Donnersbergkreis Hagel zum Umzug

Die „Dancing Devils“ zeigten auf eigenem Wagen ihr Können.
Die »Dancing Devils« zeigten auf eigenem Wagen ihr Können.

„Wir essen, trinken, singen und sind froh – Gott sei Dank, die Kerb iss werrer do“, sagte Florian Philippi in seiner Rede, die er vom strohbeladenen Leiterwagen herab hielt. Schon am Freitag wurde die Jubiläumskerb zum 70-jährigen Bestehen im Gasthaus Roos angetrunken und anschließend per Fackelzug mit Zwischenstopps im Weinschlösschen und im TuS-Vereinsheim durch das Dorf getragen.

Als sich am Sonntagnachmittag schwarze Gewitterwolken vor die Sonne schoben, verfinsterten sich auch die Mienen der Kerweteilnehmer und ihrer Gäste. Dann ließ der Himmel einen Hagelschauer niedergehen und die Hagelkörner groß wie Erbsen auf dem Asphalt tanzen. Dem Jubiläumsumzug schadete das alles trotzdem nicht. Den „Ingelumer Rotwoigeischter“ gelang es mit ihren furchterregenden Uniformen und mit über 20 Trommeln und sonstigen Schlaginstrumenten die unheilverkündenden Wolken zu vertreiben. Mit Kerwekranz und Kerwebaum führte die Kerwejugend, „Ilwesemer Rasselböck“ genannt, den Umzug an. Die Showtanzgruppe „Dancing Devils“ zeigte auf einem Wagen einen Teil ihres Könnens. Den „Fluch der Karibik“ stellte die Umzugsleitung als herrlichen Badestrand dar, an dem ein Seeungeheuer mit sieben Fangarmen lauerte. „Gucken emol, wie die Maschine brummen, wann jetzt die alte Geräte kummen“, hieß es dann programmatisch. Gezeigt wurden Maschinen und Gerätschaften aus der Nachkriegszeit. Es folgten die „Grumbeerhex“, eine Mähmaschine, ein Traktor mit Mähbalken, ein 42er Deutz Traktor, auch der alte Fendt Modell 716 und natürlich der legendäre Rudi mit seinem „Ursus“, ein 1948 in der Sowjetunion auf Lizenz gebauter Lanz-Bulldog. Es blieb den Zuschauern überlassen festzustellen, wer eigentlich mit den „Sektperlchen“ gemeint war: Waren es die Perlen, die im Glas emporstiegen, oder waren es die hübschen Mädels, die den Kerwegästen damit zuprosteten? Bestaunt wurden auch die Mini-Rennfahrer, wie sie mit ihren elektrisch angetriebenen Fahrzeugen geschickt umzugehen verstanden. „Solang mer uns es Wasser reiche kann, nemmen mer es Bier vum Oktoberfescht an“, machte die Bischemer Kerwejugend glaubhaft. Die Fasnachter aus Stetten erinnerten an eine Vereinsfahrt nach Tripsdrill: „Hiezus war alles perfekt, haamzus is de Bus verreckt.“ Auch an die Märchenwelt wurde erinnert – mit kleinen Änderungen gegenüber dem Original. So sollte Rapunzel statt ihres Haares den Riesling runterlassen. Der Spielmannszug Kriegsfeld sorgte, wie seit Jahren, für den guten Ton und leitete stimmungsvoll zur Kerweredd über. „70 Johr iss unser Kerb jetzt jung, mer henn werrer veel Theme fer unser Redd gefunn“, sagte Redner Florian Philippi. Erwartungsgemäß war die Straßenbaustelle am „Steinernen Kreuz“, wo viele Verkehrsteilnehmer in die Irre fuhren, umjubeltes Thema der Rede. Außerdem wurde die Erregung über Hundegebell in der Hauptrasse glossiert. Der betreffende Einwohner baute eine Kamera auf, um die Verdächtigen zu stellen, erwische aber nur „de Arsch vun eme Määre“... Am Montag fand der Kerwetanz mit dem Einselthumer Unterhaltungsgenie Kalli Koppold und dem Jubiläumsfeuerwerk statt, und am Dienstag wurde die Kerb für ein weiteres Jahr vergraben.

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