganz trauen konnte. Immerhin, jetzt war sie auf jeden Fall schon mal in Soho. Sie schaute sich um. Um die Wardour Street zu finden, musste sie laut Karte nur die Shaftesbury Avenue entlanggehen. Irgendwann würde sie dann auf die gesuchte Straße stoßen. Nur dass das einfacher aussah, als es war. Unschlüssig startete sie in eine Richtung, von der sie hoffte, dass es die richtige war. Fast zwei Stunden später saß sie erschöpft in einem Café, mit dem Smartphone am Ohr. Die Wardour Street hatte sie nach längerem Hin und Her schließlich gefunden, nicht aber das Glass House. „Das hat ja nicht mal ne Nummer, und die Straße ist sehr lang und unübersichtlich. Und mir tun die Füße weh. Ich hab jetzt wirklich keine Lust, hier noch ewig hin und her zu laufen“, sagte sie zu ihrem Mann, denn natürlich war er es am anderen Ende der Leitung. „Ich fasse es nicht! Bin ich eigentlich mit Lieschen Treudoof verheiratet?“, fragte dieser wenig galant. „Wieso, Herr Oberhauptsuperkommissar, was hätten Sie denn an meiner Stelle gemacht?“, fragte sie patzig. „Zuerst meinen Kopf und dann mein schlaues, internetfähiges Telefon benutzt, das mir mein treusorgender Ehemann genau für solche Zwecke zum Geburtstag geschenkt hat, sagte Weichmeier herablassend. „Dein Smartphone hat zum Beispiel eine Navi-App, die man auch zu Fuß benutzen kann. Aber wenn man das Ding nur dafür braucht, um per QR-Code Kochrezepte runterzuladen...“ Dörthe hätte gerne etwas Passendes erwidert, nur leider hatte Weichmeier recht. An die App hatte sie schlicht nicht gedacht. Und das mit den Kochrezepten war halt ziemlich praktisch. „Eine schöne Miss Marple bist du“, sagte Weichmeier. Wieder eine halbe Stunde später hatte Dörthe ihr Ziel tatsächlich erreicht. Verglichen mit den Straßen, durch die sie vorher gekommen war, mit ihren prachtvollen Gebäuden aus dem 18. Jahrhundert, wirkte diese etwas heruntergekommen. Die meisten Häuser waren klein und maximal dreistöckig und beherbergten auffallend viele asiatische Restaurants und Spezialitätenläden. Der würfelförmige Klotz ganz aus Glas passte dazwischen wie die Faust aufs Auge. Auf den ersten Blick schien das Haus nicht einmal einen Eingang zu haben. Misstrauisch schob sich Dörthe an der Fassade entlang. Mit einem „Zwusch!“ öffnete sich plötzlich eine – offenbar automatische – Schwebetür und gab den Blick in einen Vorraum frei. Er war mit beigem Marmor-Imitat gefliest. An einer Wand befanden sich Postfächer, an der anderen ein Fahrstuhl. Daneben eine Auflistung von Firmenschildern. „FlashBangProductions“ war das zweite von oben. „Bingo!“, dachte Dörthe. Fortsetzung folgt Kann Dörthe etwas über die ominöse Firma herausfinden? Und was hat das alles mit Kirchheimbolanden zu tun? Morgen erfahren Sie mehr. Alle bisher erschienenen Folgen unseres Krimis können Sie auf www.rheinpfalz.de/adventskrimi nachlesen.

x