Donnersbergkreis Garanten für Wald- und Wanderkultur

Muntere Runde (im Uhrzeigersinn von vorne links): Walter Gehm und Hado Reimringer (Dannenfels), Frank Molitor (Steinbach), Gerha
Muntere Runde (im Uhrzeigersinn von vorne links): Walter Gehm und Hado Reimringer (Dannenfels), Frank Molitor (Steinbach), Gerhard Theobald (Imsbach), Silvia Fuhrmann und Walter Eder (Kirchheimbolanden), Redakteurin Anja Hartmetz, Heinz Heppes (Göllheim), Traude Kuntz und Albert Gillmann (Obermoschel).

RHEINPFALZ-SOMMERREDAKTION: Pfälzerwaldvereine leiden unter Mitgliederschwund – Angebot trotzdem unverzichtbar

«KIRCHHEIMBOLANDEN.» Fehlender Nachwuchs und fehlende Helfer: Wie sich beim Gespräch in der Sommerredaktion herauskristallisierte, sind dies die Hauptprobleme der Pfälzerwaldvereine im Kreis. Allerdings gibt es Unterschiede von Verein zu Verein. In Obermoschel zum Beispiel sieht es, was die Anzahl der sich tatsächlich engagierenden Mitglieder angeht, regelrecht finster aus. „Wir wissen nicht, ob wir Nachfolger im Vorstand finden, wenn wir aufhören“, sagt Albert Gillmann. „Wir hatten einmal die Hoffnung, über Angebote für Kinder dann auch an die Eltern zu kommen, aber da waren wir bisher wenig erfolgreich“, ergänzt Traude Kuntz. In Steinbach hat man da deutlich bessere Erfahrungen gemacht, wie Frank Molitor bekräftigt: „Man muss aktiv auf die Kinder zugehen. Das macht man am besten schon im Kindergarten. Wir bieten Nikolaus- und Osterwanderungen an, das kommt immer sehr gut an.“ Er räumt ein, dass das dann aber leider nur so lange interessant sei, bis die Kinder in die Pubertät kämen. „Dann reißt das ab. Aber mit 40, 50 kommen sie dann wieder.“ Versucht hat man Ähnliches natürlich auch in Obermoschel: „Wir haben früher Zeltlager für die Kinder veranstaltet. Die Teilnehmer wären jetzt in dem Alter zwischen 40 und 50. Sie kommen aber leider nicht“, so Kuntz. In Kirchheimbolanden wurde vor einigen Jahren eine Familiengruppe gegründet. Rund 40 Personen engagieren sich dort. „Gerade erst haben wir ein Zeltlager mit 17 Kindern und 15 Erwachsenen veranstaltet, alle waren begeistert“, sagt Silvia Fuhrmann. Sie ist sich sicher: „Wenn die Chemie stimmt, kommen auch weiter Familien hinzu.“ Die sind allerdings nicht nur aus Kirchheimbolanden, räumt sie ein, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden. Was sie ganz wichtig findet, um die Kinder auch nachhaltig bei der Stange zu halten: „Sie müssen mitentscheiden dürfen.“ Nicht dass man all das in Obermoschel nicht versucht hätte. „Aber leider kommen die Jungen immer nur zu dem Ereignis, das wir gerade anbieten, zum Beispiel zur Fackelwanderung auf die Burg. Das macht ihnen dann auch Spaß, aber es ergibt sich halt nichts für den Verein daraus.“ Bestätigung kommt von Gerhard Theobald aus Imsbach: „Wir haben früher auch regelmäßig Oster- und Nikolauswanderungen angeboten. Es kommt aber nichts hinterher. Im Ausschuss sind wir alle Rentner, bis auf einen.“ Ganz gegen den Trend läuft es bei der Ortsgruppe Dannenfels. Die hatte sich mangels Zuspruch eigentlich schon aufgelöst. „Der alte Verein war schon abgemeldet“, sagt Hado Reimringer. Dann aber gab es eine Initiative zur Neugründung. „Wir sagten uns: Das kann doch nicht sein, Wandern ist ein Trendsport, aber die Vereine selbst haben ein Problem“, so Reimringer. Das war 2010. „Bei der Neugründung kamen dann auf einen Schlag 47 Mitglieder dazu. Inzwischen sind wir 91.“ Für die Kinder denken sich die Dannenfelser immer wieder etwas Neues aus. „Zum Beispiel wollen wir ihnen den Umgang mit Karten und Kompass beibringen.“ Des weiteren bietet die Ortsgruppe auch Themenwanderungen zu Fauna und Flora an. „Die Kinder sind sehr interessiert, die Eltern oft nicht“, so Reimringers trockenes Fazit. Um bei Veranstaltungen mehr Resonanz zu bekommen, haben sich Dannenfels, Kibo, Rockenhausen und Bolanden außerdem zu einem lockeren Verbund zusammengeschlossen. „Wir machen gemeinsame Veranstaltungen wie ,Tanz auf dem Berg’, Wanderungen und Wanderpläne und tauschen uns untereinander aus“, erklärt der Steinbacher Molitor. Ein für den Pfälzerwaldverein wichtiges Klientel hat Walter Eder aus Kirchheimbolanden übrigens in alleinstehenden Frauen ausgemacht. „In dieser Gruppe haben wir großen Zuwachs“. Um ihnen ein angenehmes Umfeld zu bieten, haben wir eine Singgruppe gegründet, die sich einmal im Monat trifft. Sie besteht aus 25 Frauen, drei Männern und vier Gitarren. „Inzwischen haben wir sogar ein eigenes Liederbuch“, so Eder. Die Ortsgruppe Göllheim steht derzeit sehr gut da mit ihrer selbstbewirtschafteten Kriegsberghütte, die sich in der Region großer Beliebtheit erfreut und erst vor kurzem erweitert und modernisiert wurde. Das Problem: „Das Helferteam ist überaltert“, sagt Heinz Heppes. Noch läuft es gut, die Frage ist aber, was in ein paar Jahren sein wird. Schon jetzt lassen sich die Zeichen der Zeit nicht übersehen: „Als ich vor 13 Jahren den Vorsitz übernahm, hatten wir 40 Hüttendienstler im Einsatz, jetzt sind es noch knapp 20. Die Jüngsten sind 55 bis 60“, so Heppes. Er denkt jetzt darüber nach, nach Kirchheimbolander Vorbild ebenfalls eine Familiengruppe zu gründen. Derzeit handelt es sich bei den meisten Neumitgliedern der Göllheimer Gruppe um auswärtige Gäste, die von der Hütte so begeistert waren, dass sie gleich dem Verein beitraten. Während die Göllheimer ihren Hüttendienstlern eine Aufwandsentschädigung zahlen und die Steinbacher und die Kirchheimbolander (ihnen gehört die Keltenhütte auf dem Donnersberg) ihre Hütte verpachtet haben, betreiben die Imsbacher ihre komplett ehrenamtlich. Allerdings, und das ist das Besondere, handelt es sich bei den Freiwilligen zu 95 Prozent um Auswärtige. „Wir haben sogar Hüttendienstler aus Frankfurt“, sagt Gerhard Theobald. Über eines sind sich alle Anwesenden trotz Nachwuchssorgen oder Mitgliederschwund einig: Der Pfälzerwaldverein ist für die Region unverzichtbar. „Das machen sich viele Wanderer gar nicht klar“, fasst es Hado Reimringer zusammen: „Ohne uns gebe es weder markierte Wanderwege noch unsere Hüttenkultur.“

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