Donnersbergkreis Erfrischendes Nass für die „Staaklopper“

In früheren Zeiten auch ein guter Platz für ein Stelldichein: der Brunnen vor der ehemaligen Schule.
In früheren Zeiten auch ein guter Platz für ein Stelldichein: der Brunnen vor der ehemaligen Schule.

«Schweisweiler». Es gibt kaum eine Gemeinde im Donnersbergkreis, die nicht einen oder mehrere Dorfbrunnen hat. Die einen sind kaum zu übersehen, die anderen muss man suchen. Und manche bergen eine interessante Geschichte. Die RHEINPFALZ hat sich im Landkreis umgeschaut und so einiges Erstaunliches herausgefunden. Heute geht es um die Brunnen von Schweisweiler.

„Leos Tenne“ ist weit über die Ortsgrenze von Schweisweiler hinaus bekannt. Der mittlerweile 93-jährige frühere Maschinenbau-Ingenieur, vorübergehende Argentinienauswanderer, Berufsschullehrer, freie Mitarbeiter der Donnersberger Rundschau und zeitweilige Ortsbürgermeister Leo Dörr hat sich hier im Laufe vieler Jahre in der Scheune eines 300 Jahre alten landwirtschaftlichen Anwesens sein privates Heimatmuseum zusammengetragen. Zwar hat Dörr die Betreuung der Sammlung vor kurzem an den 53 Jahre jüngeren Prüfingenieur Thorsten Henrich übergeben, dennoch bleibt sein Name untrennbar mit der Bewahrung des Andenkens an die kulturelle Vergangenheit der Donnersberggemeinde verbunden. Sein 2002 veröffentlichtes Buch „Erlebtes Schweisweiler“ erlaubt einen tiefen Einblick in den Alltag des dörflichen Lebens, in dem die Kapitel über Brunnen und Wasserversorgung nicht fehlen. Selbstverständlich werden in Leos Tenne auch Ausstellungsstücke rund ums Wasser gezeigt, darunter Eimer und Kannen, und neben dem Gebäude stehen ein alter Sandsteintrog und eine Schwengelpumpe über einem zehn Meter tiefen, mit Sandsteinen ausgemauerten Brunnenschacht. Auch im Hof des Nachbarhauses von Walter Kroll zeugt ein Brunnen von der früheren häuslichen Wasserversorgung. Mit Stolz verweist Dörr auf die „Rettung“ und Reaktivierung des Dorfbrunnens, welcher vor der ehemaligen protestantischen Schule unmittelbar neben seinem Elternhaus in der Dorfstraße stand. Fotos belegen, dass der ursprünglich vorhandene Sandsteintrog in den 1940er Jahren durch einen bei Gienanth hergestellten gusseisernen Eimerständer ersetzt wurde. Mit Freude erinnert sich Dörr daran, als Bub den Arbeitern der Steinbrüche an heißen Tagen frisches Trinkwasser gebracht zu haben. Die „Staaklopper“ legten Wert auf das Wasser aus diesem Brunnen, da es besonders wohlschmeckend gewesen sei. Dieser holzverkleidete Brunnen wurde 1963 im Zuge des Wasserleitungsbaus abgeräumt. Glücklicherweise landeten die gusseisernen Teile nicht beim Schrotthändler, sondern wurden hinter dem Schulgelände aufbewahrt, bis man sich ihrer fast 30 Jahre später bei der Planung von Dorfverschönungsmaßnahmen wieder erinnerte. In den Jahren von 1991 bis 1996 sei der Brunnenstock erneuert und gegenüber an der Ecke Dorfstraße/Hinnergasse vor dem wunderschön restaurierten Sandsteinhäuschen wieder aufgestellt worden. Mit dem Schwengel lässt sich der Brunnen zwar nicht mehr bedienen, aber dafür fördert eine Elektropumpe das Wasser in das Auslaufrohr, von wo es durch den Eimerständer wieder zurückfließt. Neben dem Brunnen laden im Schatten eines Rotdornbaumes zwei Bänke und ein Tisch aus massivem Holz zum Verweilen ein. Die Wiederbelebung dieses Brunnens sei damals auch mit einem - dem bisher einzigen - Brunnenfest gebührend gefeiert worden. Neben dem Brunnen am Schulhaus habe es laut Dörr vor der Bäckerei Haas einen weiteren mit einem gusseisernen Trog gegeben. Von ihm existiere heute allerdings nichts mehr. An diesen beiden Brunnen sei das Trink- und Waschwasser geholt worden. „So mancher Jüngling und so manche junge Maid verbanden das Wasserholen mit einem Stelldichein.“ Und über den sparsamen Umgang mit dem kostbaren Nass schreibt der Heimatforscher, dass für die wöchentliche Körperpflege das Wasser der Badbütt in der Küche oft für mehrere Personen herhalten musste. Etwa 30 Brunnen hätten sich damals in Privatbesitz befunden, die insbesondere für die Viehhaltung der Landwirte benötigt wurden. Obwohl der Grundwasserspiegel bei etwa eineinhalb Metern lag, waren deren Schächte bis zu 15 Meter tief und ebenfalls mit Sandsteinen ausgemauert. Trotz ihrer „Winterschutzverkleidung“ seien die Brunnenstöcke bei strengem Frost oft eingefroren. Mit heißem Salzwasser mussten die Pumpen dann wieder aufgetaut werden. Zuweilen habe es auch Probleme mit der Verschmutzung des Wassers durch die häufig zu nahe gelegenen Jauchegruben gegeben. INFO Gibt es auch in Ihrer Gemeinde Brunnen, die eine Geschichte haben und um die es interessante Geschichten gibt? Schreiben Sie an reddonn@rheinpfalz.de.

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