Donnersbergkreis Hexen und Horrorärzte

Für große Begeisterung sorgte ein selbstgebauter, silberner Heißluftballon für eine Reise in „80 Tagen um die Welt“
Für große Begeisterung sorgte ein selbstgebauter, silberner Heißluftballon für eine Reise in »80 Tagen um die Welt«

„Die Orwisser Kerb is do, was sein die Leit so froh“, dröhnte es am Sonntagnachmittag laut durch die Gassen der kleinen Gemeinde. Nicht nur Orbiser standen am Straßenrand, um den kreativen Umzug zu bewundern, auch aus dem umliegenden Orten waren Interessierte gekommen, um zu feiern, zu lachen.

Der Duft von frischgebackenem Zwetschgenkuchen erfüllte bereits am Samstagnachmittag manch ein Haus in Orbis. Einige Bewohner kehrten noch flink die Bürgersteige, andere befestigten schnell die blau-weißen Fahnen des Ortes vor dem Haus. Seit Donnerstagabend gab es zahlreiche Kerwe-Aktivitäten im Ort. Nach dem ersten Herbststurm des Jahres stellten die Kerweborsch und -mäd am Donnerstagabend den Kerwebaum vor der Gemeindehalle auf. Am Freitagmorgen begannen die Schausteller den Festplatz vorzubereiten, das Karussell und den Schießstand aufzubauen. Nach den Kerwefußballspielen wurde in der Turnhalle der Kerweborsch ersteigert. Janis Steuerwald durfte den geschmückten Zylinder in diesem Jahr tragen. Eine „Quetschekönigin“ gab es wie in den vergangenen drei Jahren nicht. Dies tat der Stimmung dennoch keinen Abbruch. Der Höhepunkt der Kerwe war der Umzug am Sonntagmittag. Hier folgte eine ausgefallene Idee auf die nächste. Pascal Ritterspach fuhr mit dem Wagen der Feuerwehr vorneweg und kündigte mit lauter Sirene den Festzug an. Den eröffnete Braugerstenkönigin Christiane die Erste. Würdig ersetzte sie die fehlende Quetschekönigin und winkte freundlich vom roten Traktor, der mit zahlreichen Sonnenblumen geschmückt war. Flamingos und Surfbretter dekorierten den nächsten Umzugswagen. Der spanische Sommerhit „Despacito“ ließ besonders die Jüngeren an die letzten Ferien zurückdenken. Der Kerwenachwuchs schien ebenfalls gesichert und beteiligte sich rege: die Disney-Prinzessinnen Anna und Elsa wurden von einem Einhorn und einem Rennfahrer begleitet, bevor die Kirchenmäuse folgten. In Anlehnung an den aktuellen Kinofilm durften fünf verschiedene „Emojis“ beim Umzug auch nicht fehlen. Der Musik-Club Fidelio aus Dreisen sorgte für die passende Marschmusik, bevor „Nils Donnervogel“ das „Selztalhinkel“ hinter sich herzog. Für große Begeisterung sorgte ein selbstgebauter, silberner Heißluftballon. In „80 Tagen um die Welt“ war das Motto und sorgte bei einigen Zuschauern für Fernweh. Bayern war zwar in dem Roman von Jules Verne kein Reiseziel, der Freistaat war allerdings beim Umzug in Orbis vertreten. Danach ging es weiter in den Winterurlaub und das mitten im September. Bei aktueller Schlagermusik kam gute Stimmung auf und die Piktogramme zum Apres-Ski-Triathlon brachten Einige zum Lachen. Die „Latwersch-Gäng“ konnte in diesem Jahr keine Marmelade anbieten, stattdessen wurden verschiedene Schnäpse verteilt und bunte Blumen aus dem Kirchheimbolander Laden „Blimmelche“ verschenkt. Als Imker verkleidet verteilte Alexander Rott Honig und wurde von einer lebendigen Blumenschar begleitet. Kaum zu erkennen waren die Turnerfrauen, die sich mit spitzen Hüten, dunklen Gewändern und langen Nasen mit zahlreichen Warzen als Hexen verkleidet hatten. Doch glaubte, dass die Kostümierungen nicht mehr besser werden konnten, hatte sich stark getäuscht! Drei gruselige Horrorärzte mit blutverschmierter Kleidung und herausfallenden Därmen folgten. Natürlich hatten sie auch Patienten mitgebracht, die nicht minder furchteinflößend aussahen: Ein Waldarbeiter mit einer Axt in der Schulter und einer gespaltenen Nase, ein Läufer mit fehlendem Auge und amputiertem Fuß und eine Walkerin, der eine Dose in der Stirn steckte. Den Abschluss des herausragenden Umzuges bildete eine Zeitreise. Mit dem Slogan „Mer sin zerick“ hielten die 80er Jahre, mit Vokuhila und Neonfarben, wieder Einzug in die Gemeinde. In der Kerweredd wurden zahlreiche lustige Anekdoten des vergangenen Jahres gesammelt und auf Pfälzisch festgehalten. Am Montagabend wurde die Kerwe verbrannt, eine passende Grabrede für den „Kerwehannes“ durfte natürlich auch nicht fehlen.

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