Donnersbergkreis Bronze gewonnen statt Gold verloren

Bei der DM in Hochform: Silke Ermel.
Bei der DM in Hochform: Silke Ermel.

«Hamburg.» Es ist – endlich – Bronze! Die Ü40-Damen der TSG Zellertal spielten wie entfesselt bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Senioren in Schwarzenbek auf: Im reißfesten Nervenkostüm marschierten sie ins Halbfinale, sackten letztlich mit einem 3:1 gegen WRW Kleve Edelmetall ein. Nach dem undankbaren vierten Platz im Vorjahr eine Genugtuung. Die TSG untermauerte einmal mehr ihren Ruf als Senioren-Hochburg der Pfalz.

Entscheidende Phase, 10:10 im fünften Satz, zwei Punkte, die über Scheitern oder Gloria richten. Und Christel Diefenbach dachte ganz frech, sie müsse mal was Verrücktes auf den Tisch zaubern. Einen Überraschungs-Effekt. „Ich war mir in dem Moment so sicher, dass ich den Aufschlag machen muss“, erklärte die 63-Jährige später die Eingebung. Erst in den letzten Wochen habe sie im Training eine neue Angabenvariante getestet: Sie „setze mit Unterschnitt an, spiele dann aber doch nach vorne“, so Diefenbach. Ganz schnell. Die Herren hätten damit gewaltige Probleme. „Das war alles so eng, da hätten wirklich beide gewinnen können“, beschrieb Silke Ermel, Zellertaler Kapitänin, eine Nervenschlacht. Knifflige Situation: Im finalen Gruppenspiel der Deutschen Ü40-Meisterschaft stand es gegen Titelverteidiger TTC Langen 2:2 – und in Diefenbachs Einzel ebenso. Wer verliert, muss die Heimreise antreten. Wer gewinnt, darf um die Krone kämpfen. Beim 10:10 packte der „Oldie“ erstmals den risikoreichen Aufschlag aus. Ihre Gegnerin war ob so viel Gerissenheit verblüfft, hechtete vergebens hinterher. Durch einen „Sicherheitsball“, meinte Diefenbach, riss sie schließlich das 12:10 an sich. Ihre TSG im Halbfinale. Nach einem 3:2 über den Niendorfer TSV und einem 2:3 gegen WRW Kleve. War zwischen den Partien eigentlich eine einstündige Erholung geplant, standen die Zellertalerinnen Ermel, Diefenbach und Sylke Bayer von 9 bis 18 Uhr an der Platte. Ununterbrochen. Ermel drückte den physischen Kraftakt bildlich aus: „Wir waren alle völlig k.o. Man muss sich das so vorstellen: Wenn ein Auto laufen muss, aber keine Reserve mehr im Tank hat. Irgendwo war dann noch ein Tropfen Benzin im linken Eck.“ „Ich bin ja teilweise noch 20 Jahre älter als der Rest“, sagte auch Diefenbach. Sie sah sich fast nur mit Gegnerinnen um die 40 Jahre konfrontiert. Aber kämpfen, das könne sie immer. Der „Oldtimer“ lief. Auch mit wenig Benzin. Zwar verlor die TSG im Halbfinale am nächsten Tag 0:3 gegen den späteren Sieger TSV Watenbüttel – dafür revanchierte sie sich gegen WRW Kleve im „kleinen Finale“. Die Westdeutschen unterschätzten die Nordpfälzerinnen, hatten vor dem ersten Ballwechsel gedanklich schon Bronze um den Hals. „Sie waren nicht gerade die Fairsten. Vor dem Spiel haben sie laut gesagt, wenn es normal läuft, gewinnen sie 3:1“, wunderte sich Ermel über so viel Hochmut. Es schlug ihre Glanzstunde: Dreimal in Serie musste sie den Schläger schwingen, die zwei Einzel und das Doppel entschied sie für sich. 3:1. Nicht für Kleve, sondern für die TSG. Ermel: „Wir haben nicht Gold verloren. Wir haben Bronze gewonnen.“ Die Ü70-Damen der TSG, Trudel Biebel und Erika Bauer, feierten ihr DM-Debüt. Nach wenigen Minuten am Morgen war der Medaillentraum ausgeträumt: Biebel knickte um, Spielabbruch, Krankenhaus, Innenbandriss. Eine bittere Premiere.

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