Donnersbergkreis Lehrzeit abgeschlossen

Fühlt sich auf der Veranda in seinem Garten in Rammelsbach wohl: Xaver Jung.
Fühlt sich auf der Veranda in seinem Garten in Rammelsbach wohl: Xaver Jung.

Seinen Arbeitsschwerpunkt sieht Xaver Jung in seinem Wahlkreis. „Und in Berlin kann ich dann Relevantes weitergeben“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete. Wie schon vor vier Jahren ist der Rammelsbacher Direktkandidat der CDU im Wahlkreis Kaiserslautern, zu dem der Landkreis Kusel zählt.

Dennoch: 80 bis 100 Nächte pro Jahr, so schätzt Xaver Jung, verbringt er in der Hauptstadt, seit er 2013 über die CDU-Landesliste in den Bundestag eingezogen ist. Damals hatte er das Direktmandat knapp verpasst. Trotz seines mächtigen Sprungs auf der Landesliste der Christdemokraten von Platz 13 auf acht für die anstehende Wahl geht Jung davon aus, dass er diesmal den Wahlkreis gewinnen muss, um sicher wieder in den Bundestag einzuziehen. Und dass er weiterhin zwischen Rammelsbach und Berlin pendeln will, das steht für den 55-Jährigen außer Frage. „Wenn man sich zu einem solchen Schritt entschließt mit all seinen beruflichen wie privaten Auswirkungen, dann soll das doch nicht nur für vier Jahre sein.“ Zumal Jung die Eingewöhnungsphase als Abgeordneter nun schon mal hinter sich gebracht hat: „Man ist vier Jahre Lehrling“, sagt er. „Natürlich ist man interessiert und gierig, aber man kommt nicht nach Berlin und erklärt denen, wie die Welt funktioniert.“ Doch schon in den ersten vier Jahren hat er gemerkt, „dass man als Abgeordneter wesentlich mehr erreichen kann, als man denkt – man bekommt schnelle Antworten, hat die richtigen Gesprächspartner“. Natürlich müsse man sich vieles erarbeiten, es sei „ein Unterschied, ob man schon ein Mandat hat oder sich als Neuling erst einen Namen machen muss“. Heute kämen die Kollegen in Berlin auch auf ihn zu. Zu Hause in Rammelsbach wohnt Xaver Jung mit seiner Frau und seinen beiden jugendlichen Kindern im Eigenheim, das er sich kurz vor der Bundestagswahl vor vier Jahren zugelegt hat, nachdem er dort zuvor zehn Jahre zur Miete gelebt hatte – kein Gedanke also daran, seinen Heimatort zu verlassen. In Berlin wohnt er im Hotel. „Das war anfangs nicht so geplant, aber irgendwann habe ich mich daran gewöhnt.“ Für Jung, der das dörfliche Vereinsleben als Vorsitzender des Rammelsbacher Turnvereins kennt, wäre es „in einer kleinen Wohnung vielleicht doch zu einsam“. Wenngleich er nach der Rückkehr aus Berlin „die Ruhe in Rammelsbach schon genießt“. Was dem ehemaligen Lehrer in seiner ländlichen Heimat einfacher fallen dürfte als in der Hauptstadt, ist seine Vorstellung davon, wie er sich am liebsten mit Kritik auseinandersetzt: „Ich bin eigentlich kein Freund von politischen Diskussionen auf Facebook, bin da eher für Gespräche mit Kritikern bei einem Bier.“ Nicht nur im Bildungsausschuss – Jung: „Ich bin dort interessanterweise einer von nur wenigen Lehrern“ – schreibt er sich einige Erfolge der vergangenen vier Jahre auf die Fahnen: „Wir haben es geschafft, dass die Bundeswehr etwas länger in Kusel geblieben ist und dass Coca-Cola nicht ins Saarland, sondern nach Ramstein gezogen ist.“ Vor allem die Infrastruktur in der Pfalz liegt ihm am Herzen: Mobilfunk und Internet ebenso wie Verkehr. „Langfristig brauchen wir eine bessere Anbindung von Kaiserslautern ans Rhein-Main-Gebiet, den TGV-Anschluss müssen wir bewahren.“ Den Ausbau der B 270 im Lautertal würde Jung gerne schneller voranschreiten sehen, die B-420-Ortsumgehung Schönenberg-Kübelberg voranbringen. Auch die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum sieht er als wichtiges Thema für den gesamten Wahlkreis. Er weiß, dass es dicke Bretter zu bohren gilt. „Politiker sind keine Zauberer“, sagt Xaver Jung, „aber sie können Bremser sein.“ Zu Letzteren will er keinesfalls gehören. Ersteres sei da schon eher bei seinem zweiten großen Hobby möglich, das er ebenfalls studiert hat: Musik. Fürs Klavier nimmt sich Xaver Jung aber fast nur noch Zeit, wenn er seine ebenfalls sehr musikalischen Kinder begleitet. Ob diese auch das politische Faible des Vaters geerbt haben? „Es wäre völlig okay, wenn das nicht so ist“, sagt Jung.

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