Donnersbergkreis Musikalisch kulinarischer Erfolg

Beate Steitz (re.) und Carsten Hintze von Viel-Harmonie wurden mit dem Ehrenbrief des Chorverbandes der Pfalz für mehr als 25-jä
Beate Steitz (re.) und Carsten Hintze von Viel-Harmonie wurden mit dem Ehrenbrief des Chorverbandes der Pfalz für mehr als 25-jährige Tätigkeit in der Vorstandschaft ausgezeichnet, stellvertretend verliehen von Irene Poller (li.), der Vorsitzenden des Kreischorverbandes Nordwestpfalz.

«WINNWEILER.» Man mag zu Vereinsjubiläen stehen wie man will, in den meisten Fällen bewirken sie einen deutlichen Motivationsschub, sind neben Rück- und Ausblick vor allem eine künstlerische Herausforderung. Dies führte bei der „Viel-Harmonie“ Hochstein anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens zu einem sehr außergewöhnlichen, den gewohnten Rahmen sprengenden Chorkonzert. Und der mit über 200 Besuchern besetzte Zuschauerraum des Festhauses Winnweiler bot einen dankbaren Rahmen zwischen Kunst und Kulinarik.

Der Reihe nach: Die zündende thematische Leitidee, Musik und Menü in verschiedenen Präsentationsformen zu kredenzen und zu kreieren - auch mit kulinarischen und bacchantischen Kostbarkeiten aufzuwarten - ist zwar schon vielerorts ausgereizt, dennoch wurde diese Konzeption mit „Dinner for You“ – so das Motto der Veranstaltung – noch weit übertroffen: Julia Hach und Stephanie Denowell sowie Hartmut Dietrich setzten diesen Kerngedanken in einer szenischen Moderation um, brachten anstelle von trockenem Musiklexikonwissen Anekdoten und Episoden sowie Sketche über die Rampe: Locker vom Hocker im gemütlichen Plauderton und als Revue und Varieté serviert und nicht oberlehrerhaft belehrend. Klasse! Das Konzertprogramm des Jubilars enthielt wie beim Menü eine Gliederung nach Begrüßung, Vorspeise mit verschiedenen Hauptgerichten und natürlich begleitend Weinempfehlungen sowie für Naschkatzen Desserts. Die Kunst bestand darin, einmal zu dieser Systematik die passenden Programmpunkte zu finden, was durchweg gelang. So zu den Speisen „Tierisches“ wie der legendäre Erfolgstitel der Comedian Harmonists „Ich wollt ich wär ein Huhn ...“. Oder für Humoristen die schrill-schräge Version über Schuberts Forelle, die in der Bearbeitung von Franz Schöggl in den verschiedensten Musikstilen parodiert wird und so gar nicht im Bachbett zur Ruhe kommt. Natürlich durften Beilagen nicht fehlen und für Liebhaber von „Erdäpfeln“ kam die Kartoffelkantate von Johann André zur Aufführung. Kurz: Das Menü war vortrefflich zusammengestellt worden, und alles war schön angerichtet und dekoriert. Aber schmeckte es, anders ausgedrückt: Kam es an und vor allem gelangen diese Klangbeispiele interpretatorisch zwischen Kunst- und Unterhaltungsmusik? Diese Frage darf euphorisch bejaht werden, weil sowohl das Singen im klassischen, unbegleiteten A-cappella-Stil wie das „Abschmecken“ (Abstimmen) mit dem Künstlerehepaar Jutta (Klavier) und Peter Schitter (Kontrabass) als Wegbegleiter vorzüglich gelang. In grundsolider gesangstechnischer Qualität und klanglicher Expressivität und zudem in stimmlicher intonatorischer Reinkultur bei gut verständlicher und gut geschulter Aussprache und eindringlicher Deklamation. Dabei waren die genannten Arrangements und die choreographisch und szenisch unterstützte Darbietungsweise weitere Garanten für den außerordentlichen Erfolg, da alles lebendig und nie statisch wirkte. Chorleiterin Sonja Walther hatte außerdem viel an der Klangqualität und Expressivität gearbeitet und ließ durch gute Atemführung der Vokalisten ihre Handschrift erkennen. Wollte man die metaphorische Analogie zwischen Musik und Menü weiter bemühen, so drängt sich im für rauschende Hoffeste bekannten Barock-Zeitalter eine solche Tafelmusik auf. Was bei Telemann mit Spielleuten und Stadtpfeifern ausgeführt wurde, oblag hier dem Saxophon-Quintett des Musikvereins Winnweiler, das wesentlich zum Gelingen beitrug. Allerdings dem Instrumentarium entsprechend nicht mit Barockmusik, sondern mit Klangbeispielen aus Musical, (Anatevka) Film (Balus’ Lied aus dem Dschungelbuch und Mancinis „Pink Panther“) oder Evergreens wie John Kanders „New York“. Patrick Schwehm (Sopransaxophon) sowie Nicolas Geminn und Michaela Cronauer-Reinhard (Altsaxophon) sowie Inga Beilmann (Tenorsaxophon) und Joel Jung (Bariton-Saxophon) trafen bei jedem Titel genau den Nerv der Melodik und Stilistik und warteten mit mitreißender Spielfreude im großen Stil auf. Neidern blieb vielleicht der Bissen im Hals stecken, Nachahmer bekamen sicher Appetit auf mehr, und begeisterte Zuhörer wurden swingend in einen pulsierenden Rhythmus versetzt.

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