Donnersbergkreis Fast unsichtbarer Heuler

Seltener Anblick: Waldkäuze bei Helligkeit. Tierfotograf Alexander Weis hat das kauzige Trio in der Morgendämmerung „eingefangen
Seltener Anblick: Waldkäuze bei Helligkeit. Tierfotograf Alexander Weis hat das kauzige Trio in der Morgendämmerung »eingefangen«.

Unheimlich tönt sein Heulen durch den nächtlichen Wald: „Huuu-hu-huhuhu-huu“. Wer dieses schaurige Rufen hört, fühlt sich vielleicht an gruselige Nachtszenen aus einem Krimi- oder Horrorfilm erinnert. Und ertönt dann noch ein gellendes „kuwitt-kuwitt“, ist das Szenario perfekt. Er weiß sich wahrlich akustisch in Szene zu setzen, der Waldkauz. Naturschutzbund (Nabu) und Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben das nachtaktive Tier zum „Vogel des Jahres“ gewählt.

Mit der Kür zum Vogel des Jahres soll der Waldkauz für den Erhalt alter Bäume im Wald werben, die er selbst als Brutplatz braucht. Gleichzeitig soll er auf alle Tiere der Nacht aufmerksam machen. In Deutschland ist der Waldkauz die am häufigsten vorkommende Eule. Auch in den Laubwäldern des Donnersbergkreises ist sein weithin hörbarer Reviergesang im Herbst und Winter oft zu vernehmen. Kornelia Reuther (Bolanden), Ornithologin der Nabu-Kreisgruppe Donnersberg, erklärt: „Wir haben durch eine Umfrage 29 ,Heuler’ in der Nähe von 26 Orten gefunden. Nach unseren Hochrechnungen dürfte es in den ausgedehnten Laubwäldern des Landkreises bis zu 80 Revierinhaber geben.“ Für die Verbandsgemeinde Winnweiler können zwei Nabu-Vogelkundler eine genaue Zahl vorlegen. Bei einer größeren Untersuchung der Vogelwelt wurde der Waldkauz im Februar und März angelockt. Dabei wurde eine Aufnahme seines Gesangs in hoher Lautstärke abgespielt. Zwölfmal ertönte von weit her eine Antwort auf die Rufe eines vermeintlichen Rivalen. Unvergesslich die Nacht im Sippersfelder Wald, als gleich vier Rufer aus verschieden Richtungen immer näher kamen und sich gegenseitig „hochschaukelten“. Als Vogel der Nacht ist der Waldkauz für Menschen unsichtbar. Aber dann war da noch dieser schwarz verrußte Waldkauz, der nach einer unfreiwilligen Rutschpartie durch den Kamin im Wohnzimmer gelandet war. Eines Tages kam beim Nabu ein Anruf aus Jakobsweiler: „ Hilfe – eine Eule im Wohnzimmer.“ Ein Nabu- Mitarbeiter fand am Kamin einen entkräfteten Waldkauz. Sein vergebliches Bemühen, sich in dieser engen, glatten Röhre wieder nach oben zu schaffen, hatte ihn viel Kraft gekostet. Der Kauz wurde in die Auffangstation für verletzte Greifvögel und Eulen in Imsbach gebracht. „Pflegevater“ Bernhard Oester gab ihm erst mal viel Wasser. Dann stellte er fest, dass die Krallen stumpf waren. So durfte der Pechvogel noch vier Wochen bleiben, bis die Krallen wieder spitz waren. Wie war es zu der unfreiwilligen Rutschpartie gekommen? Von Natur aus hat der Kauz eine Vorliebe für Höhlen, in denen er den Tag verschläft und die er im Frühjahr als Brutplatz braucht. Dabei bevorzugt er Höhlen in alten Bäumen. Fehlen diese, nimmt er auch Höhlen in Gebäuden an. Und da kam ihm der Schornstein in „Joxwiller“ gerade recht. Dass er auf dem Irrweg war, bemerkte er zu spät. Als Nachtaktiver ist der Waldkauz bestens an sein Leben in der Dunkelheit angepasst. Er fliegt nahezu geräuschlos. Ein besonders dichtes und samtartiges Polster auf der Oberseite der Flügel und kammartige Zähnchen an den Kanten der äußersten Flügelfedern verwirbeln den Luftstrom und unterdrücken jedes Geräusch. So kann er seine Beute leicht überraschen. Der Waldkauz sieht ausgezeichnet im Dunkeln, so lange noch ein wenig Restlicht vorhanden ist. Bei völliger Dunkelheit verlässt sich der „Jäger der Nacht“ allein auf sein Gehör. Auch die leisesten Geräusche nimmt er aus bis zu 100 Meter Entfernung wahr. Bei der Nahrungssuche ist der nicht wählerisch. Er jagt vor allem Mäuse, aber auch größere Säuger, Ratten, Hamster, Eichhörnchen. Erstaunlich, dass er auch mittelgroße Vögel wie Tauben, Blesshühner und Rabenkrähen überwältigt. In mäusearmen Zeiten greift er Kleinvögel, wobei er durch Flügelklatschen Sperlinge oder Finken von ihren Sammelschlafplätzen aufscheucht. In den letzten Jahrzehnten hat der Waldkauz seine angestammte Heimat in den Laubwäldern verlassen und in Parkanlagen, Alleen und auf Friedhöfen ein neues Zuhause gefunden.

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