Donnersbergkreis Ein Dorf, zwei Traditionen

Einst war der Sandsteinabbau wichtiger Wirtschaftsfaktor für Ebertsheim. Heute ist das Grubengebiet eine fast unberührte Hügellandschaft und Rückzugsgebiet für viele, auch bedrohte Pflanzen- und Tierarten. Anfang der 1950er-Jahre stellte der letzte Steinbruch den Betrieb ein. Es war der Gauch’sche (im Volksmund „de erschte“) Steinbruch. Genau diesen will die Gemeinde nun als Station für Geotouren nutzen.

Eine enorme Resonanz auf die angebotenen Grubenbegehungen und Steinhauer-Aktionen zeigten das Interesse an der früheren Arbeit mit Sandsteinen. Nicht nur im Dorf selbst ist der rotbraune Sandstein noch heute zu sehen, sondern auch an der Dreifaltigkeitskirche in Worms, dem Hoftheater in Darmstadt oder der Villa Ladenburg in Mannheim. „Wie alt der Sandsteinabbau in Ebertsheim tatsächlich ist, wissen wir nicht“, sagt der Ebertsheimer Heimatforscher Eberhard Krezdorn. Steinbrüche sind bereits in einer Karte aus dem Jahr 1735 eingezeichnet. Krezdorn: „Es ist nicht abwegig zu spekulieren, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen haben, um zum Beispiel die Siedlung und das ,Burgus’ bei Eisenberg zu bauen.“ Die Bedeutung des Sandsteinabbaus machen Berichte aus dem Jahr 1890 deutlich: Danach beschäftigte die Firma Boller etwa 100 Arbeiter und schaffte eine Jahresproduktion von rund 6000 Kubikmetern, umgerechnet zirka 14.000 Tonnen Sandstein. In dieser Zeit wurde die Basis für eine zweite Tradition gelegt: die der Gastwirtschaften. Dazu hat Krezdorn ein Protokoll von 1880 zum Antrag einer Konzession gefunden: „Obgleich noch mehrere Wirtschaften sich dahier befinden, so muß doch erwähnt werden, daß fragliche Wirtschaft, welche vor dem Dorfe auf dem Wege nach den Steinbrüchen hin sich befindet, ein Bedürfnis insbesondere für die ca. 1000 Arbeiter in den Steinbrüchen ist ...“ Manchmal wiederholt sich Geschichte: Sollte künftig eine Geotour in die Ebertsheimer Gruben führen, gäbe es wieder eine Wirtschaft, „welche vor dem Dorfe auf dem Weg nach den Steinbrüchen hin sich befindet“ – das Gasthaus Guthfrucht.