Donnersbergkreis Essen für Leib und Seele

Entgegen den Gepflogenheiten des Mittelalters durften die Gäste im Alsenzer Hof mit Messer und Gabel und vom eigenen Teller esse
Entgegen den Gepflogenheiten des Mittelalters durften die Gäste im Alsenzer Hof mit Messer und Gabel und vom eigenen Teller essen.

Unter dem Motto „Tafeln wie zu Luthers Zeiten“ hatte der Historische Verein der Nordpfalz zu einem Drei-Gänge-Menü nach Mittelalterart in den Alsenzer Hof eingeladen. Die Resonanz war nicht nur für die Vorsitzende des Vereins, Sonja Müller, eine Überraschung: Innerhalb weniger Tage war die Veranstaltung ausgebucht, auch für den Nachholtermin am Samstag ist kein Platz mehr frei.

Dass Trinken und Essen Leib und Seele zusammenhält, das habe Luther bereits gewusst, so die Vorsitzende bei ihrer Begrüßung. Er sei nicht nur ein bedeutender Reformator, Seelsorger und gebildeter Theologe gewesen, sondern auch ein Familien-und Genussmensch, der bekanntermaßen gut und gerne aß. Daran sollte der Abend erinnern, der nicht nur den Leib, sondern auch die Seele sättigen sollte. Dazu waren die 95 Thesen Martin Luthers im Alsenzer Hof „angeschlagen“ worden, ein Gast hatte ein altes Porträt des Reformators zur Ansicht mitgebracht. Das Essen bestand im Mittelalter bei den einfachen Bürgern in der Regel aus Getreidebrei und Brot. Während das Gesinde die dunklen Brotsorten essen musste, gab es für die Herrschaften auch Weißbrot. In Alsenz begann die Menüfolge mit einem Griebenschmalz, gewürzt mit Majoran und Thymian, das als Brotaufstrich auf das Drei-Gänge-Menü einstimmte. Es folgte im ersten Gang eine fein geräucherte Forelle mit Rotkohl und Speck. Zu Luthers Zeiten wurden die Mahlzeiten ergänzt durch Fleisch und Käse, allerdings abhängig vom Wohlstand. Das Jagen war dem Adel vorbehalten, weshalb die Bürger und Bauern auf das Fleisch von Schweinen, Ziegen, Schafen, Hühnern und Gänsen beschränkt waren. Was die Tischsitten zu Luthers Zeiten betreffe, gab es einiges zu verbessern, wie Müller berichtete. Nur so sei auch die Flut an Schriften über gute Tischsitten zu jener Zeit erklärbar. Obwohl früher teilweise mit den Fingern gegessen wurde, der Ärmel am Mund abgewischt werden durfte und oft mit dem Tischnachbarn bisweilen Löffel und Trinkgefäß geteilt wurde, verzichtete der Historische Verein Alsenz auch beim Auftragen des zweiten Menü-Ganges, einem Brathähnchen mit Gerstenknödel und Kümmelkohl, auf die ursprünglichen mittelalterlichen Gepflogenheiten. Es lagen Gabel, Messer und Löffel sowie auch übliche Servietten für jeden einzelnen Gast bereit. Auch die Getränke hatten im Mittelalter ihren besonderen Stellenwert, wie Müller informierte. Vor allem Bier wurde getrunken. Es war ein Genussmittel, aber auch ein wichtiges Lebensmittel. Aus verschiedenen Getreidesorten wurde es in den größeren Hauswirtschaften und vor allem in Klöstern gebraut. Das Katharinenbier, Luthers Hausgetränk, wurde von seiner Frau Katharina gebraut. In den Haushalten war das Bierbrauen Frauensache, üblicherweise lud eine Frau, die gebraut hatte, ihre Nachbarinnen zu einem „Bierkränzchen“ ein. Das Katharinenbier wird noch heute in Witterberg gebraut. Ebenso wurde Wein angebaut und gekeltert. War der Wein nicht süß genug, wurde er mit Honig angereichert, auch wurden Gewürze gerne zur Verbesserung des Geschmacks verwendet. Dass man von Bier und Wein betrunken wurde, war nicht nur ein angenehmer Nebeneffekt, sondern galt im Mittelalter als gesund, wie Sonja Müller weiter informierte. Zahlreiche regionale Angebote an Weinen aus dem Moschel- und Alsenztal, aber auch Bier wie auch Wasser standen im Alsenzer Hof reichlich zur Verfügung. Als Nachtisch und dritten Menügang ließ der Chefkoch Ronny Scheil als „Krönung“ des Abends eine Pflaumenschnitte mit Hefe servieren. Wie die Vereinsvorsitzende ankündigte, wird es am Reformationstag, 31. Oktober, eine Kinovorführung für Kinder und Erwachsene in der Galerie des Pfälzischen Steinhauermuseums geben.

x